schliesslich der Renaissancestyl vor; bei den besseren Bauten fast durch-
wegs mit bevorzugter Rücksicht auf griechische Bauformen oder auf Vor-
bilder der italienischen Renaissance.
So glänzend es mit der Architektur bestellt ist, so viel lässt die
Sculptur zu wünschen übrig; es fehlt gleichmässig an einer guten Schule
und an einer richtigen Verwendung der vorhandenen Kräfte. Auch sind
die Preise, welche für Statuen gezahlt werden, in der Regel so niedrig,
dass man sehr gut begreift,warum wenige gut durchgebildete und durch-
studirte Figuren hier gemacht werden.
Die Figuren der Elisabetbbrücke haben im Ganzen wenig Beifall
gefunden. Die Verhandlungen der Commune wegen der Figuren der
Schwarzenbergbrücke im vorigen Jahre sind im Schoosse des Gemeinde-
rathes verschleppt worden, und es ist noch sehr fraglich, ob die Figuren
überhaupt zur Ausführung kommen werden. Dagegen ist die Jury über
das Schubert-Monument zu Ende gekommen und hat die Ausführung dem
Bildhauer Kundtm ann gesichert.
Die hiesigen Bildbauerzustiinde üben auch einen nachtheiligen Ein-
duss auf die Kunstindustrie aus; das Plastisch-Figuralische lässt bei den
Leistungen unserer Kunstindustrie viel zu wünschen übrig.
Dieser Situation entsprechend, waren auch die Erfolge auf der Pa-
riser Weltausstellung. Während die Architektur einen graud prix und
drei Medaillen errungen hat, hat es die Bildhauerei nicht einmal zu einer
ehrenvollen Erwähnung bringen können.
Das Scbwarzenberg-Monnment wurde von Professor Hahnel in
Dresden ausgeführt, der schöne Erzguss hat in der k. k. Erzgiesserei
stattgefunden. So lange die Privatbronzeanstalten nicht mächtig genug
sind, Ateliers für den monumentalen Erzguss zu halten, müssen alle An-
strengungen gemacht werden, dass die kais. Erzgiesserei, welche in Hrn.
Poenninger einen intelligenten Leiter hat, fortwährend Beschäftigung
linde. Aus diesem Grunde war das österreichische Museum bemüht, die
Aufmerksamkeit des Publicums auf die Bleitiguren Raphael Donner's
auf dem neuen Markte in Wien zu lenken, deren Ausführung in Erz seit
Jahrzehnten bereits der Wunsch aller intelligenten und patriotischen
Kunstfreunde Wiens ist.
Die Historienmalerei entzog sich im Jahre 1867 fast ganz den
Blicken der Oelfentlichkeit.
Nichtsdestoweniger ist sowohl im Opernhause als in der Ruhmes-
halle des Arsenals vor der Belvederelinie rüstig gearbeitet worden. Moriz
von Schwind, ein Wiener von Geburt, hat seine Fresken in der Loggia
des Opernhauses beendet, und dieses originelle und geistvolle Werk muss
umsomehr hervorgehoben werden, als Schwind in früheren Jahren in
Wien nie beschäftigt wurde, das sechzigste Lebensjahr bereits über-
schritten hat und dieser Auftrag der erste war, welcher das Andenken
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