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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inftrumente. 
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felbfl, dafs er die Anwendung der gewölbten Refonanzböden habe fallen laffen, 
„weil das Refultat der Arbeit nicht entfprach und der Bafs etwas fleif klang“. Die 
Erklärung muthet in der That fehr befremdlich an; es will fich doch fchlecht 
reimen, wenn Jemand und noch dazu ein Fachmann eine Erfindung beanfprucht 
und zugleich diefe Erfindung als unpraktifch, mithin als werthlos erklärt. Nicht 
auf die Wölbung des Refonanzbodens als folche kommt es hier an — denn die 
Idee ifl bekanntlich nicht neu — fondern auf das Syflem, nach welchem diefe 
geformt ifl. Weder dem Flügel des Herrn Beregfzafzy und noch weniger den 
beiden des Herrn Ehrbar läfst fich der Vorwurf machen, dafs die Bäffe fteif find 
und wir können fomit der Jury nur beipflichten, dafs fie Beregfzafzy das 
Ehrendiplom verlieh. 
Uebrigens Hand Herr Beregfzafzy in der Ausflellung nicht allein. Der 
bekannte Inflrumentenmacher Herr Stary in Wien hat den Geigenboden, und 
zwar mit den A-Löchern, bei einem Stutzflügel zum Modell genommen. Derfelbe 
ift allerdings mit einem durchlaufenden, flachen Refonanzboden verfehen, über 
deffen rechte Hälfte aber ein Violinboden nach links fich hinzieht. Der Ton indefs 
ifl nicht derart, dafs er diefe Erfindung empfehlen könnte; am dürftigflen 
erklingt er namentlich in der Mittellage. Viel trägt wohl dazu bei, dafs die 
A’-Löcher die Fafern des Holzes, die fogenannten Jahre, durchfchneiden und fomit 
die Schwingungsverhältniffe beeinträchtigen. Der Erbauer gefleht uns übrigens 
felbfl, dafs fein Werk noch nicht vollkommen fertig fei. Halten wir alfo mit unferem 
Urtheile vorfichtig zurück, bis es vollendet fein wird. 
Noch eine andere Erfindung fordert die gröfste Aufmerkfamkeit-des Fach 
mannes fowohl wie des kunflfinnigen Laien, des Virtuofen und des gebildeten 
Dilettanten dadurch heraus, dafs fie nicht nur einen Fortfehritt in der Mechanik 
des Piano zeigt, fondern insbefondere für die Kunft des Clavierfpiels und für die 
Compofition von Pianomufik epochemachend zu werden verfpricht; es ifl darunter 
das „Kunflpedalwerk“ des Herrn Eduard Zachariä in Stuttgart, welches in 
Verbindung mit einem der herrlichen Flügel von J. P. Schiedmayer, fowie 
mit einem Pianino aus derfelben berühmten Fabrik in Stuttgart und einem folchen 
von Hermann Wagn e r ebenfalls in Stuttgart, die hiefige Ausflellung vorführte. 
Das Kunflpedal des Herrn Z a c h a r i ä fördert ein ganz anderes Princip in der 
Dämpfung, als das bisher befolgte, zu Tage. Dasfelbe zeigt nur vier eigenthümlich 
gebildete Tritte , in deren Regierung fich die beiden Fiifse des Spielers nach 
Bedürfnifs theilen und entwickelt eine viel gröfsere Beweglichkeit als das frühere, 
höchft primitive Pedal mit feiner fleifen, unbehilflichen Maffe von Dämpfern, wo 
bei rafch aufeinander folgenden Pedalbewegungen die Töne nur zu oft chaotifch 
in einander fliefsen oder zerpflückt werden und die Harmonie Schaden leidet. Bei 
Herrn Zachariä find aber die vier Pedale in einer fo finnreichen Weife benützt, 
dafs hiedurch eine wirklich flaunenswerthe Freiheit für die Bewegung der in flreng 
fyflematifcher Anordnung gruppirten Dämpfer entlieht. Die Bewegung ifl eine 
mehrfache, flufenartige, aufwärts und abwärts, und die Pedale können entweder 
einzeln oder in den mannigfaltigflen Copulationen und Combinationen von den 
beiden Fufsfpitzen, welche in einem höchfl zweckmäfsig geformten, zur Regulirung 
dienenden Trittbret (Führungsrahmen) flehen, fo bequem und leicht regiert wer 
den, dafs hier ohne befondere Schwierigkeit das freiefte Spiel der verfchiedenflen 
Dämpfergruppen zur Geltung kommt, wodurch gröfsere oder kleinere Tonfelder 
nach Belieben geöffnet oder gefchloffen find. Dabei ifl den Eigenthümlichkeiten 
des Claviers vollfländig Rechnung getragen und Alles dem Wefen der Clavier- 
mufik angepafst; es fchmiegt fich der Empfindung des Spielers, jeglicher Intention 
desfelben an und bahnt ihm fozufagen den Weg zur „orcheflralen Herrfchaft“ über 
das Piano. Jede Note gelangt zur Geltung. Von ganz ausnehmender Bedeutung ifl 
die höhere Entwicklung der Akuflik des Inflrumentes, die glückliche Verwerthung 
der fogenannten M Obertöne“. Die in letzter Zeit (auf Grund der von Profeffor 
Helmholz veröffentlichten Studien) vielfach befprochene Theorie von den Theil-
	        
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