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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 106)

aulserlicn zwar aucn demselben Kreis ange- 
hörendes Beispiel ist der 1913 entstandene 
Auferstandene", der aber bereits den Abstieg 
zu Dekorativem spiegelt. Die Haltung ist hiera- 
tisch erstarrt, das Ornament überwuchert, die 
Haare, eines der wichtigsten Requisiten der Zeit, 
werden zum kopfumwuchernden Ornat. Die im 
Kerbschnitt behandelte Mandorla des Hinter- 
grundes endet in einem wellenförmigen Streifen, 
der keinen Anfang und kein Ende ahnen Iäßt. 
Waren die ,.Götzen" und die Kaiserbüste noch in 
der Art des für den frühen Barwig charakteristi- 
schen Schnitzstils voll Flächigkeit, so gibt es 
daneben auch bereits sehr gerundete, polierte 
Arbeiten, die ebenso typisch für den Jugendstil 
sind. Wir denken unter anderem an die etwas 
früher geschaffene Gruppe mit dem Titel .,Faune". 
Auch hier ist, ähnlich wie bei den Sunda- 
panthern, die Oberflächenbehandlung von der 
Holzart abhängig. Die Struktur des harten 
Eichenholzes verlangt jene gerundeten, polierten 
Flächen. 
Gerbert Frodl bezeichnet in dem erwähnten Vor- 
wort als Höhepunkt und Abschluß der dekora- 
tiven Phase die „Herkules-Hydra-Gruppe", die 
Barwig für den Hof des Österreichischen Hauses 
auf der Werkbundausstellung in Köln 1914 schuf. 
Sicher ist damit ein Wendepunkt gegeben, es 
will uns aber scheinen, daß bei verschiedenen 
späteren Werken Barwigs nach wie vor der 
Jugendstil eine große Rolle gespielt hat. Ein 
weiblicher Akt, 1915 aus amerikanischem 
Königsholz von dem Künstler geschaffen, zeigt 
keinerlei ornamenteles Beiwerk mehr. Der Kör- 
per liegt frei auf einem mit langgezogenen 
Schnitten bearbeiteten Sockel. Die Arme der 
Frau sind über der Brust verschränkt, die Beine 
kreuzen sich etwas oberhalb der Knöchel, der 
Kopf ist angehoben und ebenso wie der eine 
Arm mit einer Sockelerhebung abgestützt. Diese 
Figur, die anscheinend keinerlei sezessinnisti- 
sches Beiwerk aufweist, hat jene „weichen, 
fließenden" Linien, die wir bei Emile Bernard 
und Maurice Denis immer wieder finden, und 
auch der verschleierte Blick der Liegenden paßt 
genau zu dem Bild jener Richtung. 
Hier müßten aber auch die 1923 entstandenen 
sechs Supraporten für dieVilla Tugendhaft in der 
Blaasstraße in Döbling in Betracht gezogen 
werden. Sie sind sowohl in der Hintergrund- 
behandlung als auch in der Flächenaufteilung 
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