langte, deren äußerer der sanft abfallenden Li-
nie des Ufergeländes folgt, deren innerer die
Horizontalezum Ausgangspunktherhält(Abb.27).
Minimal-art ist wie Neuer Realismus, wie Pop,
Happening, wie Obiekt-Kunst und die des En-
vironments gegen Ende der fünfziger Jahre ent-
standen - als Reaktion auf die bis dahin nahezu
absolute Herrschaft des offekt- und emotional
betonten lnformel und Action paintirig. Neue
Figuration, Neuer Realismus, Pop etc. wollten
die äußere, vor allem auch die gesellschaftliche
Wirklidikeit wieder als Gegenstand in die Kunst
bringen.
Minimal-art ist eine mehr innerästhetische Reak-
tion, eine Spielart der abstrakten Kunst, die sich
der Rationalität, _der Klarheit und Exaktheit des
Konstruktivismus erinnert, aber ohne dessen
große gesellschaftliche Ideale, ohne die heroi-
sdien Illusionen der Pioniergeneration zu be-
sitzen.
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60
25 Claes Oldenburg, „Proiect tor Münster" ll,
1977; Beton: 3 Kugeln im ß von 3,50 m. Laut
Oldenburgs eigenen Erklärungen (Band 2, Seite
552 de_s Münsteraner Ausstellungskatalags]. „Pro-
iekt über die Riesenkugeln in der Anordnung
von Billardkugeln. Verwirklichung einer Flächen-
skulptur in Farm eines Pool-Billards mit Kugeln,
die auf Standorte innerhalb des anzen Stadt-
gebiets proiiziert wurden. Angepa t an die Um-
stünde, nach denen, auf Grund der zur Ver-
fägung stehenden Mittel nur drei Kugeln reali-
siert werden konnten. iese wurden in einer
typischen Stellung zueinander angeordnet, die
sich beim Ablau des Spiels in einer lokalen
Billardhalle ergab" (s. Abb. S. 592.
26 Carl Andre, 97 Steel Line for Pro essor Landois
(97 Stahlplatten-Linie für Professor Landois],
l977; Material: Stahl, 97 einzelne Platten:
O,50x0,50x0,005 m. Höhe der Steel Lin: 0,005
m; L: 47,50 m; B: 0,50 m
27 Donald Judd, Ohne Titel, 1977; Beton; äußerer
Ring: Höhe 0,90 m Stärke: 0,60 rn, 15 m;
innerer Ring: von 0,9Ö m auf 2.l0 m aufsteigend,
60 cm stark, 13,50 m Ü. Im Katalog der Münste-
raner Ausstellun , Band 2,'Seite 48, bemerkt
Donald Judd: „ ie Kategorien von ,öftentlidi'
und ,privat' haben für mich keine Bedeutung...
Das kreisförmige Werk in Münster könnte eben-
sogut auf einem Bauernhof stehen. Seine Grund-
bedingun en sind einfadi und allgemein: ein
ausladen es, offenes Gelände und ein sanftes
Gefälle. Der außergewöhnliche Aspekt ist die
Finanzierung, die notwendig ist, um das Werk
zu erriditen."
12 Eduardo Chillidci, Modulation d'espace ll, 1963;
Eisen, geschmiedet: 57 x 78 x 61,5 crn
2
So legte Minimal-art sich auf einen Kult aller-
einfachster Formen, der sogenannten „Primary
structures" fest, den sie unter anderem auch als
ein Mittel gegen die Reizüberflutung in der
Konsumgesellschaft anpries.
Sie trieb das an sich durchaus berechtigte Stre-
ben nach Vereinfachung, nach Reduktion in der
Kunst sehr weit, bis zum Entschwinden von
Kunst - bis zum „Minimal" in armseligster Form,
einer Kümmerkunst, welche durch wenig mehr
als die Tatsache ihres Vorhandenseins noch
überlegenswert ist, einer dürftigen und geistver-
lassenen, iümmerlichen Form von Kunst.
E Anschrift des Autors:
Prof. Johann Muschik, Kunstkritiker
Kegelgossa 401115136,
l03O Wien
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