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internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 17
Zuganges uon der Kirche nach der Sakristei, stielten die ITluurer 1
unter einer drei bis nier Zentimeter starken Kalk- und Zement- j
Schicht auf mertuolle ITlalereien, die uon dem herbeigerufenen
Prooinzialkonseruator, Prof. Haupt, als der Grhaltung roert bezeich
net wurden Gs wurde an anderen Stellen in der ITälie des Altars
der Kalkpuß abgeklopft, und auch dort kamen, wenn auch teils
beschädigt, )Tlalerarbeiten zum Vorschein. Die Vermutung des
Professors Haupt, der in dem ITlittelschiff unter einer mehrere
ITlillimefer starken Kalktünche tuirkliche Bilder uermutete, traf ein.
Der Prouinzialkonsernator, der sich dieser weiteren Arbeit selbst
unterzog, legte in dem ITlittelschiff zunächst zwei Bilder aus der
Kirchengeschichte: Jakobus und die Auferstehung Jesu frei,
nachdem man die Bilder freigelegt und sie angefeuchtet hatte>
traten sie scharf heroor, Ulan benußfe diese Gelegenheit, um sie
auf die photographische Platte zu bringen, man darf darauf gespannt
sein, was sich unter den übrigen, noch nicht freigelegten irischen
uorfindet. Gin Kunstmaler aus dem Süden ist bereits beauftragt,
die Bilder aufzufrischen, eine Arbeit, die ITlanate erfordern und
oiel Geld kosten mil d. Da die Gemeinde St. Johannis nicht einmal
über die Gelder zu der erforderlichen Renouation der Kirche oei-
fiigf, müssen der Staat und die Prooinz helfend eingreifen. Die
städtischen Kollegien der Stadt Flensburg gemährten eine Beihülfe
uon 1000 mark.
(Restaurierung eines berühmten Hresko.) Das be
rühmte Hresko Paolo Uccellos im Chiostro Verde an Santa ITlaria
llooella in Florenz ist jeßf einer durchgreifenden Restaurierung
unterzogen morden. Wesentliche Teile haben sich als unwieder
bringlich uerloren herausgestellt. Jedoch hofft man der weiteren
Zerstörung Ginhalf getan zu haben. Die Ablösung non der Wand
und Hreilegung der Rückseite lief] eine Reihe uon Veränderungen
der Zeichnung im Verlauf der Arbeit erkennen. Gine uon der end-
giltigcn Redaktion abweichende Umrifjskizze der Higuren des Sem
und Japhet kam auf der Wand unter der Halbschicht zum Vorschein.
(Die ITlosaiken im Königspalaste zu Palermo.) Die
prächtigen Wandmosaiken auf Goldgrund, die sich in der be
rühmten palatinischen Kapelle des Königspalastes uon Palermo
befinden, haben durch eindringende Feuchtigkeit Schaden gelitten;
nur eine gründliche Restauration kann dem weiteren Verfall ein
Ziel seßen.
(Hresken non Buffalmacco.) In der alten Badia uon
Florenz wurden einige der uon Vasari beschriebenen Hresken
aus der Passionsgeschichte uon Buffalmacco aufgedeckt. Von
diesem lllaler der Frühzeit, den Boccaccio als Spaßmacher im
„Decamerone“ erwähnt, ist sonst nichts erhalten, so daß die Auf
findung derlTlaleieien uon hohem kunstgeschichtlichen Interesse ist.
Handschriften.
(Gin altes hebräisches ITlanuskript.) Unter den non
der französischen Dlission Pelliot aus Chinesisch-Tu rkesta n mit
gebrachten ITtanuskripten befindet sich, wie man uns mitteilt, auch
ein aus Psalmen- und Prophetenstellen zusammengesetztes hebrä
isches Gebet in schöner Quadratschrift, die in das achte bis I
neunte Jahrhundert n. Chr. zu setzen ist; somit repräsentiert dieser
Hund eines der ältesten hebräischen IRanuskripte. Das Blatt war !
gefaltet und wahrscheinlich dazu bestimmt, uon dem frommen j
Besitzer auf dem Ceibe getragen zu werden,
(Schillers Hlucht nach m an n heim,) Den Bemühungen \
des Bewahrers und Ordners im Schillerhause in Weimar, Pro
fessor Dr. Gduard Scheidemantel, ist es gelungen, uon der in
Wien lebenden Urenkelin Andreas Streichers das ITlanuskript
der Darstellung Streichers uon seiner mit Schiller unternommenen
Hlucht für das Schillerhaus in Weimar zu erwerben. Die Urenkelin [
Streichers hat die sorgfältig oerwahrte Handschrift, uon der sie
sich nur schweren Herzens trennt, in hochherziger Weise für ein
uerschwindend geringfügiges Aquiualent dem geweihten Hause j
überlassen, in dem schon eine oom Wiener Schilleruerein gewidmete
Bronzefafel der Crinnerung an Schillers Hreund dankbaren Aus
druck oerleiht.
Dumismatik.
(Die Geburtstagsplakefte des Kaisers Hranz Josef.)
Außer der uon uns gemeldeten Geburtstagsplakefte des Kaisers
Hranz Joseph (s. lTr. 16) ist noch eine zweite geprägt morden,
welche in der Ausführung genau mit jener übereinsfimmf, aber
statt der Widmung „Jn treuer Zueignung Hranz Joseph I.“ die
Umschrift „Opernm onerumque adiutoribus Franciscus Josephns I
Die XVIII Aug. MCMX — Memor fidei sibi et publioae saluti
praosfitae“ trägt.
(Die Denkmünze zur Jubelfeier der Berliner Unioer-
sität.) Wie wir erfahren, ist die Denkmünze, die zur hundert
jährigen Jubelfeier der Berliner Unioersität gemäß § 5 des neuen
miinzgeseßes oom 1. Juni 1909 in der Königlichen ITlünze geprägt
wird, uon dem Bildhauer Amberg, einem Schüler des Professors
Tuaillon, modelliert worden. Die Ausführung der in der Horm
eines Dreimarkstückes gehaltenen ITlünze weist gegenüber den
früher bei solchen Gelegenheiten geprägten Denkmünzen eine
wesentlich moderne Hassung auf, was sich in der Schrift wie in
der Ausführung der Ginzelheiten geltend macht. Die Vorderseite
der Denkmünze zeigt die reliefartig gestalteten Bildnisse König
Wilhelms IT., des jeßigen preußischen Herrschers, und des Königs
Hriedrich Wilhelm III., des Gründers der Unioersität. Beide Porträts
decken sich zum Teil. Auf der Rückseite ist der Reichsadler in
anderer Horm wie bisher uon dem Künstler ausgcstaltet worden.
Gs sollen 600.000 Dreimarkstücke dieser Art hergesfeilt werden. —
Abgesehen uon dieser Denkmünze wird noch eine Plakette in
größerer Horm zur Verleihung an bestimmte Persönlichkeiten her-
gestellt werden. Die Ulodellierung stammt uon ProfessorTuaillon,
der sie im Aufträge des Kultusministeriums gefertigt hat.
(Die französische Sieg es denk münze für das Jahr
1 8 7 0 / 71.) Das zweite französische Kaiserreich ist nicht arm ge
wesen an Kriegsdenkmünzen. Die Heldzüge ITapoleons IJI. in
der Krim, in Italien und in ITlexiko, dann auch die Hiederwerfung
des chinesischen Aufstandes haben die Zahl der französischen
Kriegs- und Sicgesmedaillen sehr bereichert, aber der leßte Wunsch
der Hranzosen, diese stattliche Sammlung durch eine in den Käm
pfen um den Rhein erworbene Siegesmedaille zu oermehren, sollte
unerfüllt bleiben. Gs ist nun in der Öffentlichkeit wenig bekannt
geworden, daß eine solche ITledaille tatsächlich oorhanden
war, als der Krieg ausbrach und die ersten Schlachten im Glsaß
geschlagen wurden. Auch hier kam eine trunkene Siegeszuoersicht
zum Ausdruck, wie sie der damaligen Stimmung der französischen
Regierung und des französischen Volkes entsprach. Das Wort: Fi-
nis Poloniae', das Kosciuszko in der Schlacht bei JTlocicjowice am
10. Oktober 1794 ausgerufen haben soll, als er schwer oerwundet
in die Hände des Kosaken fiel, war unter Abänderung des Cänder-
namens als Denkspruch für die französische ITledaille gewählt
morden, auf deren Reuersseite, umgeben uon Cichen- und Eorbeer-
kränzen, die pomphafte Inschrift prangte: Hinis Germaniae 1870,
Gs ist selbsfoerständlich, daß diese münze niemals oerliehen morden
ist. man suchte sie uon seiten der Regierung möglichst geheim
zu halten und nur wenige Stücke haben sich in spätere Tage gerettet-
Die übrigen sind fast alle eingeschmolzen worden. Im Zusammen
hang damit sei noch erwähnt, daß man sich auf deutscher Seite
weit weniger mit der Stiftung einer Denkmünze für die Teilnehmer
am Kriege gegen Hrankreich beeilte. Grst am 20. ITlai 1871, zehn
Tage nach dem Hrankfurter Hriedensschluß, Unterzeichnete Kaiser
Wilhelm I. das „Statut, betreffend die Stiftung einer Kriegsdenk
münze“, die, wie es in dem kaiserlichen Grlaß hieß, den „unter
Unserem Oberbefehl uereint gewesenen deutschen Armeen, welche
durch heldenmütige Tapferkeit und Ausdauer in einer Reihe glän
zender Siege herrliche Ruhmestaten oollbrachten und die Ginigung
Deutschlands mit ihrem Blute besiegelten, für die glorreichen Held
züge der Jahre 1870 und 1871“ als Auszeichnung uerliehen
werden solle.