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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 87)

Eusvav Gurschner, Lampe mit Nuulilusmuschel, 
wonze. bez.: Gurschner: 1B99I1900. H. 47 cm 
iuslav Gurschner. Aszhenschule m?! zwei Puuen. 
wrurue, um 1910. H. 11 cm. Verwundv den Wiener 
Ieramiken von Berthold Löffler und Mxchael Powolny 
 
i 
Gurschner noch mehrmals beschäftigte. In der 
Folgezeit begonnen sich auch kunstgewerbliche 
Geschäfte für ihn zu interessieren und erteilten 
ihm Aufträge; so z.B. die angesehene Firma 
..Maison moderne", die sich die Propagierung des 
neuen Stils besonders angelegen sein ließ. Die 
Nachricht von Gurschners Pariser Erfolgen drang 
schließlich auch nach Wien, wo es inzwischen zur 
Gründung der ,.Secession" gekommen war. Als 
sich zwei prominente Mitglieder der neu konsti- 
tuierten „Vereinigung bildender Künstler Öster- 
reichs", die Maler Josef Engelhart und Eugene 
Jettel in Paris aufhielten, luden sie auch Gurschner 
ein, sich an der ersten Ausstellung der .,Vereini- 
gung" zu beteiligen. 
Diese bedeutende Veranstaltung fand in der Zeit 
vom Z6. März bis 15. Juni 1598 im Gebäude der 
Gartenbaugesellschaft statt (mit dem Bau der von 
J. M. Olbrich EFFlCitlEiEft Secession wurde erst 
während der Ausstellung begonnen). lm Katalog 
erscheint Gurschner. als dessen Domizil damals 
noch Paris angegeben ist, mit zwei kunstgewerb- 
lichen Arbeiten, einer Lampe und einem Leuchter 
aus Bronze (KaL-Nr. 15, 16). Mit ihm stellten auch 
alle seine Pariser Freunde und Gesinnungs- 
genossen aus: Charpentier, Dampt. Nocq und 
Vallgreen. - Noch im November des gleichen 
Jahres wurde dann das neue Haus der Secession 
mit der zweiten Ausstellung der Vereinigung er- 
öffnet. Hören wir, was Ludwig Hevesi. der be- 
kannte Publizist und Kritiker, über dieses für die 
österreichische und besonders die Wiener Kunst 
der Jahrhundertwende so wichtige Ereignis 
berichtet": ,.ln hellen Haufen drängt sich das beste 
Publikum nach dem Hause der Secession und 
trachtet, sich in dieser neuen Welt heimisch zu 
machen. Es ist nur eine Stimme der Anerkennung. 
die man hört... Die Ausstellung gehört unstreitig 
zu den interessantesten, die man noch in Wien 
gesehen, und zwar bietet sie durchwegs neuestes 
Material..." Nachdem er feststellt. daß auch 
"KlElhkUTtSi und Kunstgewerbe vieles Neues und 
vom Allerbesten" bringen. wird nach Aufzählung 
der Ausländer, zumal der Franzosen, ganz folge- 
richtig „auch unser Gurschner" erwähnt. der ja 
mit seinen Arbeiten die Pariser Note in der neuen 
Wiener kunstgewerblichen Plastik vertrat. Der 
Katalog verzeichnet diesmal acht Exponate, dar- 
unter eine Variante des vom Musee Galliera an- 
gekauften Türklopfers sowie Leuchter, Schalen, 
Broschen und eine elektrische Lampe (Kot-Nr. 192. 
204-110). ln einem ..Verkannte Kunstwerke" 
betitelten Feuilleton setzt sich Hevesi mit den 
negativen Stimmen der Kritik auseinander und 
sagt u.a.: „Was hat man nicht alles über jenen 
hübschen Türklopfer Gustav Gurschners losge- 
zogen! Das weibliche Bronzeligürchen wagt es. 
mit etwas anderem zu klopfen als mit dem ein- 
gebogenen Mittelfinger der rechten Hand, wie es 
doch schon in jeder anständigen Kinderstube 
gelehrt wird. Die naiven Sinne. die ihren eigenen 
Witz haben, waren früher in der Kunst geschätzt 
(wir könnten weit drastischere Beispiele dafür 
zitieren), heute sollen sie ihre Einfälle gefälligst 
für sich behalten." 
Zur Zeit dieser Ausstellung war Gurschner aus 
Paris wieder zurückgekehrt, wie es auch der 
Vermerk„Wien" neben seinem Narnen im Katalog 
angibt. Trotz seiner Beteiligung an den Ver- 
anstaltungen der Secession und obwohl er von den 
Künstlern und Publizisten der neuen Richtung 
anerkannt und zu den lhrigen gezählt wurde, 
erscheint aber sein Name nicht im Mitglieds- 
verzeichnis. Zwei Jahre später begegnen wir 
ihm in der berühmten Vlll. Kunstausstellung der 
Secession. die dem europäischen Kunstgewerbe 
gewidmet war und tatsächlich die Elite der aus- 
ländischen Künstler. Werkstätten oder Unter- 
nehmen in Wien vereinigte. Gurschner war mit 
fünf Arbeiten vertreten, einer elektrischen Lampe, 
einer Gürtelschnolle, zwei Petschaften und einer 
Petraleumlarnpe (Kot-Nr. 357, 360 362, 371). 
Bei Besprechung dieser Ausstellung verbindet 
Hevesi in Anbetracht mancher etwas bei den 
Haaren herbeigeholter Formen eine berechtigte 
kritische Bemerkung mit einer tobenden Er- 
wähnung Gurschners, wenn er sagt: ..Die Moderne 
Gusldv GUYSCHHEF, Lorbeerlatripe, Silber, farbig 
Glosleuchlkorper von Loetf Witwe, bSLI Gufätltftet 
1902. H. 40cm. ZUW Unterschied von den frühere 
Arbeiten, die der ÄUHQSSUUQ des Pariser Art Nouvea 
entsprechen, kommt iiier die starker OYHOFYIEHR 
stilisierende Wiener Note des Jugenclshls zur GCltUVK 
wie SIC VON der Secession vertreten wurde. 
GUSIGV GUFSONHEF, Leuchter, Bronze, bCLI Gurschnc 
1900. H. 2a (m 

	        
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