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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 120)

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licher Maler". Er war Ebenbild Gottvaters, der 
in den Vorstellungen der Barockzeit als ein 
„Welten-Maler" lebte. 
Alle Lehrbücher der Barockzeit, die für die 
Maler, Architekten und Baumeister bestimmt wa- 
ren, enthielten eigene Kapitel über die Decken- 
malerei. Diese unterschied sich schon durch ihre 
technischen Voraussetzungen wesentlich von der 
Tafelbildmalerei in Öl. Der Freskant mußte seine 
Malerei auf dem noch feuchten Mörtelgrund 
durchführen. Da sich auf diesem Malgrund nichts 
korrigieren ließ, ohne Spuren zu hinterlassen, 
mußten alle Striche sicher und schnell aufgesetzt 
werden. Der Maler durfte nur soviel Mörtel auf- 
tragen, als er in einem Tagewerk bemalen 
konnte. Der übriggebliebene Mörtel wurde ab- 
geschlagen und am nächsten Tag für die Be- 
malung von neuem eingeworfen. Das große Aus- 
maß der Bilder zwang den Freskanten, nach 
einem Entwurf, einem Karton, zu arbeiten, den 
er auf den Plafond übertrug, indem er die 
Umrisse der Figuren durchpauste. Da die Farben 
bei dem Auftrag auf dem feuchten Grund ihr 
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Licht und ihre Schönheit verloren, konnte nur der 
erfahrene Freskant die endgültige Farbwirkung 
richtig einschätzen. 
Für den langjährig ausgebildeten Barockmaler 
stellte die technische Bewältigung eines auch noch 
so großen Deckenfreskas kein Problem dar. Hin- 
gegen war die Erfindung des inhaltlichen, die 
Gestaltung des Themas, weitaus komplizierter. 
Die großen Fresken enthielten viele, oft weit 
über hundert Figuren, die Heilige, Engel, antike 
Götter, Heroen, Tugenden und Laster mit ihren 
verschiedenen Attributen darstellten. Diese soll- 
ten nicht nur bestimmte Gedanken und Ideen 
ausdrücken, sondern nach übergreifenden Ge- 
staltungsprinzipien angeordnet sein. Für diesen 
inhaltlichen Problemkomplex reichten selten die 
bildungsmäßigen Voraussetzungen des Malers 
aus. Das Thema, das Programm eines Freskos, 
wurde daher von Theologen, Historiographen 
oder gelehrten Poeten geliefert. Nur diese Ver- 
treter einer geistigen Elite waren imstande, alle 
Gesichtspunkte, die bei der Gestaltung eines 
Freskos, eines Freskenzyklus, erforderlich waren,
	        
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