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licher Maler". Er war Ebenbild Gottvaters, der
in den Vorstellungen der Barockzeit als ein
„Welten-Maler" lebte.
Alle Lehrbücher der Barockzeit, die für die
Maler, Architekten und Baumeister bestimmt wa-
ren, enthielten eigene Kapitel über die Decken-
malerei. Diese unterschied sich schon durch ihre
technischen Voraussetzungen wesentlich von der
Tafelbildmalerei in Öl. Der Freskant mußte seine
Malerei auf dem noch feuchten Mörtelgrund
durchführen. Da sich auf diesem Malgrund nichts
korrigieren ließ, ohne Spuren zu hinterlassen,
mußten alle Striche sicher und schnell aufgesetzt
werden. Der Maler durfte nur soviel Mörtel auf-
tragen, als er in einem Tagewerk bemalen
konnte. Der übriggebliebene Mörtel wurde ab-
geschlagen und am nächsten Tag für die Be-
malung von neuem eingeworfen. Das große Aus-
maß der Bilder zwang den Freskanten, nach
einem Entwurf, einem Karton, zu arbeiten, den
er auf den Plafond übertrug, indem er die
Umrisse der Figuren durchpauste. Da die Farben
bei dem Auftrag auf dem feuchten Grund ihr
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Licht und ihre Schönheit verloren, konnte nur der
erfahrene Freskant die endgültige Farbwirkung
richtig einschätzen.
Für den langjährig ausgebildeten Barockmaler
stellte die technische Bewältigung eines auch noch
so großen Deckenfreskas kein Problem dar. Hin-
gegen war die Erfindung des inhaltlichen, die
Gestaltung des Themas, weitaus komplizierter.
Die großen Fresken enthielten viele, oft weit
über hundert Figuren, die Heilige, Engel, antike
Götter, Heroen, Tugenden und Laster mit ihren
verschiedenen Attributen darstellten. Diese soll-
ten nicht nur bestimmte Gedanken und Ideen
ausdrücken, sondern nach übergreifenden Ge-
staltungsprinzipien angeordnet sein. Für diesen
inhaltlichen Problemkomplex reichten selten die
bildungsmäßigen Voraussetzungen des Malers
aus. Das Thema, das Programm eines Freskos,
wurde daher von Theologen, Historiographen
oder gelehrten Poeten geliefert. Nur diese Ver-
treter einer geistigen Elite waren imstande, alle
Gesichtspunkte, die bei der Gestaltung eines
Freskos, eines Freskenzyklus, erforderlich waren,