MAK
Nr. 4 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 59 
halten. Der Inhalt der Entwürfe muß sich auf den gegen 
wärtigen Weltkrieg beziehen und kriegerische Taten oder 
denkwürdige Ereignisse verherrlichen. Die Glasmalereien 
können auch dem Andenken Gefallener geweiht sein. Die 
Beurteilung wird voraussichtlich weltliche Bild-, sogenannte 
Kabinettscheiben und kirchliche Gemäldefenster unterscheiden. 
Zur Teilnahme berechtigt sind alle in Deutschland und 
Österreich-Ungarn lebenden Künstler. Die Entwürfe sind bis 
zum 10. April d. J. an Dr. Josef Ludwig Fischer in 
München einzureichen. Dem Preisgericht, das bis zum 
1. Mai Zusammentritt, gehören an: die Architekten Erich 
B 1 u n c k vom Preußischen Kultusministerium, Professor 
Theodor Fischer in München, Prof. Fritz Klingholz 
von der Berliner Technischen Hochschule; von Glasmalern 
Prof. Josef Goller in Dresden, Otto Linnemann in 
Frankfurt und Franz Zettler in München. 
(Eine Siegelsammlung.) Aus Elberfeld wird berichtet: 
Erich Frohwein überwies dem Kaiser Wilhelm-Museum 
eine einige tausend Stück umfassende Siegel Sammlung. 
(Altertumsfunde in Toledo.) Aus Madrid wird 
berichtet: Im alten maurisch-jüdischen Stadtviertel von 
Toledo, das demnächst teilweise umgerissen werden soll, 
stellen gegenwärtig Ausschüsse der Madrider Kunst- und 
Geschichtsakademien archäologische Nach orscliungen an, 
damit nicht etwa wertvolle alte Baulichkeiten und Kunst 
denkmäler der Spitzhacke zum Opfer fallen. Die Herren 
haben das Glück gehabt, aui w'ohlerhaltene Überreste einer 
arabischen Badeanstalt zu stoßen. Bald wird über 
den wichtigen Fund ein eingehender Bericht erscheinen, 
verfaßt von den Akademikern Fernandez Casanova, 
Anibal A 1 v a r e z und Fernandez Caro. Wie man hört, 
befinden sich die Bäder in weiten Hallen, deren Tonnen 
gewölbe von zahlreichen Luken durchbrochen sind, die durch 
Steinfliesen geschlossen waren. Die Tonröhren der Wasser 
leitung und marmornen Wannen sind gut erhalten. Auf den 
Stuckwänden sind verblaßte Fresken zu sehen. Die Ge 
lehrten sind sich noch nicht einig darüber, ob es sich um 
das Erdgeschoß des Palastes des Kalifen Al H a k e m oder 
der Zitadelle Al Itizen handelt. Jedenfalls ist Toledo 
um eine Sehenswürdigkeit bereichert. 
Museen. 
(Vom Hohenzollern-Museum.) Aus Berlin wird uns 
geschrieben: Das Hohenzollern-Museum hat eine wesentliche 
Vergrößerung erfahren dadurch, daß auf Befehl des Kaisers 
Wilhelm die bisherige neben dem Museum gelegene kaiser 
liche Tennishalle zu einer Bildergalerie ausgebaut und mit dem 
Museum durch einen gedeckten Gang verbunden wurde. Nach 
dem der Kaiser am 3. v. M. diese Anlage besichtigt hat, ist sie 
allen Besuchern des Hohenzollern-Museums zugänglich ge 
macht worden. In ihr sind einige große Gemälde aus der Bilder 
galerie des Berliner Schloßes aufgestellt worden, die wegen 
ihrer ungewöhnlich großen Ausmessung bei der im Gange be 
findlichen Neuausgestaltung dort keinen genügenden Platz 
mehr hatten. Dazu gehören in erster Linie die beiden Kolossal 
gemälde von Anton von Werner: „Die Kaiserproklamation 
am 18. Januar 1871 im Schlosse von Versailles“ und die „Er 
öffnung des ersten Reichstages nach dem Regierungsantritt 
des jetzigen Kaisers“. Daneben haben eine ganze Reihe großer 
Gemälde i/on Franz Krüger, Steffeck, Bleibtreu, von 
Angely u. a. hier ihren Platz gefunden und gelangen in dem 
ausgezeichneten Lichte des großen Saales zur vollen Wirkung. 
(Berliner Königliche Museen.) Generaldirektor 
Dr. v, Bode verzeichnet in den neuen amtlichen Berichten 
einige Erwerbungen italienischer Bronzestatuetten der Re 
naissance. Die Berliner Sammlung von italienischen Bronze- 
figürchen ist so vollständig, daß nur ausnahmsweise wirklich 
Bedeutendes erworben werden kann. Überdies sind Bronzen, 
dank ihrer Beliebtheit bei den Amerikanern, fast unerschwinglich. 
Der Tod von Morgan und von Gustave Dreyfus wird freilich 
— da der Verkauf ihrer Sammlungen als wahrscheinlich gilt — 
eine beträchtliche Zahl ausgezeichneter Bronzen wieder in den 
Handel bringen, aber bei den Zeitverhältnissen können noch 
J ahre darüber hingehen, und womöglich werden die Sammlungen 
als Ganzes nach Amerika verkauft. Durch Tausch kam nun 
eine köstliche kleine Kinderbüste nach Berlin, in der Bode 
eine Arbeit des Mantuaners Antico erkennt. Schon die tief 
schwarze Patina des Fleisches und die matte Vergoldung des 
Gewandes bei dem lieblich idealen Kinderköpfchen lassen an 
ihn denken. Als Paduaner Arbeit bezeichnet Bode eine Gruppe 
des Herkules und Antäus mit der lebenswahren Bewegung 
des im Todeskampfe Ringenden. Andere Neuerwerbungen sind 
eine Bronzenachbildung des buchsenen heiligen Sebastian des 
Francesco da Sant’ Agata, eine kleine Wiederholung des 
Laokoon, die bald nach der Zusammenstellung der 1506 ge 
fundenen Teile der antiken Gruppe entstanden, sein muß, und 
ein paar Vasen aus der Werkstatt des Riccio. Eine einzigartige 
Seltenheit, eine datierte Rundplastik der ältesten babylonischen 
Zeit, kam in die vorderasiatische Abteilung. Das kostbare 
Stück ist als eine Weihgabe des Königs Lugal-kisal-si 
von Erech und Ur bezeichnet und stammt auch aus Erech, 
dem heutigen Warka. Des Königs Regierungszeit liegt vor 
2900 v. Chr. Es ist ein Kalksteinbild, das oben den Oberkörper 
eines Mannes zeigt, vermutlich soll es der König sein, 
unten in einen langen Stumpf ausläuft. Das Gesicht ist 
sorgfältig gearbeitet, der Bildhauer versagt erst bei 
den Händen, die über den langen Bart zusammengelegt 
sind: Das mächtige Haupthaar fällt in sieben geflochtenen 
Zöpfen auf den Rücken. Ein naiver Realismus ist zu spüren 
und nähert das Werk der berühmten Geier-Stele, die um 
2950 angesetzt wird. Die Statue war nach Aussage der Inschrift 
einer weiblichen Gottheit geweiht. Das macht, wie Dr. O. Weber 
in den amtlichen Berichten ausführt, wahrscheinlich, daß es 
sich um ein Bild des Königs selbst handelt. Die ägyptische 
Abteilung erhielt ein äußerst wertvolles Studienmaterial 
in rund 250 Aufnahmen, die Dr. Walter Wreszinski in den 
thebanischen Gräbern des Neuen Reiches aufgenommen hat. 
Die der allgemeinen Benützung zugänglichen Platten zeigen 
die besten Denkmäler aus der Blütezeit altägyptischer Kultur 
und Kunst. Aus Togo kam dem Museum für Völkerkunde eine 
Überweisung der Geologischen Landesanstalt zu. Sie enthält 
Proben von Verhütungsprodukten aus afrikanischen Hochöfen 
und einige in Togo ausgegrabene Topfscherben. 
(Frankfurter Kunstgewerbemuseum.) Aus Frank 
furt a. M. wird uns berichtet: Im Kunstgewerbemuseum sind 
gegenwärtig farbige Aufnahmen aus den Schlössern von Ans 
bach, Engers und Würzburg ausgestellt, die erst kürzlich 
von der Werkbund-Ausstellung in Kein zurückkamen. Diese 
Arbeiten, Ergebnisse von Studienreisen der Malklasse hiesiger 
Kunstgewerbeschule aus früheren Jahren, geben die klassischen 
Dekorationen, Möbel und Innenräume jener Schlösser des 
18. Jahrhunderts wieder und sind auch rein malerisch von 
großem Reiz. Neben den Gegenständen aus altem Holz 
hausen sehen Familienbesitz bietet das Museum derzeit an 
größeren Leihgaben die Kollektion persischer Keramik des 
Herrn Fritz v. Gans, mit Stücken von ganz außergewöhn 
licher Qualität und großer Seltenheit, sowie die neu zur Auf 
stellung gelangte Sammlung moderner Kopenhagener Por 
zellane des Herrn Hermann v. Passavant, Tierfiguren in 
vorzüglichen Ausformungen. 
(Ein Kriegsmuseum in Weimar.) Neben den Kriegs 
museen in Thüringer Landen, wie auf der herrlich gelegenen 
Wachsenburg bei Arnstatt und in Eisenach, den beiden 
ältesten Sammlungen in Thüringen, sowie dem jüngst gegrün 
deten in Jena soll nun auch Weimar ein Kriegsmuseuni er 
halten. Die Anregung dazu ging von Berlin aus, dessen Zeug 
haus den Bedürfnissen der kleinen Staaten des Reiches nicht 
die nötige Rechnung tragen kann. Darum soll für die Gründung
	        
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