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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 11)

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betont, dass die französische Maureske vorzugsweise abwechslungsreich 
erscheint und bei höchst correcter Linienführung in manchen Fällen einen 
heiteren, gewissermaßen spielenden Charakter annimmt; insbesondere 
wenn etwa noch die Farbengebung als belebendes Element hinzutritt. 
Ein Beispiel kostbarer polychromer Buchausstattung bietet ein Per- 
gament-Manuscript aus dern Besitze von Firmin-Didot zu Paris. Die Text- 
blätter (eine für Heinrich II. geschriebene Privilegienbestätigung der Notare 
von Paris) sind mit Randleisten mauresken Charakters von vollendeter 
Schönheit verziert. 
Wenn, wie ich früher bemerkt habe, das weite Gebiet der Keramik 
von der mauresken Verzierungsweise so gut als unberührt blieb, so kann 
ich eine der seltenen Ausnahmen in dieser Richtung, specifisch französi- 
schen Ursprunges, umsoweniger mit Stillschweigen übergehen: die in 
nur wenigen Exemplaren erhaltenen vielbesprochenen Arbeiten einer hoch- 
gebildeten adeligen Dilettantin, die Fayencen von Oiron oder, wie man sie 
früher nannte, die Henri IL-Gefäße. Sie sind zu bekannt, als dass ich 
mich erst auf ihre nähere Beschreibung einzulassen brauchte; ich will 
mich begnügen, darauf hinzuweisen, dass ihre Mauresken zu den besten 
zählen, welche überhaupt existiren, und dass die Oirongefäße, abgesehen 
von ihrer Technik, auch ihrer Verzierungsweise nach, als keramische 
Erzeugnisse vollständig vereinzelt dastehen; dieser Umstand aber eben 
durch das Factum erklärt wird, dass man es hier mit Dilettantenarbeiten 
zu thun hat, welche durchaus selbständig geschaffen von den Erzeu- 
gungsarten der französischen Keramik vollkommen unbeeinflusst waren. 
Auch die übrigen specilisch französischen Erzeugnisse mit mauresken 
Verzierungen sind zu sehr bekannt, als dass sie einer näheren Beschreibung 
bedürften. 
Die Emaillen von Limoges, deren en grisaille ausgeführten 
Malereien durch ein goldenes maureskes Rankenwerk eine passende Er- 
gänzung linden. 
Die Bucheinbände, welche den Stolz der französischen Biblio- 
philen ausmachten. Jedermann kennt die Namen Grolier, Majoli u. s.'w. 
Nur eine Gattung weniger allgemein bekannten Arbeiten möchte ich 
noch näher erwähnen: Jene Holzarbeiten, bei welchen Mauresken in der 
Technik der Incrustations a la royale, gleichbedeutend mit der deutschen 
sgekittetenc Arbeit, angebracht sind. Diese Verzierungen werden in der 
Weise gemacht, dass man sie wie eine Gravirung in großem Maßstäbe, 
mittelst eines hiezu geeigneten Instrumentes in die Oberfläche des Holzes 
schneidet, die Vertiefungen aber mit einer weißen Masse aus Sägespänen, 
Leim und Kreide wieder füllt und schließlich das Ganze glattschleift. 
Solche Verzierungen gleichen oft bis zur Täuschung einer Elfenbeinintarsia. 
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