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es später in den Besiß Kiinzels über. Als heftige Gegner standen
sich gegenüber das Schillcr-museuin in ITlarbach und der bekannte
Sammler ITtarfels (Berlin). Herr ITtarfcIs trug schließlich den Sieg
mit dem Ceßtgebot non 14.000 ITlk dauon. Besonderes Interesse
erregte die Korrespondenz Goethes mit Karl Caesar o. Ceonhard
in Hanau, 34 Briefe aus den lahren 1807 bis 1830. Sie sind bis
auf einen oon fremder Hand geschrieben, uon Goethe unterzeichnet,
und meistens mit Komplimenten uersehen. Sie erzielten den hohen
Preis oon 17.010 ITlk. Das Buch Kahldorf über den Adel, mit einer
oon Heine eigenhändig geschriebenen Einleitung: unterzeichnet
und datiert: „Geschrieben den 0. Ulay 1813. Heinrich Heine.“, das
ganz deutsch geschriebene Originalmonuskript, welches Prof. Elster-
lAarburg zur Herausgabe benußte, wurde für 7000 Ulk. uerkauft.
5erner wurde ein Schreiben oon Tuthers ?rau, Katharina u. Bora,
das kurz nach dem Tode des Reformators oerfaßt wurde, mit
6000 ITlk. bezahlt; Briefe oon Karl V., oon Cuthers Gegner 3. m.
€ck, Erasmus, Hutten, ITlelanchthon, IlToriß oon Sachsen, franz uon
Sickingen u a. erreichten Preise oon 420 bis 860 llTk. und ein sehr
seltenes und schönes Dokument oon Ulrich Zwingli, eine Ab
handlung über den Kirchenbau, trug 3200 Alk.
ln der Abteilung lAusik-lTlanuskripte und lAusiker-Briefc
erzielte den höchsten Preis freilich nicht ein Autogramm, sondern
ein Porträt oon Gluck (eine Arbeit des TlTalers T. Klinisch aus
dem Jahre 1783), das für 4400 lTlark oon dem (leipziger Sammler
ammler-Zeitung.
Hiersemann gekauft wurde. 3000 ITlk. zahlte man für die bio
graphisch wertoolle unoeröffentlichte Korrespondenz (25 Briefe,
0 Karten), die Johannes Brahms mit Dr. Adolf Schubring in
Dessau oon 1856 bis 1805 geführt hat. Cin JTlusik-manuskript
oon Haydn (Capriccio: „Acht Sauschneider müssen es sein“) fand
mit 1720 Alk Bezahlung. Drei prächtige Briefe uon ITlozart, in
denen das Heitere seines Wesens offen ausgedrückt liegt, brachten
Preise uon 1505, 000 und 000 ITlk., zwei Briefe oon Schuberl
1005 und 705 mk., drei Briefe oon Beet hauen 505, 300 und
200 mk., das ITInnuskript einer ITlazurka oon Chopin erhielt mit
669 mk. den Zuschlag. Im übrigen wurden noch für Briefe und
musik-ITlanuskripte oon Haydn, Händel, ITlendelssahn-ßartholdy
und Wagner 400, 500 und 600 ITlk. bezahlt.
Bei der Versteigerung der oon Friedrich Warneke (Berlin)
nachgelassenen wertoollen Stammbücher-Sammlung aus dem
16. und 17. Jahrhundert, die gleichfalls bei Börner stattfand, wurde
das Stammbuch des franz u. Domstorff (aus dem 16. Jahrhundert)
mit 10.250 llTk. bezahlt; ein anderes Schweizer Stammbuch oon
Philipp o. Damm (1577) ging für 8350 mk. fort. Das Stammbuch
Christoph o. Teuffenbach (1548) brachte 3100 Alk. Die für dieuon
übrigen Stammbücher erzielten Preise bewegen sich zwischen 1000
und 1000 llTk. Das Gesamtergebnis der Stammbiicher-Versfeigerung
belief sich, bei 300 nummern, auf 68.158 111k,
Chronik.
Rnsirtitskarten.
(Der Vierwaldstätter See.) Der Verlag J. 6. Wolfens
berger in Zürich gibt eine neue Serie Künstlerpostkarten unter
dem Titel „Der Vierwaldstättersee“ nach sechs Originalsteinzeich
nungen oon Kunstmaler C. Stiefel heraus, unter denen ein
hübsches Stimmungsbildchen mit den beiden ITlythen im Hinter
grund das meiste Interesse erwecken dürfte. Originell und ge-
schmackooll ist die Vorderseite gehalten, die, an einer Stelle aller
dings, wo niemand etwas Derartiges oermuten würde, die Bezeich
nung der Gegend enthält.
Bibliophilie.
(Auflösung einer der größten Prioatbibliotheken.)
Cine der mertoollsten unter den großen Büchersammlungen Eng-
lands, die uon dem 1878 uerstorbenen Henry Huth zusammen
gebrachte und in einem fünfbändigen großen Katalogwerke uer-
zeichnete Sammlung, wird nach dem kürzlich erfolgten Tode ihres
Besißers Alfred Henry Huth durch Versteigerung oerstreut werden,
wenn sich kein Käufer für das Ganze findet. Ihr Wert ist auf
5 ATillionen mark geschäßf. Vorher wird aber nach der testa
mentarischen Bestimmung Huths das Britische nTuseum das
Recht haben, sich 50 Werke auszuwählen, die es noch nicht besißt,
oder die es gegen weniger gute Exemplare des eigenen Besißes
umzutauschen wünscht. Die Huth-Bibliothek ist an Seltenheiten
außerordentlich reich, besonders an Inkunabeln, darunter einer
Gutenbergschen 42zeiligen Bibel, Shakespeare-Drucken und
anderer alter englischer Citerafur, spanischer Citeratur.
(Die Hausse in alten Büchern.) lTur mit erstaunen er
fahren die Bibliophilen und Bücherkenner der Alten Welt oon den
geradezu märchenhaften Preisen, die jeßf in lTcw-aork bei der
Versteigerung der berühmten Sammlung Hoe oon amerikanischen
Ciebhabern angelegt werden. In den sechs ersten Tagen hat die
Aktion bereits über 5 millionen mark eingebracht und nach dem
bisherigen Verlaufe der Versteigerung wird man nicht fehlgehen,
wenn man den ooraussichtlichen Gesamferlös auf 4—5 millionen
UTark einschäßt. Hae hat seine Kollektion in nahezu 50 jähriger
rastloser Sammlertätigkeit zusammengebrachf und gerade er unter
schied sich oon anderen gmerikanjschen Kunstsammlern dadurch.
I daß er ein wirklicher Kenner war und nur zu oerniinftigen Preisen
kaufte. Seine Umsicht und sein gutes Urteil wird durch die Er-
trägnisse der jeßigen Auktion uollauf bestätigt, oiele Bücher bringen
das Drei-, Vier- und mehrfache des ursprünglichen Einkaufspreises,
Das lllanuskript der berühmten Pembroke Hours, das Hoe seiner
zeit für 25.000 )Ak. kaufte, wurde jeßt mit 152.000 Ulk. bezahlt
und die Hours of Anne de Beaujeu. die der Sammler 1878 mit
20.000 mk. bezahlte, fanden jeßt für 96.000 ITlk. einen Abnehmer.
Aber diese gewaltigen Preissteigerungen sind nur zum Teil ein
Ergebnis ueränderter Bewertungen auf dem Bibliophilenmarkt.
Die-europäischen Sachoerständigen, die zu der Auktion nach Tlero-
Uork gereist sind, schütteln bei den unerhörten Angeboten, die mit
der Seltenheit und dem Sammlerwert der Objekte kaum noch in
einem Verhältnis stehen, amüsiert den Kopf. Sie bilden in Wirk
lichkeit nicht etwa einen Gradmesser für das so plößlich erwachte
bibliophile Interesse der Amerikaner, sondern sind nichts anderes
als eine neue Spekulationsmethade. Die Börse ist gegenwärtig
lau, Pferdemetfen sind uerboten und so spielt ITew-Uork einfach
in seltenen Büchern und kostbaren Erstdrucken. Der Wagemut
dieser Spekulanten beruht im wesentlichen darauf, daß man weiß,
wie ITlorgan, Widener, ?rick und andere kunstsammelnde ITlulti-
millionäre bereit sind, für seltene Erstdrucke lllärchenpreise zu
bezahlen. Die meisten Bieter bei der Auktion haben nicht die
geringsten bibliophilen Interessen, ja nicht einmal Sachkenntnis;
sie kaufen nur mit der festen Überzeugung, die etwa erlangten
Bücher binnen kurzem mit einem fetten Gewinn an Bücher suchende
multimillionäre weiter oerkaufen zu können. Die ?olge dieses
Gedankenganges und dieser ganzen Spekulationsstimmung ist
natürlich eine Preistreiberei, wie sie der Büchermarkt bisher kaum
erlebt hat. Einige Beispiele: ein Pergamentexemplar oon Helyas’
Knight of the Swanne, uon Wynkyn de Wurde gedruckt, wurde
ausgeboten. Das Exemplar hatte 1899 bei Chrisfie in Condan
8000 TTlk. eingebracht. Die Tlem-yorker Spekulanten trieben im
blinden Wettkampf den Preis dieses Buches auf nicht weniger als
80.000 mk. Die erste Ausgabe des Adam Bede, die in Condon
uon Bücherliebhabern und Kennern bei der leßten Versteigerung
auf 100 mk. bewertet wurde, erzielte am gleichen Tage in llew-
york 1120 ITlk. Bei solchen 5rüchten blinder Spekulationswuf müssen
! naturgemäß die besonnenen Bücherkenner zurücktreten. Dabei werden