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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 21
non JTlichae] non FFlunkäcsy. In einer ungarischen Wirt
stube folgen eine Gruppe non Bauern mit dem Ausdrucke
lebhafter Spannung dem Ringkampfe zroeier ITlänner, oon
denen der eine in Angriffsstellung steht, mährend der
andere, ein Bauer, das ruhige Zumarten des Überlegenen
zur Schau trägt. Der Künstler hat dieses Werk zroeimal
gemalt, das Gerhardtsche Gxemplar ist aber deshalb oon
ganz besonderer Bedeutung, roeil das andere, im ITluseum
zu Köln, infolge der Asphalttechnik, so gut roie ganz
zugrunde gegangen ist.
Und nun nehmen mir Abschied oon dieser Samm
lung u'.seres hochgeschätzten freundes, die uns Jahre hin
durch eine Quelle der Anregung und freude bedeutete.
Schmerzlich genug ist es, dafj mir sie nicht in Ungarn
behalten konnten, um mit ihr die Grinnerung an ihren
feinsinnigen Schöpfer dauernd festzubannen, flun trägt sie
seinen Flamen hinaus in die Welt der Kunstliebhaber und
Kenner und der Flame Gustuo oon Gerhardts, des be
scheidenen stillen Sammlers, roird bekannt. Dies ist ein
kleiner Trost und dünkt uns als eine Art feiner Gerech
tigkeit. Was in der Stille gesät roird, geht um so präch
tiger auf und roirkt dann um so mehr beglückend und
befruchtend in roeitem Kreise.
Drei der besten Bilder der Sammlung Gerhardt können mir
unseren Cesern in ausgezeichneten Reproduktionen oorführen. Fig. 1
zeigt die malerische Ansicht non llyrnwegen non Jan oan Goijen:
Blick auf die Stadt oon der Wasserseite. Auf einem Flügel das
alte Schlofj mit UJauern, Zinnen und Türmen. Auf dem Rhein
mehrere Segler. Gin grofjer Teil der hier gemahen Burg besteht
nicht mehr.
Von den zroei Gemälden Adriaan n..n Ostades, auf die
Hofrat non Terey hinmeist, bringen tnir in Fig. 2 den ßauerntanz
im Wirtshause. In einem Wirtshause tanzt ein Paar nach den
Klängen einer Geige und eines Dudelsacks. Cinks im mitteigrunde
trinkende und rauchende Gesellschaft. Komposition oon zirka
fünfundzwanzig Figuren.
Aus dem Atelier oon Rubens stammt die Holztafel mit der
Verkündigung ITtariä. (Fig. 5). ITlaria kniet oor einem Betschemel,
oon rechts her naht in prächtigem Brokatmantel der Engel der
Verkündigung. Die den heiligen Geist symbolisierende Taube und
schwebende Amoretten in den Cüften.
Das Gemälde war auf der oorjährigen Weltausstellung in
Brüssel zu sehen.
fllusiker-flutographen.
Das bekannte Antiquariat oon Ceo Ciepmannssohn in
Berlin kündigt nun seine 35. Autographen-Versteigerung an.
Diesmal gelangen zwei Sammlungen oan Alusikmanuskripfen und
ITlusikerbriefen unter den Hammer, die oon jeher in hohem Grade
das Interesse der Sammler erregten. Es sind dies die Sammlun
gen Ignaz llloscheles und Alfred Bauet, die oon den Erben jet^t
auf den lllarkt gebracht werden.
Ignaz llloscheles, (1794—1870), einer der größten Pianisten
Deutschlands, spielte im musikieben seiner Zeit eine sehr bedeu
tende Rolle. Seiner großen oirtuosen Begabung, seinem heroor-
ragenden Kompositionstalent und nicht zum wenigsten den liebens
würdigen Eigenschaften seines Charakters oerdankte er einen aus
gedehnten und herzlichen Verkehr mit den ersten JTtusikern seiner
Epoche.
ln erster Cinie mufj da Beethooens gedacht werden, oon
dessen „Fidelio“ er als junger lllann unter des Illeisters Anleitung
einen Klaoierauszug anfertigte und dem er kurz oor seinem Tode
noch einen grof3en Freundschaftsdienst erweisen konnte, der die
lefjten Stunden Beethooens oerschönte. Dann die intime Freund
schaft mit lllendelssohn und sein herzliches Verhältnis zu C. 111.
Weber. Von den übrigen namhaften lllusikern, mit denen
moscheles in Verbindung stand, seien hier nur genannt: Field,
Gade, Schumann, Spohr, meyerbeer, Paganini, Gramer, Ciszt, Andre,
H. oon Bülow, Ciementi, Czerny, Dauid, Heller, Herz, Kalkbrenner,
Jenny Cind, Citolff, neukomm, Pixis, Rubinstein, Henriette Sonntag,
Thalberg und Weyse. Von allen diesen namen und manchen
anderen, die nicht aufgeführt sind, finden sich in der Sammlung
Autographen, und zwar hauptsächlich Briefe, (beinahe ausnahms
los an llloscheles oder dessen Frau gerichtet) oor. Vor allem aber
sind es die kostbaren eigenhändigen ITlusikmanuskripte, die den
Wert dieser herrlichen Kollektion ausmachen. Sie wurden moscheles
teils oon dem Komponisten selbst, teils oon ihm befreundeten
Sammlern oerehrt. Einige der hauptsächlichsten seien hier genannt:
Jäh. Seb. Bach, Präludium und Fuge in C-dur (C-major) und Cargo
in A-moll (A-minor) aus Franz Hausers Sammlung. Beethooen,
Skizzen zur missa solemnis, wohl das werfoollsfe ITlanushript.
Aus der Sammlung oon Aloys Fuchs, oon ihm an lAendelssohn
und oon diesen an moscheles geschenkt. Beethooen Skizzenbuch
(Cis-moll-Quartett, op, 131) oon Schindler an moscheles geschenkt.
(Die 83. Seite daraus zeigt in etwas oerkleinertem ITtafjsfabe
unsere Abbildung Fig, 4.) Beethooen, Der glorreiche Augenblick.
lAanuskript mit Beethooens eigenhändigen Korrekturen. Beethooens
letjte Krankheit und Tod, in Briefen Beethooens und Schindlers
an llloscheles. Beethooen, oier Seiten aus dem oben erwähnten
Klaoierauszug des „Fidelio“ mit eigenhändigen Korrekturen Beet
hooens. Dann folgen Ehopin, Haydn, lllendelssohn, Bieder ohne
Worte, I. Heft (op. 19). Von lllendelssohn an llloscheles geschenkt
und eine ganze Anzahl weiterer, höchst kostbarer Alusikaufo-
graphen dieses berühmten Komponisten. Ferner JTlozart: Cadenz
zum Klaoierkonzert in B-ciur und Weber: Skizzen zu „Oberon“.
Die ganze Sammlung umfafjt nur 178 Hummern, darunter aber
Kostbarkeiten, die in ihrer Seltenheit unerreichbar und in ihrem
Werte ganz enorm sind.
Dann folgt in dem prachtoollen, mit 21 Tafeln und oieien
Textfaksimiles ausgesfatteten Katalog, den die Firma Ceo Ciep-
mannssohn herausgegeben hat, die Sammlung der lllusiker-Auto-
graphen, die in der Hauptsache dem zurückbehaltenen Teile der
berühmten Sammlung Alfred Booets entstammen. Auch hierin
sind herrliche Stücke oon Bach, Beethooen, Brahms, Chopin, Haydn,
Alozart, Schubert, Schumann oorhanden, wenngleich den glanz-
Dollsten Teil die Abteilung Ri ch a r d Wa g n e r bestreitet. Diese
Wagner-Sammlung ist wohl die bedeutendste und umfangreichste,
die je zur Versteigerung kam. Die Kollektion oerfügf über
130 llummern, darunter manches für die Cebensgeschichte Wagners
interessante Blatt, So der Brief, den er als Rigaer Kapellmeister
am 20. Illärz 1838 (irrtümlicherweise datierte Wagner 1836) an
die Sängerin Dem. Po grell schrieb (Fig. 5). Der Bräutigam der
Sängerin (namens W r e d e) hatte dieser eine Äußerung Wagners
hinteibracht, durch die sie sich beleidigt fühlte. Wagner schreibt
nun: „Wenn Sie ihn (den Bräutigam) sehen, so sagen Sie ihm
nur gelegentlich, er möge sein gemeines ITlaul doch nur um Gottes
willen oon den Verhältnissen anderer weglassen, sondern seine
schwachen Geisteskräfte hübsch dazu benütjen, dafj er seine
Parthieen ordentlich lerne . . . .“ Der Brief ist scheinbar oon der
aufgeregten Sängerin nach dem Durchlesen durchgerissen worden,