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den grossen Geldmitteln Zeugniss, welche der Kunst in der Kirche zur
Verfügung stehen.
Auch das Gebiet der Buchbinderei ist auf dieser Ausstellung weder
zahlreich noch besonders gut vertreten.
Besonders hervorzuheben ist ein kleiner in Buchsbaumholz im Styie
der Renaissance geschnitzter Holzrahmen von Vallier, die Möbel in Lack
von C. Gallais und das Bois durgi von Latry ä. Cvmp.
Ganz interessant sind jene Abtheilungen der Ausstellung, welche De-
corationsarbeiten enthalten; in diesen Dingen haben die Franzosen zu
allen Zeiten grosses Geschick gehabt. Wie sie alte Gobelins vortreiflich
herzustellen verstehen, so verwenden sie auch neue sehr gut und arbeiten
insbesondere in Beanvais auf diesem Felde vorzüglich.
Im Ganzen und Grossen kann man wohl sagen. dass die Ausstel-
lung aufmunternd für alle jene ist, die sich für die Förderung der Kunst
in der Industrie interessiren. Es bestätigt sich auch diesmal, dass für
die Dauer nur das durchgreift, was eine solide Basis hat, sich mit em-
sterer Auffassung der Kunst. mit strengerer Wissensehaftlichkeit verträgt.
Die kunstgebildete Handarbeit trägt überall den Preis davon; die solide
Technik des Metallgusses und Metallschmiedens siegt über alle Ersatz-
mittel. Keine Maschine, keine technische Neuerung kann das dem Arbeiter
ersetzen, was ihm eine tüchtige Kunstbildung gewährt. Je mehr Ersatz-
mittel, sogenannte neue Erfindungen, auftauchen, desto mehr nützen sie sich
ab, desto schneller verfallen sie der Vergessenheit. In allen Zxeigen
der Kunstindustrie zeigt sich der grosse Vortheil der Specialschulen. Wir
hoffen auch in Oesterreich bald mit dieser Erkenntniss durchzudringen, und
speciell im österr. Museum hoffen wir, dass unsere Bemühungen Special-
schulen in Gablonz, in den Porzellanbe-zirken Böhmens und im Grödener
Thale in Tirol zu gründen, von Erfolg begleitet sein werden. Nicht so
schnell scheint bei uns der technische Unterricht zu gedeihen, nicht
überall die Einsicht verbreitet zu sein, dass die Industrie Hand in Hand
mit der Wissenschaft gehen muss, wie es in Frankreich schon seit langer
Zeit der Fall ist.
Eine Reihe von ausgestellten Objecten hoEen wir im Museum zur
Ausstellung zu erhalten; wir werden dies in erster Linie den Bemühun-
gen des Hofrathes Dr. W. v. Schwarz, Correspondenten des Museums,
zu verdanken kaben.
Ueber das Musee Oriental wäre eine eingehende Abhandlung zu
schreiben, wenn ein Specialkatalog vorhanden wäre. Da dieser aber gänz-
lich fehlt oder vielleicht erst am Schlusse der Ausstellung erscheint, so
müssen wir die Erörterung der Frage, was die Wissenschaft durch diese
Ausstellung gewinnt, den französischen Fachgelehrten überlassen. Die
trefflich geleitete Gazette des Beaux-Arts wird darüber gewiss eingehend
berichten.