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tlummer 10 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 153 
die Berechnungen dieser Bücherjobber bestärkt durch die hohen 
Preise, die IDorgan anlegt. für ihn haben bestimmte (Exemplare 
natürlich einen oiel höheren Kurswert, meil sie bestimmte flicken 
in seinem großen Sammlungen ausfüllen sollen. Den Caxfon-Druck 
uan Sir Thomas IDalarys La morte d’Arthur bezahlte Pierpont 
IDorgan mit 171.200 IDk. und jedermannn mußte, daß er auch 
bereitwilligst 200.000 IDk. bezahlt hätte. Denn mit der Erwerbung 
dieses (Exemplars besißt IDorgan nicht weniger als 65 echte Caxtan- 
Drucke: die größte Sammlung, die je zusammengehrachf morden 
ist. Vor 15 Jahren morde dieses Exemplar in fanden bei Soth eby 
genau mit einem fünfzehntel des Preises bezahlt, den IDorgan 
jetjt angelegt hat. 
Bilder. 
(Cigna ro 1 is Altarbild in Wiener-Deustadt.) Die Dom 
kirche in Wiener-Deustadt besißt als ganz besonderen Kunst 
schaß ein gemaltiges Altarbild „Die Himmelfahrt IDariä“ dar 
stellend, oon dessen Schönheit und Wert die Kunstfreunde bisher 
keine Ahnung hatten, nachdem das Bild durch entstellende falten, 
durch den seit mehr als 100 Jahren an der feinaiand haftenden 
Staub und Ruß sowie durch die oollständige Zerstörung des Fir 
nisses, derart unscheinbar geworden war, dafg man weder oon 
der Darstellung, noch oon der großartigen Komposition und der 
Schönheit der farbengebung eine Ahnung haben konnte. Durch 
den kunstbegeisterten Dompropst Grafen zu ürtenburg wurde 
die Restaurierung des Gemäldes ueranlaßt, welche der Kustos der 
Akademie der bildenden Künste, Regierungsrat Gerisch, in ge 
wohnter meisterhafter Weise durchgeführt hat. Ilunmehr hat das 
Bild seine ursprüngliche farbenfrische zurückerhalfen und es ist 
geradezu bewunderungswürdig, daß die färben im taufe der Jahre 
in keiner Weise eine Einbuße erlitten haben, sondern dafj sie heute 
dieselbe Klarheit und frische besißen wie 1767, als der IDaler das 
Werk oon der Staffelei im Aufträge und auf Kosten des Grafen 
ferdinand oon Hall weil, (oon 1741 bis 1775 Bischof oon Wiener- 
Deustadt) geliefert hat. Der IDaler des Bildes, Giooanni Bettina 
Cignaroli, wurde 1706 in Verona gebaren und ist daselbst 1770 
gestorben, fr mar Direktor der Kunstakademie in seiner Vater 
stadt. Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien besißt ein IDarien- 
bild oon seiner Hand, welches sich weder an Schönheit der Kom 
position noch an Pracht der farbengebung mit dem Wiener-Deustädter 
Dambilde messen kann. Dieses ist ein oben abgerundetes Hochbild, 
fast 6 Dieter hoch und 2 Dieter 80 Zentimeter breit, die obere 
Hälfte wird oon der zum Himmel emporschwebenden IDaria aus 
gefüllt, welche oon einem reizDollen Kranze oon Engeln und oon 
Engelsköpfen umgeben ist. IDaria, welche, gleichsam durch die 
Wolken schreitend und schwebend, dargestellt ist, blickt oerklärt 
nach oben. Die untere Hälfte des Bildes hat römische Ruinen und 
eine Grufthöhle zum Hintergründe, uor welcher die zwölf Apostel 
den leeren Sarkophag umgeben. Sinzeine der sehr lebendig dar 
gestellten IDänner blicken zum Wunder empor, andere in das leer 
gewordene Grab. In einem der oerklärt emporblickenden Apostel 
glaubt man den Künstler selbst zu erkennen. (Engel streuen Rosen 
in den Sarkophag. Dieses Hauptwerk der Veronesischen Schule 
hat die Wiener Akademieprofessoren lebhaft interessiert und bei 
allen Kennern begeistertes tob gefunden. Ilunmehr befindet sich 
das Werk wieder an der Stelle, für welche es bestimmt ward. 
Solcher Kunstschätje birgt die Wiener-neustädter Propsteikirche 
übrigens noch mehr. Zum Beispiel eine prachtoolle Holzstatue des 
heil. Sebastian, welche Dr. Suida in seinem Werke „Österreichische 
Kunstschätje“ reproduziert und beschrieben hat. ebenso oerdienen 
die prachtoollen, aus Holz geschnitten und bemalten lebensgroßen 
figuren der Apostel, welche an den Pfeilern des Schiffes der Domkirche 
in Wiener-Deustadt auf Konsolen stehen und aus der Zeit des 
Chorbaues und der Ausschmückung dieser herrlichen Kathedralkirche 
unter Kaiser friedlich III. herrühren, rühmend heroorgehoben 
zu werden. 
(Alte Wandmalereien in (Enns.) Die k. k. Zentral- 
kommisssion für Kunst- und historische Denkmale in Wien ließ 
über Anzeige des Korrespondenten Dr, Alois Plattner, Aduokat 
in (Enns, im sogenannten Cehnerturme in der JRauthausenerstraße 
die alten Wandmalereien durch den akademischen IDaler Hans 
Viertelberger in Wien aufdecken. Sie befinden sich in einem 
bisher in der IDälzerei oerwendefen Raume, welchen die Brauerei 
R. Gruber und ID. Cehner zur Verfügung stellte; es war dieser 
früher eine Kapelle der alten Dechantei, bezieh, des frauenklosfers, 
dessen Gebäude nach seinen romanischen Gewölben zu ebener (Erde 
sehr alten Ursprunges sein muß. Die Kapelle wurde nach einer 
Inschrift in der Kreuzblume des Gewölbes 1659 renooiert. llach 
dem Gutachten Viertelbergers, der die Arbeiten oorzüglich aus 
führte, stammen die Gemälde aus dem Anfänge des 14. Jahrhunderts 
und stellen die Ceidensgeschichte Christi dar: Das oberste Bild, 
die Auferstehung, darunter in zwei Reihen Christus am Ölberg, 
der Judaskuß, Christus uor Pilatus, die Geißelung, Kreuztragung, 
Kreuzigung und Beweinung durch die frauen. Sämtliche Bilder, 
nicht allein wegen ihres außerordentlichen Alters, sondern auch 
kunsthistorisch und künstlerisch interessant, sind oerhältnismäßig 
gut erhalten. Cs fehlen nur unbedeutende Stellen. An der Wand 
ist ein merkwürdiger Stammbaum Christi; an der fensterwand 
sind die guterhaltenen, fast lebensgroßen Heiligenfiguren St. Doro 
thea und St. IDargarete ersichtlich. Die Arbeiten sind uom IDuseal- 
oerein „Cauriacum“ in Cnns, dem die Überwachung obliegt, der 
öffentlichen Besichtigung bereits zugänglich gemacht worden. 
(Cine federzeichnung oon Willem oan der Velde.) 
Aus Amsterdam wird uns geschrieben: Vor einigen IDonaten 
meldeten die Blätter, daß eine große federzeichnung (H75 Dltr. 
breit und ris IDfr. hoch) des größten niederländischen lllaripe- 
malers Willem oan der Velde, dem älteren, aus englischen Händen 
in den Besiß der hiesigen Kunstfirma frederik Dluller u. Co. 
übergegangen sei. Da man befürchtete, daß dieses für eine der 
glänzendsten und ruhmreichsten Perioden der niederländischen 
Geschichte hochinteressante IDeistermerk wieder in ausländische 
Hände kommen könnte, so wurde durch den Cifer einiger Kunst 
freunde, durch freiwillige Beiträge, an denen sich auch die beiden 
Königinnen beteiligten, die zum Ankauf des Stückes nötige Summe 
zusammengebracht und nachdem es durch die bekannten Gemälde 
restauratoren Hesterman, Vater und Sohn, in entsprechender Weise 
behandelt worden war, wurde es zuerst im IDuseum fodor in 
Amsterdam, speziell für diejenigen, welche zur Ankaufssumme 
beigetragen haben, zur Besichtigung ausgestellt, oon da wird es 
einige Zeit im Boymausmuseum in Rotterdam der Öffentlichkeit 
zugänglich gemacht werden, um dann der maritimen Abteilung 
des Reichsmuseums in Amsterdam einoerleibt zu werden, so daß 
also der niederländische Staat, ohne selbst in die Tasche greifen 
zu müssen, ein Geschenk oon ebenso großem Kunstwert wie oon 
heroorragend historischem Interesse erhält. Das Stück ist eine 
federzeichnung (Tusche), wie sie oan der Velde häufig zu machen 
pflegte, ehe er den skizzierten (Entwurf in färben als Gemälde 
ausführte. Unsere Zeichnung stellt den Augenblick dar, in welchem 
am Tage uor der bekannten oiertägigen Seeschlacht im Juni 1666, 
als die niederländische flotte auf der Höhe oon Ostende lag, die 
niederländischen Admirale sich nach dem Admiralschiff de Ruyters 
„De zeoen Prooincien“ begaben, um dem Kriegsrat beizuwohnen. 
Von diesem Admiralschiff, an dessen Bord sich de Ruyter in allen 
großen Seeschlachten des zweiten und dritten Krieges mit England 
befand, ist oorher keine einzige richtige und genaue Abbildung 
oorhanden gewesen und schon dieser Umstand allein, der für 
die Geschichte des niederländischen Seewesens oon außerordentlicher 
Wichtigkeit ist, oerleiht dem Erwerb eine ganz besondere Bedeutung. 
Rechts im Vordergrund liegt, Stolz und Achtung gebietend, das 
Admiralschiff, die „Sieben Prouinzen“, die Admiralsflagge im Top 
und unter ihr die Signalflagge, durch welche die Schiffskomman 
danten „gepitsjaard“ (merkwürdigerweise ein jaoanisches Wort), 
d. h. zum (Erscheinen im Kriegsrat aufgefordert wurden. Die o«r- 
schiedenen flaggenoffiziere kommen in Schaluppen herangerudert, 
die unter dem mit prachtoollem Schnißwerk geschmückten Spiegel 
der „Sieben Prouinzen“ sich im Wasser schaukeln. An Bord des 
Admiralschiffes wimmelt es oon IDatroscn und Soldaten und an 
der Verschanzung steht, entblößten Hauptes, de Ruyter selbst. Jn 
einer der Schaluppen im Vordergrund naht sich ein flottenführer, 
es ist der populäre Ceutnant-Admiral Cornelis Tramp, der Sohn 
des großen Tramp; auch er hat das Haupt entblößt, womit er für 
den ihn begrüßenden Jubel der auf dem Deck und in den IDasten 
stehenden IDatroscn dankt. Diese Szene bildet den IDittelpunkt,
	        
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