MAK
Nr. 4 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 53 
Raerener Schenkkannen und Trinkkrüge, Siegburger 
Schnellen, Höhrer Weißgebäck, Dreihäuser Henkelkrüge 
und die ganze Formenwelt der Westerwälder Krug 
töpfer. Hier ins Detail zu gehen, würde eine eigene Ab 
handlung beanspruchen. Ebenso wie die Formen sind 
auch die bekanntesten der Krugmeister, wie Jan 
E mens und Engel K r a n, die verschiedenen Mitglieder 
der Töpferfamilien Mcnnicken und K n ü t g e n, Hans 
Hilgcrs und die Monogrammisten, wie Meister F. T. 
und L. W. mit markanten Schöpfungen vertreten. Auf 
einige Stücke hat bereits von Fa i k e in seinem Buch 
»Das rheinische Steinzeug«, zum Teil unter Wiedergabe 
von Abbildungen gerade Opplerscher Krüge, aufmerksam 
gemacht. Besonderes Interesse beanspruchen die in der 
Werkstatt des Jan Baldems Men nicke ns entstandenen 
Krüge, darunter die 1602 datierte graublaue Riesen 
schenkkanne mit dem niederländischen Statthalterpaar, 
oder die Kannen des in Westerwald tätigen Johann 
Mennicken, die aus den Jahren 1590 bis 1596 
stammen, und an denen er des Raerener Jan Emens Friese 
benützte. Die graue Höhrer Riesenpintc des Christian 
Knut gen mit Friesen von de Bry und mit Wappen 
wird noch dadurch besonders interessant, daß nach alter, 
schriftlich belegter Tradition der König von Schweden 
bei einem Besuche Göttingens im Jahre 1631 daraus ge 
trunken und sie einem gewissen Thomas M ü h 1 e r t ver 
ehrt hat, iri dessen Familie sic sich weiter vererbte, bis 
sie zuerst in den Besitz des Malers Prof. O s t e r 1 e y 
und dann in den Opplcrs gelangte. Auch die schöne 
Kölner Pinte der Maximinstraßen-Werkstatt mit dem 
Sündenfall darf hier nicht ungenannt bleiben, ebenso 
wenig die frühe Siegburger Samson Schnelle des F. T. 
oder die 1601 datierte Raerener Riesenpinte mit der« 
Soldatenfries und die späte graublaue Westerwälder 
Reiseflasche in Vierkantform mit Evangelistenfiguren 
und Wappen. 
Neben diesen Erzeugnissen rheinischer Töpferkunst, 
denen sich eine Reihe von nach Sachsen weisenden 
Krügen sowie die Gruppen der mit bunten Schmelz 
farben bemalten Steinzeuge, die man neuerdings ihrem 
Ursprung nach zwischen Kreussen und Sachsen zu teilen 
pflegt, anschließen, besitzt die Opplersche Sammlung, 
abgesehen von Kacheln und Fliesen, eine kleine, aber 
hervorragende Gruppe süddeutscher Hafner 
arbeiten. Schon die gewichtigen Abbildungen weisen 
äußerlich auf die Bedeutung hin. Neben den beiden Nürn 
berger Krügen der Preuningschen und Reinhartschen 
Werkstatt steht ein prächtiger Henkelkrug. Auch wenn 
er nicht von Oppler, dessen erstes Sammlungsstück er 
übrigens bildete, in der schlesischen Heimat, in Breslau 
selbst, erworben wäre, wäre er durch die für die schlesi 
schen Erzeugnisse typischen Verzierungen, Farben und 
namentlich die die einzelnen Glasuren trennenden Ritz 
linien ohneweiters lokalisiert. Daß die wissenschaftlichen 
Untersuchungen auf diesem Spezialgebiete, die Masner 
im ersten Band des Jahrbuches des Schlesischen Museums 
für Kunst und Altertümer begonnen hat, noch keineswegs 
abgeschlossen sind, bezeugt eine halbkreisförmige Tür 
oder Ofenbekrömmg, die wir ebenfalls nach Schlesien zu 
bringen berechtigt wären, wenn nicht die Wappen einem 
Mitgliede des alten Nürnberger Geschlechtes der 
P r a u n und seinen beiden Ehefrauen angehörten, also 
eher auf eine niirnbergisch-fränkische Herkunft schließen 
ließen. 
Für Fayencen hat Oppler naturgemäß noch kein 
besonderes Interesse gehabt — ein Gebiet, das uns ja erst 
die Forschungen der letzten zehn Jahre mehr und mehr 
erschlössen haben. Zu seiner Zeit werden zum Beispiel 
noch alle die gebuckelten Schüsseln mit Cliinoiserien in 
Blaumalerei unter dem Namen Delfter Fayence er 
worben sein. Auch die Majoliken und das Hohl 
glas haben keine so ausgiebige Pflege erfahren. 
Anders die Glasscheiben, unter denen die aus 
Bruchstücken rheinischer Herkunft zusammengesetzten 
vier Fenster an erster Stelle stehen. Verschiedenen 
Gruppen berühmter Kölner Scheiben, den Karthäuser 
fenstern und den älteren und jüngeren Altenberger 
Fenstern angehörend, sind diese Fragmente unzweifel 
haft bei Restaurierungsarbeiten durch Unverstand bei- 
Fig. 5. Reichsadlerhumpen. 
seite getan worden. Manch schönes Stück befindet sich 
des weiteren unter den buntfarbigen Schweizer 
Wappen- und Innungsscheiben des 16. und 
17. Jahrhunderts. Typischer jedoch ist neben den Stein 
zeugen für die Opplersche Sammlung die große, beim 
Schmiedeeisen schon berührte Gruppe der Metallarbeitern 
an denen sich Opplers Vorliebe für die Epoche der Gotik 
und Renaissance in ausgedehntem Maße betätigen 
konnte. Romanische Pyxiden mit Grubenschmelz, Weih 
rauchgefäße, gotische Ziborien, Monstranzen und Abend 
mahlskelche aus vergoldetem Kupfer, Altarleuchter und 
Handleuchter aus Bronze und Messing befinden sich in 
der Sammlung, ferners in besonders schönen Exemplaren 
die getriebenen Mcssingschüsseln der Nürnberger 
Beckenschläger.
	        
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