tlummer 10
Internationale Sammler-Zeitung.
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die Berechnungen dieser Bücherjobber bestärkt durch die hohen
Preise, die IDorgan anlegt. für ihn haben bestimmte (Exemplare
natürlich einen oiel höheren Kurswert, meil sie bestimmte flicken
in seinem großen Sammlungen ausfüllen sollen. Den Caxfon-Druck
uan Sir Thomas IDalarys La morte d’Arthur bezahlte Pierpont
IDorgan mit 171.200 IDk. und jedermannn mußte, daß er auch
bereitwilligst 200.000 IDk. bezahlt hätte. Denn mit der Erwerbung
dieses (Exemplars besißt IDorgan nicht weniger als 65 echte Caxtan-
Drucke: die größte Sammlung, die je zusammengehrachf morden
ist. Vor 15 Jahren morde dieses Exemplar in fanden bei Soth eby
genau mit einem fünfzehntel des Preises bezahlt, den IDorgan
jetjt angelegt hat.
Bilder.
(Cigna ro 1 is Altarbild in Wiener-Deustadt.) Die Dom
kirche in Wiener-Deustadt besißt als ganz besonderen Kunst
schaß ein gemaltiges Altarbild „Die Himmelfahrt IDariä“ dar
stellend, oon dessen Schönheit und Wert die Kunstfreunde bisher
keine Ahnung hatten, nachdem das Bild durch entstellende falten,
durch den seit mehr als 100 Jahren an der feinaiand haftenden
Staub und Ruß sowie durch die oollständige Zerstörung des Fir
nisses, derart unscheinbar geworden war, dafg man weder oon
der Darstellung, noch oon der großartigen Komposition und der
Schönheit der farbengebung eine Ahnung haben konnte. Durch
den kunstbegeisterten Dompropst Grafen zu ürtenburg wurde
die Restaurierung des Gemäldes ueranlaßt, welche der Kustos der
Akademie der bildenden Künste, Regierungsrat Gerisch, in ge
wohnter meisterhafter Weise durchgeführt hat. Ilunmehr hat das
Bild seine ursprüngliche farbenfrische zurückerhalfen und es ist
geradezu bewunderungswürdig, daß die färben im taufe der Jahre
in keiner Weise eine Einbuße erlitten haben, sondern dafj sie heute
dieselbe Klarheit und frische besißen wie 1767, als der IDaler das
Werk oon der Staffelei im Aufträge und auf Kosten des Grafen
ferdinand oon Hall weil, (oon 1741 bis 1775 Bischof oon Wiener-
Deustadt) geliefert hat. Der IDaler des Bildes, Giooanni Bettina
Cignaroli, wurde 1706 in Verona gebaren und ist daselbst 1770
gestorben, fr mar Direktor der Kunstakademie in seiner Vater
stadt. Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien besißt ein IDarien-
bild oon seiner Hand, welches sich weder an Schönheit der Kom
position noch an Pracht der farbengebung mit dem Wiener-Deustädter
Dambilde messen kann. Dieses ist ein oben abgerundetes Hochbild,
fast 6 Dieter hoch und 2 Dieter 80 Zentimeter breit, die obere
Hälfte wird oon der zum Himmel emporschwebenden IDaria aus
gefüllt, welche oon einem reizDollen Kranze oon Engeln und oon
Engelsköpfen umgeben ist. IDaria, welche, gleichsam durch die
Wolken schreitend und schwebend, dargestellt ist, blickt oerklärt
nach oben. Die untere Hälfte des Bildes hat römische Ruinen und
eine Grufthöhle zum Hintergründe, uor welcher die zwölf Apostel
den leeren Sarkophag umgeben. Sinzeine der sehr lebendig dar
gestellten IDänner blicken zum Wunder empor, andere in das leer
gewordene Grab. In einem der oerklärt emporblickenden Apostel
glaubt man den Künstler selbst zu erkennen. (Engel streuen Rosen
in den Sarkophag. Dieses Hauptwerk der Veronesischen Schule
hat die Wiener Akademieprofessoren lebhaft interessiert und bei
allen Kennern begeistertes tob gefunden. Ilunmehr befindet sich
das Werk wieder an der Stelle, für welche es bestimmt ward.
Solcher Kunstschätje birgt die Wiener-neustädter Propsteikirche
übrigens noch mehr. Zum Beispiel eine prachtoolle Holzstatue des
heil. Sebastian, welche Dr. Suida in seinem Werke „Österreichische
Kunstschätje“ reproduziert und beschrieben hat. ebenso oerdienen
die prachtoollen, aus Holz geschnitten und bemalten lebensgroßen
figuren der Apostel, welche an den Pfeilern des Schiffes der Domkirche
in Wiener-Deustadt auf Konsolen stehen und aus der Zeit des
Chorbaues und der Ausschmückung dieser herrlichen Kathedralkirche
unter Kaiser friedlich III. herrühren, rühmend heroorgehoben
zu werden.
(Alte Wandmalereien in (Enns.) Die k. k. Zentral-
kommisssion für Kunst- und historische Denkmale in Wien ließ
über Anzeige des Korrespondenten Dr, Alois Plattner, Aduokat
in (Enns, im sogenannten Cehnerturme in der JRauthausenerstraße
die alten Wandmalereien durch den akademischen IDaler Hans
Viertelberger in Wien aufdecken. Sie befinden sich in einem
bisher in der IDälzerei oerwendefen Raume, welchen die Brauerei
R. Gruber und ID. Cehner zur Verfügung stellte; es war dieser
früher eine Kapelle der alten Dechantei, bezieh, des frauenklosfers,
dessen Gebäude nach seinen romanischen Gewölben zu ebener (Erde
sehr alten Ursprunges sein muß. Die Kapelle wurde nach einer
Inschrift in der Kreuzblume des Gewölbes 1659 renooiert. llach
dem Gutachten Viertelbergers, der die Arbeiten oorzüglich aus
führte, stammen die Gemälde aus dem Anfänge des 14. Jahrhunderts
und stellen die Ceidensgeschichte Christi dar: Das oberste Bild,
die Auferstehung, darunter in zwei Reihen Christus am Ölberg,
der Judaskuß, Christus uor Pilatus, die Geißelung, Kreuztragung,
Kreuzigung und Beweinung durch die frauen. Sämtliche Bilder,
nicht allein wegen ihres außerordentlichen Alters, sondern auch
kunsthistorisch und künstlerisch interessant, sind oerhältnismäßig
gut erhalten. Cs fehlen nur unbedeutende Stellen. An der Wand
ist ein merkwürdiger Stammbaum Christi; an der fensterwand
sind die guterhaltenen, fast lebensgroßen Heiligenfiguren St. Doro
thea und St. IDargarete ersichtlich. Die Arbeiten sind uom IDuseal-
oerein „Cauriacum“ in Cnns, dem die Überwachung obliegt, der
öffentlichen Besichtigung bereits zugänglich gemacht worden.
(Cine federzeichnung oon Willem oan der Velde.)
Aus Amsterdam wird uns geschrieben: Vor einigen IDonaten
meldeten die Blätter, daß eine große federzeichnung (H75 Dltr.
breit und ris IDfr. hoch) des größten niederländischen lllaripe-
malers Willem oan der Velde, dem älteren, aus englischen Händen
in den Besiß der hiesigen Kunstfirma frederik Dluller u. Co.
übergegangen sei. Da man befürchtete, daß dieses für eine der
glänzendsten und ruhmreichsten Perioden der niederländischen
Geschichte hochinteressante IDeistermerk wieder in ausländische
Hände kommen könnte, so wurde durch den Cifer einiger Kunst
freunde, durch freiwillige Beiträge, an denen sich auch die beiden
Königinnen beteiligten, die zum Ankauf des Stückes nötige Summe
zusammengebracht und nachdem es durch die bekannten Gemälde
restauratoren Hesterman, Vater und Sohn, in entsprechender Weise
behandelt worden war, wurde es zuerst im IDuseum fodor in
Amsterdam, speziell für diejenigen, welche zur Ankaufssumme
beigetragen haben, zur Besichtigung ausgestellt, oon da wird es
einige Zeit im Boymausmuseum in Rotterdam der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden, um dann der maritimen Abteilung
des Reichsmuseums in Amsterdam einoerleibt zu werden, so daß
also der niederländische Staat, ohne selbst in die Tasche greifen
zu müssen, ein Geschenk oon ebenso großem Kunstwert wie oon
heroorragend historischem Interesse erhält. Das Stück ist eine
federzeichnung (Tusche), wie sie oan der Velde häufig zu machen
pflegte, ehe er den skizzierten (Entwurf in färben als Gemälde
ausführte. Unsere Zeichnung stellt den Augenblick dar, in welchem
am Tage uor der bekannten oiertägigen Seeschlacht im Juni 1666,
als die niederländische flotte auf der Höhe oon Ostende lag, die
niederländischen Admirale sich nach dem Admiralschiff de Ruyters
„De zeoen Prooincien“ begaben, um dem Kriegsrat beizuwohnen.
Von diesem Admiralschiff, an dessen Bord sich de Ruyter in allen
großen Seeschlachten des zweiten und dritten Krieges mit England
befand, ist oorher keine einzige richtige und genaue Abbildung
oorhanden gewesen und schon dieser Umstand allein, der für
die Geschichte des niederländischen Seewesens oon außerordentlicher
Wichtigkeit ist, oerleiht dem Erwerb eine ganz besondere Bedeutung.
Rechts im Vordergrund liegt, Stolz und Achtung gebietend, das
Admiralschiff, die „Sieben Prouinzen“, die Admiralsflagge im Top
und unter ihr die Signalflagge, durch welche die Schiffskomman
danten „gepitsjaard“ (merkwürdigerweise ein jaoanisches Wort),
d. h. zum (Erscheinen im Kriegsrat aufgefordert wurden. Die o«r-
schiedenen flaggenoffiziere kommen in Schaluppen herangerudert,
die unter dem mit prachtoollem Schnißwerk geschmückten Spiegel
der „Sieben Prouinzen“ sich im Wasser schaukeln. An Bord des
Admiralschiffes wimmelt es oon IDatroscn und Soldaten und an
der Verschanzung steht, entblößten Hauptes, de Ruyter selbst. Jn
einer der Schaluppen im Vordergrund naht sich ein flottenführer,
es ist der populäre Ceutnant-Admiral Cornelis Tramp, der Sohn
des großen Tramp; auch er hat das Haupt entblößt, womit er für
den ihn begrüßenden Jubel der auf dem Deck und in den IDasten
stehenden IDatroscn dankt. Diese Szene bildet den IDittelpunkt,