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Internationale Sam m ler-Zeitung. 
Nr. 20 
veranlaßt, sich seiner Sammlung zu entäußern: ein Augenleiden 
verhindert ihn ganz und gar am künstlerischen Genuß seiner mit 
großer Liebe begonnenen Sammlung und als Folge natürlich 
am weiteren Ausbau. Dr. Witte hat nicht ohne System ge 
sammelt. Das zunächst Charakteristische ist das Ueberwiegen 
von Gefäßen und Geschirr gegenüber der Plastik. Es war in 
erster Linie die künstlerische Flächendekoration, die Freude an 
der so unendlich mannigfaltigen malerischen Gestaltung der 
Porzellangefäße des 18. Jahrhunderts, die es dem Sammler an 
getan hatte: daneben als reizvolle Parallele die gleichzeitigen 
Erzeugnisse der verschiedenen Manufakturen — es sind etwa 
34 — t so daß neben den köstlichen Miniaturmalereien der 
führenden Fabriken auch die kleineren zu ihrem Rechte kamen 
und in ihrer Eigenart durch geschmackvoll gewählte Beispiele 
repräsentiert sind. Auf dieser breit angelegten Basis bietet die 
verhältnismäßig kleine Sammlung von nicht 300 Objekten 
vielerlei, was nicht nur in materieller Bewertung Ausdruck 
rinden dürfte, sondern auch dem (Kunsthistoriker Freude macht. 
Wer auf die Provenienz Wert legt, wird die berühmtesten 
Quellen der letzten 10 Jahre erwähnt finden: Dr. Spitzner, 
Habich, Eisenmann, v. Sannwitz, Dr. Clemnr und Fischer. 
Waffen. 
(DerNachlaß Wetzlar.) Der in der Zeit vom 22. bis 
25. d. M. bei Matth. Lempertz in Köln zur Versteigerung 
gelangende zweite Teil des Nachlasses Josef Wetzlar (Köln) 
enthält neben wertvollem Mobiliar, Zunftsachen, Wappenbriefen, 
Miniaturen, Dosen, Uhren, Stickereien, Gläsern, Porzelancn 
und Arbeiten in Silber, Bronze, Kupfer und Zinn eine beträcht 
liche Anzahl von Schutz- und Trutzwaffen, auf die wir das 
Augenmerk von Waffemsammlern lenken. Historisches Interesse 
hat ein Ehrendegen, der angeblich von Kaiser Leopold I, 
den Rurfürsten gespendet wurde, die seine Wahl vollzogen. Die 
spitze, schmale Stoßklinge mit flachem Grat ist fast in ganzer 
Länge beiderseitig reich geätzt, und zwar mit Bildnissen des 
Kaisers und der Kurfürsten zwischen reichem Ornamentwerk 
mit entsprechenden Überschriften. Ein anderer österreichischer 
Ehrensäbel ist mit dem Doppeladler geätzt und 1 mit dem Mono 
gramm Kaisers F r a n z I. versehen. Ein Schwedenschwert ziert 
das Bildnis Gustav Adolfs, daneben liest man den Spruch Soli 
Deo Gloria, und zwischen Ornamenten den Namen Christoph 
Craimiber. Aus der Sammlung T h e w a 11 stammt ein spanisches 
Schwert aus dern 16. Jahrhundert, dessen Klinge mit Ranken, 
Mondsichel und Sternen geätzt ist. Ein italienisches Schwert 
aus dem 17. Jahrhundert weist die Meistermarke Antonio 
P i 1 i n i o s auf, während eine Feuerstein-Doppelflinte, die sehr 
reich mit Silber tauschiert und inkrustiert ist, den berühmten 
englischen Büchsenmacher Is. W i 1 k i n s o n als Verfertiger 
nennt. Renaissance-Hellebarden, Türkensäbel, Rokokodegen, 
Doichmesser aller Arten, Pulverflaschen it. a. vervollständigen 
die Sammlung. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die M i n i a t u r e n s am m I u n g J a f f e.) Am 23. und 
24. d. M. findet bei Rudolf Le p ke in Berlin die Versteigerung 
der Miniaturensammlung Albert Jaffe (Hamburg) statt. Die 
Sammlung umfaßt hauptsächlich Bildnisminiaturen des 17. bis 
19. Jahrhunderts. Besonders gut ist die französische Schule ver 
tiefen. Wir finden da Werke von Augustin, Hall, Isabey, Le 
Tellier, Manson, Pasquier, Petitot, Prieux, Soiron, Vestier, 
Welper und vielen anderen gleichwertigen Meistern. Von Eng 
ländern nennen wir Bogle, Cosway, Engleheart, Horace und 
Nathaniel Hone, Lens, Jer. Meyer, Andrew Plimer, Ross, Smart, 
Shelley und Zincke. Von deutschen und österreichischen 
Künstlern sind zu erwähnen: Cbudy, Füger, Heinsius, Horne- 
mann, Plötz, Hummel, Klingstedt, Gerh. v. Kügelgen, Peroux, 
neben denen noch manche Künstler, deren Namen sonst nicht 
bekannt sind, durch treffliche Arbeiten repräsentiert sind. 
Außerdem begegnen wir in der Sammlung einer Anzahl Oel- 
miniaturen des 15. und 16. Jahrhunderts, Dosen des 18. Jahr 
hunderts mit Bildnis- und Genredarstellungen, einigen Buch 
miniaturen auf Pergament und endlich mehreren Kleinplastiken 
in Wachs, von denen besonders ein venezianisches Madonnen- 
relief in der Art Sansovinos und ein ausgezeichnetes 
kleines Reliefbildnis von der Hand Leonhard Poschs hervor 
zuheben sind. 
(Die Auktion Noll in Frankfurt.) Man schreibt 
uns aus Frankfurt a. M.: Der Verlauf der Auktion Noll 
bei Prestel hat die Eignung Frankfurts zur Auktionsstadt in 
überzeugender Weise dargetan. Ein kauflustiges und kauf 
kräftiges Publikum ist durch diese Versteigerung angezogen 
worden und auch verschiedene der Leiter unserer großen 
Sammlungen, so Direktor Kötschau vom Kaiser Friedrich- 
Museum, Direktor Hampe vom Germanischen National- 
Museurn, waren unter den Käufern. Die Holzskulpturen, 
die den Kern der Sammlungen bildeten, haben mit ungefähr 
125.000 Mark Gesamterlös den auf sie gesetzten Erwartungen 
entsprochen. Am heißesten umstritten war die hl. Magdalena. 
Ulmer Schule um 1500, mit einer reizvollen Rokoko-Bemalung; 
sie wurde von der Frankfurter Firma L. Picard Nachf. für 
das Kaiser Friedrich-Museum um 46.000 Mark erworben. Die 
hi. Familie vom Meister des Blaubeureoer Hochaltars (Gregtr 
Erhärt), ein weiteres Hauptstück der Sammlung, brachte 
8000 Mark, der tirolische Anbetungskönig, ein schönes Werk 
der Pacher-Schule, 7100 Mark, die lebhaft bewegte Gruppe 
der Beweinung 6100 Mark, die Würzburger Madonna (1360 
bis 1370) 3300 Mark, die schöne, mittelrheinische Madonna 
(um 1380) 10.000 Mark, ein graziler hl. Georg, niederdeutsch, 
um 1500, 2800 Mark, die Maastricher Veronika, Anfang des 
16 Jahrhunderts, <8300 Mark, eine Nürnberger Katharina aus 
Veit Stoß-Nähe 3700 Mark, drei Vorarlberger jugendliche 
Heilige 5000 Mark. Auch die Holländer der Sammlung weckten 
rege Kauflust. Das Fragment des Dirk Bouts aus seinem 
Aliar von Salmansweiler (ein anderes Fragment des Altars 
besitzt das Kaiser Friedrich-Museum) ging für 10.500 Mark in 
den Besitz der Frankfurter Firma J. M. Hackenbroch 
über, eine Landschaft von Jan vart Goyen erzielte 10.000 
Mark, ein später Ma^s 2800 Mark. 
(Sammlung Professor Otto Seitz, Mün 
ch e n.) Eine sehr bemerkenswerte Auktion des kommenden 
Monats ist die Versteigerung der Sammlung des verstorbenen 
Malers Professor Otto Seitz (München). Ein außerordentlich 
eifriger Sammler, hat Seitz im Laufe eines langen Lebens eine 
große Menge Antiquitäten, Stiche und Bücher zusamnienge- 
bracht. Der Katalog der Antiquitäten liegt bereits vor. Die 
Bücher und Stiche werden später ebenfalls durch Helbing ver 
steigert. Eine Reihe von 1527 Nummern, dabei sehr viele 
Kollektiv- und Doppelnummern, verzeichnet der Katalog Be 
stände von denkbar großer Mannigfaltigkeit. Wir finden 
Kuriosa zur Geschichte der Medizin neben Geräten aus alchi 
mistischen Laboratorien, allerlei Hausrat aus fünf Jahr 
hunderten, neben alten Instrumenten der Naturwissenschaft 
und Technik, alte Waffen neben Volkstrachten, monumentale 
Möbel neben Miniaturen etc. Doch hat die ungewöhnliche Viel 
seitigkeit der Samrnelinteressen die liebevoll gepflegte Neigung 
für bestimmte Gattungen von Kunstwerken nicht beeinträchtigt. 
So sehen wir denn innerhalb der großen Sammlung Gruppen, 
die durch Qualität und eine gewisse Geschlossenheit sich aus 
zeichnen. Als solche sind zum Beispiel zu nennen die Kollek 
tion der Gläser, die Kleinplastik und Holzskulpturen, auch die 
Gruppe der Musikinstrumente. Charakterisiert wird der Ge- 
samtbestand der Sammlung aber durch das Hervortreten guter 
deutscher Gotik auf fast allen Gebieten. So findet man zum 
Beispiel bei den Möbeln ein gotisches Kastenbett, das ebenso 
schön wie außerordentlich selten ist. Außerdem sind gotische 
Tische und andere Möbel vorhanden. Unter den Kästchen und 
Kassetten sind zwei Stücke von ganz besonderer Seltenheit
	        
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