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kuppelartigen Käfig in das Wasser zu ver-
senken. Und so blieb es im Wasser, bis die
Vögel innerhalb des Kuppelbaues sich vom
Holze gelöst hatten. Ebenso erzählt Jindbad
der Seefahrer in einem Märchen aus „Tau-
send und Eine Nacht" von einem Vogel,
der aus einer Muschel entstehe, im Meere
brütc und nie ans Land komme. Also auch
hier dieses geheimnisvolle Tier, wie es im
mittelalterlichen arabischen Sagenkreis im-
mer wicder zu Finden ist.
Wie sehr im Mittelalter bis in die Neuzeit
hinein dieses „Naturwundef die Gelehrten
und Laien beschäftigte, ersieht man aus
den zahlreichen Abhandlungen, wobei aller-
dings stets die zwei oben erwähnten Tat-
sachen in eine falsche, wunderbar anmutende
Beziehung zueinander gebracht wurden. In
den Quellen taucht die Bernikelgans unter
den verschiedensten Namen auf, da diese
nach Gegenden verschieden waren und
überdies Verstümmelungen und Ab-
schreibefehler zur Verwirrung beitrugen.
Die häufigsten Bezeichnungen waren: Bar-
bates, Barliathes, Bemaces, Bernestas, Ber-
nicla, Branta, Baumgans, Bonugas, Clokis
(v. a. in Schottland), Crahans, Cragans u. a.
Im Defensorium des Franz von Rztg
(1343-1427) erscheint sie unter dem
Namen Carbas, was offensichtlich auch auf
einem Abschreibefehler beruht.
Als wichtigste Quelle, die noch bis in die
Neuzeit hinein zitiert wurde, etwa vom
gewissenhaften Schweizer Zoologen Kon-
rad Germer (1516-1565) in seinem Vogel-
buch, galt lange Zeit Giraldus von Camhrqy,
der in seiner „Topographie Hiberniae",
nach einem Besuch bei König Heinrich II.
von Schottland, schrieb:
„Es gibt hier viele wilde Vögel, welche
Bernacae genannt werden. Diese bringt auf
wunderbare Weise ein Vogel, der über das
Meer an der Oberfläche des Wassers dahin
schießt. Niemals findet man ihn lebend.
Wenn aber das Meer brandet, wirft ihn
das Wasser an den Strand, welcher ,al
Gattasaf genannt wird. Anfangs sind sie
wie ,gummi' (primo gummi nascuntur).
Sie sind zur freien Ausbildung in Muschel-
schalen eingeschlossen und hängen mit den
Schnäbeln herab! Nachdem sie sich im
Laufe der Zeit mit einem Gefieder um-
geben haben, sinken sie entweder ins Wasser
hinab, oder sie erheben sich frei in die Luft.
Ich habe mehr als Tausende der kleinen
Körperchen dieser Vögel (womit er wohl
die Entenmuschel meint) vielmals mit
eigenen Augen gesehen, wie sie von einem
Holzstück herabhingen. Sie entstehen weder
durch Begattung noch durch Bebrütung.
In keinem Winkel der Erde scheinen sie
Nester zu bauen oder sich der Brunst
hinzugeben."
Besonders im 12. und 13. Jahrhundert
haben sich Naturwissenschaftler wieder mit
der Entstehung und Herkunft der Baumgans
beschäftigt. Gervasius von Tilbury weist
auf den Entstehungsort der Baumgänsc an
der Meeresküste von Kent hin. Sie sollen
auf weidenartigen Bäumen als Früchte
wachsen. Auch Alexander von Nekbam
(115771217) betont, daß diese Gänse -
er nennt sie Bernekke ä nicht durch ein
Ei oder durch natürliches Ausbrüten ent-
stünden und daher in weniger strengen
Fastenzeiten gegessen würden (Dies trug
ihr wohl auch den Namen Klostergans ein).
Auf dem Latcrankonzil von 1215 wurde
dieser Usus jedoch von Papst Innozenz III.
verboten.
Ein Beweis dafür, daß die Ansicht, die
Bernikelgans sei eine Baumfrucht, bereits
weit verbreitet war, ist der Umstand, daß
sie nicht nur im Bereiche christlicher Theo-
logen zu lebhaften Diskussionen Anlaß
gegeben hatte, sondern offenbar auch in
jüdischen Kreisen. Rabbi Jakob Tham von
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