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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 6)

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nwilde Männern werden sie auch in den deutschen Versen dieses Rück- 
lakens bezeichnet, welche sich auf einer Bandrolle durch den Teppich 
hindurchschlingt. Der Anfang derselben lautetrwWol uf ale mine wilden 
mann . . . . .. 
Ein anderer, etwas größerer Teppich, der sich im Schlosse Straß- 
burg in Kärnten als Eigenthum des Bisthumes Gurk befindet, zeigt die 
wilden Männer ebenfalls mit phantastischen Thieren, doch in anderer 
Situation. Es sind vier Jünglingsgestalten, langzottig am ganzen Leibe, 
aber nackt an den Füßen und jugendlich im Gesichte, welche, mit 
Peitschen bewaffnet, in einem Walde je ein Ungeheuer hüten; eines 
dieser Thiere ist ein Einhorn, welches bekanntlich als Symbol der Un- 
schuld gilt. Liebesknoten, die hie und da zerstreut eingefügt sind, bringen 
auf die Vermuthung, dass dieser Darstellung eine Allegorie zu Grunde 
liegt, dass mit den Ungeheuern die bösen Lüste gemeint sind, welche 
von den wilden Männern gehütet werden müssen, während ihnen das 
Einhorn als die Tugend der Unschuld gegenübersteht. Die Verse, welche 
sich auf einer langen Bandrolle um die Darstellungen schlingen, sagen aller- 
dings nur, dass die Jünglinge sich mit diesen I-Thierleini- von derWelt zurück- 
gezogen habem. . . .die welt git boessen lon, die welt ist untrwen fol, mit 
dissen tierlin ist uns wol - indessen lassen auch sie aufallegorische Deutung 
schließen. Wir velweisen des Näheren auf die trelfliche und lehrreiche 
Abhandlung, welche llg diesem Straßburger Teppich in den Mittheilungen 
der Centralcommission (Jahrgang 1872, S. 40) gewidmet hat, in welcher 
auch Weiteres über die wwildenn oder "Waldrnänneru zu lesen steht. 
Gewiß hat llg recht, wenn er die Entstehung derselben bis in die Mytho- 
logie zurück versetzt. Gerade in der in Rede stehenden Epoche aber hat 
sich die Kunst mit Vorliebe ihrer bemächtigt und sie, wie auch die 
phantastischen Thiere, die auch schon einer viel früheren Zeit angehören 
und echt germanischen Ursprunges sind, mit Vorliebe auf Teppichen, in 
Miniaturen, in Sculpturen, in der Ornamentik von Möbeln und besonders 
auch auf kleinen Zierkästchen dargestellt. 
Zwei weitere Teppiche dieser Gruppe befinden sich im Museum in 
Basel (abgebildet in M. Heyne, Kunst im Hause, Abbildungen aus den 
Baseler Sammlungen). Auch hier werden durchaus phantastisch gestaltete 
Thiere im Walde gehütet, nicht aber von wilden Männern, wie auf dem 
Straßburger Teppich, sondern von eleganten, modisch gekleideten Herren 
und Damen der vornehmen Gesellschaft. Der eine zeigt vier Thiere, 
paarweise von einem Herrn und einer Dame gehalten, beide jugendlich, 
in reicher stutzerhafter Kleidung. Auf dem waldigen und blumigen Grunde 
fliegen Vögel und ein doppeltes Spruchband, welches besagt, dass diese 
Thiere rnit List und Minne eingefangen sind, schwingt sich um beide 
Paare. Auf dem anderen Teppich stehen Menschen und Thiere in drei 
Reihen übereinander: iedesmal ist es eine Dame wie ein Herr, welche auf 
blumiger Wiese ein Thier gefesselt halten. Die Damen tragen lange 
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