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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 84)

gegen Ende des 17. Jahrhunderts, in dem bereits willkürlicheren Style 
dieser späteren Epoche, die er in dem livre des ouvrages d'orfevrerie heraus- 
gegeben. Im Grotesken- und Arabeskenfache, phantastischen Figuren auf 
dunklem Grunde, die also als Niellen, Gravirungen, Emails, Aetzungen 
ausgeführt werden können und für Zierschilder, Friese oder Deckel pas- 
sendes Ornament liefern, leistete treffliches Corvinian Sauer, um 1591 bis 
1598, ähnlich auch der Augsburger Goldschmied Daniel Hailler (um 1604), 
dessen Gehänge mit Perlen, kleine Köcher, Scheiden etc. mit solchen 
Verzierungen in Hell und Dunkel reizend ausgestattet sind. Nicht minder 
ausgezeichnet nehmen sich die Leistungen aus der ersten Periode der 
Renaissance in Frankreich aus; an der Spitze stehen zwei hochachtbare 
Meister. Jacques Androuet Du Cerceau, geboren zu Paris um 1515, der 
in dieser Stadt und in Orleans arbeitete und gegen 1585 starb, ein er- 
Findungsreicher Künstler auch in vielen andern Zweigen der ornamentalen 
Kunst, dessen Styl die Renaissance des Landes vielleicht auf's lieblichste 
repräsentirt. Ferner Etienne de Laune aus Paris, wo er 1518 geboren 
wurde und 1583 starb, nachdem er auch in Augsburg und Strassburg 
gearbeitet hatte. lm tiguralen Fache ist dieser liebenswürdige Zeichner 
für Goldschmiedewerke wohl unerreicht geblieben; er steht in eigenthüm- 
licher Weise zwischen der Renaissance der drei grossen Kunstländer 
Italien, Frankreich und Deutschland in der Mitte, voll unerschöpilicher 
Erfindung und mir feinem Formsinne begabt. Spätere Meister dieser Nation 
sind Jean Mussard um 1678, Francois Le Febure 1635-61,Gilles FEgare 
um 1663m. a. 
Das 17. Jahrhundert ist ausser dem bereits angeführten noch durch 
prachtvolle Niellenfüllungen und Streifen italienischen Ursprungs, Gravir- 
und Niellirarbeiten der niederländischen Schule und Juwelengehänge des 
um 1609-17 arbeitenden Meisters P. R. K. derselben Schule vertreten. 
Die letzteren verbinden die Technik der Niellirung mit anderen Richtungen 
der Goldschmiedekunst. Der bedeutendste Name in dieser Schule ist der 
des Michael le Blond, der in Amsterdam gewirkt hat, 1- 1656. 
Das 18. Jahrh. macht sich auch auf diesem Gebiete durch seine all- 
gemeine Neigung zum Barocken, Ueppigen und Prunkvollen bemerkbar, 
doch wurde noch vorzügliches geleistet. L. van der Cruycen um 1770 
hat in seinem "Nouveau Livre de dessins contenant les ouvrages de la 
Joaillerieu etc., von welchem Proben ausgestellt sind, im herrschenden Style 
Louis XVI. sehr wirkungsvolle, wenn auch überladene Compositionen für 
Agraifen u. dgl. geliefert. ln all' diesen Arbeiten hat namentlich bei Ge- 
hängen, Brechen, Ohrgehängen das naturalistische Muster, die Zusammen- 
stellung von Blumen aus Diamanten und Perlen, die früheren stylisirten 
Formen verdrängt, obwohl man noch nicht bis zu der kleinlichen Nach- 
ätfnung aller Details der Aehren, Blüthen etc. gegangen, die heute Manchem 
für den höchsten Triumph der Kunst gilt. Nahm man auch die naturalistische 
Hauptform der Pflanze statt einer ornamental gehaltenen an, so liess man
	        
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