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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 136)

(geb. zu Wiesensteig, gest. zu Pressburg-r783). ln dem Kreise dieser 
Bildhauer begegnen wir Italienern, Oesterreichern, vorzüglich Tirolern, 
Deutschen aus dem Reiche. Man muss sich erinnern, dass damals Wien 
die Residenz des deutschen Kaisers war, dass Salzburg noch nicht zu 
Oesterreich gehörte und dass letzteres im Reiche selbst die Vorlande 
besass. Auch war im vorigen Jahrhundert die Herrschaft Oesterreichs in 
Italien eine festbegründete. 
Der Bleiguss und die Marmortechnik blieben das ganze i8. Jahr- 
hundert in Uebung; der Erzguss wurde vernachlässigt. Die ornament- 
lichen Stucco- und Holzarbeiten zeigen die ganze technische Virtuosität 
der Barockzeit. J. M. Fischer's Mosesbrunnen am Franziskanerplatze (i798) 
stand schon ganz auf dem Boden der modern-antiken Weltanschauung. 
Die antikisirenden Tendenzen der Neuzeit traten schon in den Jahren 
1780-1790 in den Vordergrund; die Akademie schloss sich der Reform- 
bewegung der deutschen Kunst an, die durch Winckelmann, Rafael Mengs 
und Carstens eingeleitet wurde. Mit dem Verfall der Barockkunst verfiel 
auch die grosse Zahl der Praktiker und Routinisten, die in den Palästen 
und Gartenanlagen der Grossen und in den prunkvollen Kirchen Beschäf- 
tigung fanden, während durch das Studium der antiken Kunst in den 
akademischen Kreisen die Plastik neue Gesichtspunkte gewann und sich 
dadurch ein Gegensatz zwischen dem handwerklich routinirten Künstler 
und dem akademisch geschulten bildete, den man früher nicht kannte, 
ein Gegensatz, der bis auf den heutigen Tag nicht ganz verschwunden 
' ist. Dazu kamen noch die äusseren, der Entwicklung der Kunst nichts we- 
niger als günstigen Verhältnisse. Mit der französischen Revolution begann 
die Unsicherheit aller staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse; nach 
und nach hörten die grossen prunkvollen Bauten auf. Noch jetzt leidet 
Deutschland und Oesterreich an den Nachwehen der grossen französischen 
Kriege; eine tiefgreifendeVerarmung, welche jede grössere Bestellung verbot; 
das Sparsystem von Staatswegen und die bureaukratische Bevormundung 
waren die Folgen. Mit dem l-lervorkehren derNützlichkeitstheorie verschwan- 
den auch alle idealen Gesichtspunkte in den Kreisen der wirkenden Staats- 
männer, jene idealen Gesichtspunkte , ohne welche im Staate Kunst und 
Wissenschaft nicht gedeihen können. Nur zwei Werke sind es, welche 
aus jener Zeit bis in die Gegenwart herüber mächtig emporragen; das 
eine ist das Denkmal Kaiser Josef ll. von Zauner, das zweite das Grabmal 
der Erzherzogin Christine von Canova in der Augustinerkirche, im Auf- 
trage des Herzogs von Sachsen-Teschen, des Gründers der nAlbertinau, 
angefertigt. Derselbe gehört in den Kreis jener hervorragenden Mitglieder 
der damaligen vornehmen Gesellschaft, die leider jetzt von Jahr zu Jahr 
geringer werden, wie die Kaunitz, Lamberg, Collalto, Schönborn, Liech- 
tenstein, Harrach, Fries u. A. 
Mit dem Monumente Josef lI. hat Kaiser Franz in würdiger Weise 
ein Versprechen eingelöst, das er nach dem Tode des unvergleichlichen
	        
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