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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 100)

auch der Umstand bei, daf! eine geringe Zahl 
überragender Leistungen das Gros des übrigen 
mit Abstand ins Hintertreffen verweist, Besonders 
deutlich wird dies bei der in Venedig ohnedies 
etwas deplacierten Graphik, wo der Deutsche 
lanssen mit seinen technisch brillanten Radierungen 
einsame Klasse darstellt. 
Schwieriger wird es die Jury allerdings bei der 
Plastik haben. Neben dem wichtigsten Weg- 
bereiter der Minimum-Art, dem Engländer Phillip 
King (von ihm sind sechs Plastiken und Plastik- 
gruppen aus Fiberglas zu sehen), und dem Japaner 
Yamaguchi (seine beleuchteten Kunststaffskulpturen 
sind Protobeispiele eleganten, materialgerechten 
Gestaltens) beeindruckt in erster Linie die Vene- 
zuelanerin Marisol. Die in New York und Paris 
lebende Künstlerin zeigt acht Holzplastiken und 
Figurenensernbles, deren fast magische Wirkung 
und Anziehungskraft nur schwer beschrieben 
werden kann. Marisol bemalt ihre Figuren, 
verwendet gelegentlich aber auch Elemente der 
Collage und Assemblage, um den Ausdruck zu 
steigern. Marisols Arbeiten sind nicht nur dußerst 
gekonnt, sondern auch in der hier angewandten 
Synthese bildnerischer Möglichkeiten von denkbar 
großer Individualität, Echtheit und Zeitnöhe. lrn 
 
Spitzenfeld behaupten sich sonst noch der Ameri- 
kaner Gallo, ein zweiter Japaner, der junge 
Metallplastiker Miki, und der Jugoslawe Sutei, 
von dem eine Reihe bunt bemalter Spielblastiken 
zu sehen ist. 
Schwächen besitzt die Ausstellung vorwiegend auf 
dem Gebiet der Malerei. Deutliche Ermüdungs- 
erscheinungen und Einfallslosigkeit wechseln hier 
mit krannpfhaften Neuerungsbestrebungen, die in 
der Regel über einAufwärmen von längst Gehabtem 
und Besserem nicht hinauskommen. Das Schwer- 
gewicht der meisten Lünderbeitrüge liegt folge- 
richtig bei der Plastik, doch gibt es auch davon 
Ausnahmen. Die deutlichste und nennenswerteste 
bietet England, das neben Klng mit der exzellenten 
Op-Art-Malerin Bridget Riley aufwartet. Ihre 
einfach konzipierten. geometrisch-seriellen Bilder 
Onden nur in den Arbeiten des Japaners Kumi 
Sugai eventuell vergleichbare Konkurrenz. 
Interessant ist auch die neue Scharfensphase des 
Spaniers Feito, der sich f nach einer Periode 
vorwiegend struktureller Malerei e nunmehr 
Bildern zuwendet. die wiederum mehr Dynamik 
und großzügigeren Duktus aufweisen. Neben den 
Environments des Belgiers Raveel, den streng 
geometrischen Bildern Luc Peires und dessen 
 
Josef Mikl, Orange Figur, 4965 OllL-wd, 190x200 crn 
Roland Goeschl. Skulptur 
Japanischer Pavillon: Vferke von Kumi Suqai 
Der belgische Maler Paul Mara 
eman- 
eindrucksvollem Spiegelraum verdienen noch 
zwei weitere Belgier Aufmerksamkeit: der 1897 
geborene Surrealist Paul Delvaux und der Pop- 
Maler Mara. Von den taktisch falsch beratenen 
Amerikanern sind neben Gallo nur noch Robert 
Cremean und Byron Burtord zu nennen. Mit 
Ruhno Tamaya präsentiert Mexiko einen überaus 
kultivierten, sensiblen Maler. Sein Nachteil ist es 
nur, daß heute ganz andere Dinge gefragt sind, 
als das, was er macht. 
Taktisch ungünstig liegt auch die eine Hdltte des 
österreichischen Beitrages: die Malerei des Wieners 
Josef Mikl. Mikls Figurativ bestimmte Abstraktionen 
besitzen zwar vielfach die ihnen schon wiederholt 
bescheinigte Qualität, enthalten jedoch keine 
neuen Akzente. die eine Weiterentwicklung ent- 
sprechend vorantreiben könnten. Mehr Beachtung 
findet demgegenüber unser zweiter Mann in 
Venedig, der Bildhauer Roland Goeschl. Neben 
dem als Vorläufer der Mini-Art zu wertenden 
Engländer King zeigt auch er neue Raumarti- 
kulierungen, Raumerlebnisse und Spannungs- 
verhältnisse von Volumina, die durch Farbgebung 
in Rot. Blau und Gelb zusätzliche Wertigkeiten 
erhalten. 
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