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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 14
Aldegrever, Virgil Solis, sind darunter ebenso vertreten wie die
Franzosen der folgenden Jahrhunderte, die Blondei und Ducer-
ceau, Le Blond und Lepautre.
(Museum Carolino Augusteum in Salz-_
bürg.) Das städtische Museum Carolino Augusteum in’
Salzburg bezeichnet in seinem eben erschienenen Jahres
berichte pro 1912 das verflossene Jahr als eines seiner er
folgreichsten. Das bedeutsamste Ereignis ist. daß das Haus,
das das Museum 1835 als Qast bezog, nun fast ganz in sein
Eigentum übergegangen ist. Seit dem letzten Jahre besitzt es
außer dem 2. und einem großen Teil des 3. Stockwerkes auch
das Erdgeschoß. Ein zweites erfreuliches Ereignis war die
Wahl des Vorsitzenden des Verwaltungsrates, kaiserlichen
Rates Max 0 11, zum Bürgermeister von Salzburg. Hatte Ott
bisher schon das Museum nach Kräften gefördert, so gab er
ihm aus diesem Anlasse ein besonderes Zeichen seiner Huld,
inderrt er ihm das ihm gehörige Empirezimmer zum Ge
schenke machte. Weiters hat die in Wien lebende Konter
admiralswitwe Fanny von Lehnert das Museum zum Erben
ihres gesamten Kunstbesitzes eingesetzt, wodurch ihm
236 Nummern Schmuck und Verwandtes (Edelmetallgeräte
und Gefäße und Edelsteingeräte), 27 Fächer. 26 Dosen, 81 Num
mern Textilien, Stickereien, Brokate, 47 Taschen. Täschchen
und Beutel, 88 Möbel und anderer meist kleinerer Hausrat,
111 Gläser. 87 Keramiken. 50 Waffen, 35 Plastiken. 130 Ge
mälde und graphische Blätter zufallen werden. Eine Anzahl
nächtiger Textilien sowie andere kunstgewerbliche Gegen
stände von großem Werte hat Frau v. Lehnert dem Museum
bereits als Weihnachtsgabe gewidmet.
(Neues aus dem Goethe- und Schiller-
Archiv.) Der Handschriftensatz des Goethc-Schiller-
Archives in W eimar ist in letzter Zeit durch eine Reihe von
Ankäufen um wertvolle Stücke vermehrt worden. Das kost
barste darunter ist ein Folioblatt aus Goethes eigen
händiger Reinschrift des »Westöstlichen Diwan«. Es enthält
das Gedicht aus dem ersten Bande:
Aus wie vielen Elementen
Soll ein echtes Lied sich nähren.
Daß es Laien gern empfinden.
Meister es mit Freude hören?
Daran schließt sich eine große Menge von Briefen
Goethes, 17 Stück, von Herder und Wieland, von
Lavater und Bürger, Mörike und Hebbel,
R ü c k e r t, Bettina v. Arnim und F r e i 1 i g r a t h, ferner
aus dem Weimarer Herzogshause von Anna A m a 1 i a, Karl
August und Luis e. Dazu kommt ein ganzes Konvolut von
Schauspielerbriefen an Goethe, Kirms und die weimarischc
Theaterdirektion. An diese Ankäufe reihen sich die Geschenke,
die dem Archiv in der letzten Zeit gemacht wurden. Herzog
Johann Albrecht zu Mecklenburg, der Braun
schweiger Prinz-Regent, stiftete unter anderem ein Billett
Goethes. Andere Geschenke sind ein Brief und ein Gutachten
Goethes, 10 Briefe von Amalie Schoppe, der Gönnerin
Hebb eis, deren Gunst sich so bald in Feindschaft verkehrte,
an den Dichter, 20 Briefe F r e i I i g r a t h s an seine Mutter,
ein Billett Karl Augusts. Ferner ist ein im Besitze des Goethe-
Nationalmuseums befindliches Stammbuch mit wertvollen Ein
tragungen von L e s s i n g und seinen Zeitgenossen dem Archiv
überwiesen worden.
(Neuerwerbungen des Germanischen
Museums.) Die Gemäldegalerie des Germanischen Museums
hat ihre Bestände um ein paar altdeutsche Tafeln bereichert.
So kamen in die Sammlung vier Passionstafeln, Reste eines
Hochaltars. Sie stammen aus der letzten Hälfte des 15. Jahr
hunderts und gehören in den Kreis der Salzburger Schule. Die
Größe des Stiles und die Geschlossenheit der Komposition, nicht
minder aber das sichere Herausschneiden der Linien aus dem
Untergrund erinnern, wie Dr. Fritz Traugott Schulz in dem
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums schreibt, an die
Gewohnheiten der Wandmaler. Weiter kam in die Sammlung
eine Darstellung aus der Legende des Apostels Philippus, aus
dem Schulkreis Altdorfers. Dargestellt ist der Apostel
Philippus, wie er Dämonen beschwört. Aus dem 18. Jahr
hundert erwarb die Gemäldegalerie die Oelskizze eines
böhmischen Benediktiner-Klosters von Johann Christian Rein
hart. Dargestellt ist wahrscheinlich St. Johann im Berauner
Kreis, eine Inschrift auf der Rückseite gibt das Entstehungs
jahr 1785 an. Die Skizze ist auffallend weit für ihre Zeit vor
geschritten und überrascht mit der scharfen Sicherheit in der
Naturauffassung und der Wiedergabe der farbigen Gesamt
stimmung. Hiernach scheint cs, als ob die W'urzeln des zu
Anfang des 19. Jahrhunderts so jugendfrisch einsetzenden
modernen Naturalismus doch etwas tiefer liegen, als man bis
her glaubte. — An Plastiken kamen in das Museum die
ldeinfigurige Wandgruppe einer Beweinung Christi, ober
rheinische Arbeit aus der Zeit um 1500, die besonders durch
realistische Uebertrcibung des Mienen- und Gebärdenspieles
auffällt. Auch ein Relief der Enthauptung der heiligen Barbara
durch ihren Vater kam in das Museum. Die Arbeit ist fränkisch,
aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zur Ergänzung
der kirchlichen Abteilung erhielt das Museum ein großes drei
sitziges barockes Kirchengestühl von 1640 aus der Sammlung
R o e 11 g e n, das nach der Ueberlieferung aus der Jesuiten
kirche in Köln stammen soll. Beispiele dieser Gattung fehlten
bisher in der Abteilung. An wissenschaftlichen Instrumenten
W'urde ein galileischer Proportionalzirkel von Johann Carl
vom Jahre 1630 erworben. Das Carlsche Instrument diente
zum graphischen Rechnen und Entwerfen von Festungsbauten.
Es besteht aus zwei, nach Art eines Zirkels verbundenen Regeln
und einem dem Drehpunkt derselben konzentrischen Halbkreis,
der an der einen Regel befestigt ist und auf dem die zweite
Regel läuft. Der Verfertiger des Instruments, Johann Carl, der
Sohn Keter Karls war 1587 geboren. Er war im Bauwesen
und in anderen mathematischen Künsten ein Schüler seines
Vaters und Johann Faulhabers in Ulm. Nachdem er sich
in Holland längere Zeit mit Artillerie beschäftigt hatte, wurde
er 1631 Zeugmeister in Nürnberg. Er ist der Erbauer der Drei
einigkeitskirche in Regensburg und starb 1665.
(Der erste "weibliche M u s e u m s d i r e k t o r.)
Miß Cornelia Pentley Sage aus Buffalo im Staate Newyork
darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die einzige Frau
zu sein, die als Direktor einer staatlichen Kunstsammlung ihres
Amtes waltet. Sie führt den amtlichen Titel »Director of the
Buffalo Tine Arts Academy and Albright Art Gallery«. Ihr liegt
nicht nur ob, die Ausstellung, die dem Museum von Buffalo an
gegliedert ist, zu organisieren, sondern sie wirkt im gleichen
Sinne auch in den Museen von Boston. St. Louis, Brooklyn und
Toledo wie dem »Chicago Institute«. Sie hat auch von den Ver
waltungen der verschiedenen Kunstinstitute unbeschränkte
Vollmacht, Ankäufe von Kunstwerken in Europa und Amerika
nach ihrem freien Ermessen zu bev'irketi, und ist zudem auch
ihre eigene »Hängekommission«, die über Ausstellung und
Placierung der Bilder und anderen Kunstwerken selbständig
verfügt. Miß Sage trat als Assistentin des im Jahre 1909 ver
storbenen Direktors des monumentalen und reich dotierten
Museums von Buffalo, Dr. K u n t z, ein, nach dessen Tode sie
das Amt des leitenden Direktors erst provisorisch verw'altcte,
um nach zw r ei Jahren definitiv zu der Stellung des General
direktors berufen zu w r erden.
Vom Kunstmarkt.
(Von 600 Ma r k zu 90.000!) Ein wirklich überraschendes
Ergebnis zeigte die letzte Kunstauktion, die bei C h r i s t i e in
London abgeha.lten wurde. Ein kleines holländisches Bild, ein
bescheidenes Interieur, das mit 30 Pfund ausgeboten wurde, er
zielte einen Preis von 4410 Pfund, das sind über 88.000 Mark.
Die Versteigerer selbst batten keine Ahnung, welchen Wert
dieses Gemälde besaß. Im Katalog w r ar es mit kleinern Druck
als das Werk von S. van Hoogstraaten bezeichnet, uni
dessentwillen sich niemand aufgeregt hätte. Aber am Tage der
Versteigerung stellten einige Kenner fest, daß der angebliche
Hoogstraaten ein echter, gezeichneter — Pieter de Hoogh
war. Damit "war die Lage natürlich sofort verändert, und das