doro Caldora oder Agostino Vencziano wurde die Dekoration
noch um Misch- und Phantasiewesen bereichert. Diese Wesen,
die meist aus einer Kombination von Pflanze und Mensch in
einer Figur bestehen, gehen ebenso weit zurück wie die Groteske
selbst. Sie führen über die Blattgesiehter des Villard dTIonnc-
eourt aus dem 13.]h. bis zu den Blattpferclen flavischer Deko-
rationen und den Blütcntintenfisehen des Hildesheimer Kraters
aus augusteischer Zeit.
Hier am Beginn des 16.jh. entsteht nun die eigentliche phanta-
stische Welt der Groteske aus der Verbindung dieser quasi-
architektonischen Scheinwelt mit jenen Phantasie- und Misch-
wesen. Bestanden die früheren italienischen Entwürfe vor allem
aus säulenartigen Aufbauten von Gefäßen und Podesten, Ranken
und Stauden, Figuren, Trophäen und Bildern, die zwar unreal,
aber tektonisch durchdacht sind, und in die handelnde Personen
eingesetzt werden, so bringen die deutschen und niederländischen
Stecher der gleichen Zeit - Aldegrever, Beham und Lucas van
Leyden - die Kombination mit verslümmelten Figuren, Har-
nisehteilen und Knochensehädeln, die ins Schreckhafte, ja fast
Surrealistische überführen, wie etwa ein nackter weiblicher arm-
loser Oberkörper mit einem bärtigen Männerkopf, der ein Akan-
Ihusgewächs trägt, das in ein Füllhorn übergeht. Diese Verbin-
dung von sinnlosen, aber im einzelnen naturalistischen Körper-
teilen führt in diesen merkwürdigen Kompositionen bald zum
Derben und Obszönen.
Die erste Stufe dieser Dekoration zeigt den stärksten Zusammen-
hang mit der antiken Wandgestaltung, die zweite ein Vordringen
der phantastischen Wesen und die dritte aus der zweiten Hälfte
des 16. jh. führt immer mehr in den unwirklichen Bereich gewag-
tester phantastisch-manieristischer Kombinationen. In Frankreich
repräsentiert diese Stufe vor allem j. A. Duccrceau und Et. De-
laune, in Italien E. Vieo und in Deutschland V. Solis und P. Flindt.
Abb. 3. Dekoration von Peter Flütncr, dic
die Elemente der Groteske mit jenen der
Mzrureske vereinigt. Deutschland, 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts.
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Abb. 2. Berain d. Ältere, Wand-
dekoration in Form eines Band-
systems mit archibekwnischcn Gebil-
den, die mit Figurcn bevölkert sind.
Frankreich, 17. jahrhundert.
Abb. 4. Wanddekntation von Eneu Vioo,
Italien, 16. Jahrhundert.
Abb. 5. Dckorationscntwurf von Cornelis Bos mit komplizierter
Rahmcnkonstnlktion und eingesperrten Figuren. Niederlande,
16. Jahrhundert.