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Stroßmayer hat 15 Jahre lang gesammelt und eine schöne gewählte
Collection alt-italienischer Meister zu Stande gebracht, worunter besonders
interessante Miniaturen und ein herrliches Bild von Fiesole, dann einige
Bilder von Tizian, Schiavone etc. zu finden sind. Von modernen Meistern
ist Overbeck, Steinle, Kupelwieser, Seitz iunior und Consoni in hervor-
ragender Weise vertreten. Außerdem besitzt der kunstliebende Bischof
sehr schöne Gobelins, eine kostbare Casula aus dem r5_. Jahrhundert, auf
burgundischern Drap d'or gestickt, die er in Bosnien erworben, reiche
Kelche, Kreuze u. s. w. Alle diese Kunstschätze nebst einer gewählten
Kunst-Fachbibliothek, die er gesammelt, schenkte Stroßmayer der von
ihm mit einem Capital von einer Viertelmillion gegründeten südslavischen
Akademie der Wissenschaften und Künste. Damit die ganze Sammlung
noch bei seinen Lebzeiten nach Agram gebracht werden könne, widmete
er zum Bau eines geeigneten Gebäudes 40.000 (1., welche Summe durch
Beiträge des Landes, der Stadt, der Akademie auf eine Viertelmillion ge-
bracht wurde. Schmidt machte die Pläne, und vergangenen Herbst wurde
ein prachtvolles, ernstes Bramanteskes Gebäude unter Dach gebracht,
welches die Akademie und die Kunstsammlungen beherbergen soll.
Außer den erwähnten Kunstunternehmungen beschloss die Stadt-
vertretung auf dem neuen Centralfriedhofe den Bau von Arcaden. Ein
junger Kölner Architekt, Bolle, der sieben Jahre bei Schmidt beschäftigt
war und seine Schule bei Withase machte und nun die Bauten am Dome
leitet, machte hiezu die Pläne. Die Arcaden werden hienach durch Kuppel-
capellen in regelmäßigen Zwischenräumen unterbrochen und durch eine
Centralkirche beherrscht. Das Ganze fügt sich in sehr geschickter Weise
dem coupirten Terrain an. Ein Theil der Arcaden mit einer Capelle steht
schon vollendet da und wird von der Baugesinnung unserer Stadtväter
ein sehr günstiges Zeugniss ablegen.
Außerhalb Agram restaurirt Bolle die besuchteste Wallfahrtskirche
Croatiens, Maria Bistrica, und zwar in gllicklichster Weise.
Soviel habe ich über wirklich Ausgeführtes und Begonnenes zu be-
richten, es ist flir ein armes, kleines, zurückgebliebenes Land nicht wenig. -
Von Projecten will ich nicht sprechen, nur sei noch soviel erwähnt, dass
seit einem Jahre in Agram ein kleiner aber rühriger Kunst- und Kunst-
gewerbeverein besteht, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, aus all den
Bauunternehmungen und Sammlungen den richtigen Nutzen zu ziehen.
An der Domkirche soll eine Fachschule für Steinmetze oirganisirt werden,
deren wir viele zu erziehen haben, da beispielsweise ein großer Theil
der Bevölkerung Novis von diesem Kunsthandwerk lebt und dortige Ein-
wohner weitherum als nitalienischeu Arbeiter thätig sind. Im hiesigen
Frauenkloster ist eine Kunststickerei- und Spitzenschule proiectirt, während
daselbst schon mit dem Erlernen der nationalen Färbertechnik begonnen
wurde. Die Stadt gedenkt eine gewerbliche Fortbildungsschule (Abend- und
Sonntagscurs) zu errichten. Alle diese Unternehmungen stossen vorläufig