MAK
Nr. 8 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 1]? 
(Eine Urheberrechtsklage des Kammermedaill- 
leurs Professors Marschall.) Per Kammermedailleur 
Professor Marschall in Wien sah sich veranlaßt, zufolge An 
häufung von Eingriffen in seine Urheberrechte gerichtliche 
Schritte zu unternehmen, bei welchen es sich darum handelte, 
festzustellen, daß Porträtmedaillen von regierenden Häuptern, 
Mitgliedern des kaiserlichen Hauses, sowie überhaupt von 
Persönlichkeiten allgemeinen Interesses, genau so durch das 
Urheberrecht geschützt sind, wie jede andere Porträtarbeit. 
Der Klage lag folgender Tatbestand zu Grunde: Die Firma 
Brüder Schneider hatte vor einiger Zeit Prägungen für 
Professor Marschall ausgeführt, darunter ein Porträt des 
Kaisers Franz Josef und das letzte Porträt Kaiser Wil 
helms. An der Hand dieser beiden Arbeiten beauftragte die 
Firma den Bildhauer Hans Csadek eine Doppelmedaille 
für Kriegserinnerungszwecke herzustellen, welche sie in großer 
Anzahl absetzte. Die Verteidigung wollte sich nun auf den 
Standpunkt stellen, daß die Ausführung eines Doppelporträts 
nach zwei Original-Porträts eine neue künstlerische Ar 
beit sei, rerner daß Porträts regierender Personen als eine Art 
Gemeingut vom Urheberrecht eigentlich ausgeschlossen wären. 
Die Angelegenheit hatte nicht nur vom Standpunkt des aus 
übenden Künstlers, sondern auch von jenen des Bestellers 
besondere Wichtigkeit, denn gerade bei offiziellen Medaillen 
wird dem Künstler oftmals, vorgeschrieben, daß außer der 
bestellten Anzahl von Medaillen keinerlei Exemplare in die 
Öffentlichkeit kommen dürfen. Während dem Künstler also 
nicht gestattet ist, seine Arbeit weiter zu verwerten, würde der 
Plagiator umso besser seine Machwerke an den Mann bringen 
können und die Anordnung der bestellenden hoben Behörden 
bezüglich der Originalwerke zum großen Teil hinfällig, sein. 
Nach ourchgeführter Voruntersuchung durch das Landes- 
gericht in Strafsachen Wien, Abgabe des Sachverstänaigen- 
Gutachtens und nach abgelehutem Einspruch aer Gegenseite 
durch das Oberlandesgericht, haben sich die erwähnten Ein 
wände als hinfällig gezeigt. Die beiden Geklagten bemühten 
sich nun um eine außergerichtliche Erledigung der Angelegen 
heit und gaben eine umfassende Erklärung ab, in welcher sie 
dem Kammermedailleur Marschall ihr Bedauern über den 
begangenen Urheberrechtseingriff aussprachen, vollkommen 
Schaden- und Kostenersatz leisteten und die beanständeten 
Medaillen gänzlich aus dem Verkehr zogen, worauf Professor 
Marschall den Strafantrag gegen Herrn Robert Emmerich 
Schneider als den verantwortlichen Chef der Firma Brüder 
Schneider und Herrn Johann Csadek zurückzog, da durch 
die geschilderte Erledigung der Angelegenheit die rechtliche 
und künstlerische Frage im Sinne der vom Professor Marschall 
geltendgemachten Gesichtspunkte vollkommen geklärt erschien, 
insbesondere in der Richtung, daß selbstverständlich Porträts 
regierender Personen genau denselben urheberrechtlichen 
Schutz genießen wie andere Porträts. 
Philatelie. 
(Neue üsterreichische Kriegsmarken.) Die Post 
verwaltung hat bekanntlich im Herbste v. J. Kriegsmarken 
zu 5 und 10 Heller ausgegeben, die mit einem Aufschläge von 
2 Heller verkauft werden. Die erste Auflage dieser Marken ist 
nahezu aufgebraucht. Angesichts der in der Öffentlichkeit 
gegen die Form und die Ausstattung dieser Marken erhobenen 
Bedenken wurde von der Herstellung einer zweiten Auflage 
Umgang genommen, dafür aber die Ausgabe neuer Kriegs- 
marken veranlaßt, und zwar, den hauptsächlichsten inländi 
schen Tarifsätzen entsprechend, in den Werten zu 3, 5, 10, 20 
und 35 Heller. Da für die Herstellung dieser Marken diesmal 
ein längerer Zeitraum zur Verfügung stand, konnten neue Ent 
würfe beschafft werden, die auf die kriegerischen Ereignisse 
Bezug nehmen; hiebei ergab sich auch die Gelegenheit, ver 
schiedenen anderen Wünschen des Publikums, die bald nach 
der Ausgabe der ersten Kriegsmarken geäußert wurden, Rech 
nung zu tragen. War an den ersten Kriegsmarken beanständet 
worden, daß sie zu groß seien, so entsprechen die neuen Kriegs 
marken in der Größe den gewöhnlichen Briefmarken zu 1 bis 
35 Heller, doch sind sie statt in Hoch- in Querformat her- 
geoteilt, wodurch sie sich zugleich in augenfälliger Weise von den 
gewöhnlichen Briefmarken unterscheiden. Der Aufschlag, um 
den sie teurer verkauft werden und welcher der Unterstützung 
der Witwen und Waisen gefallener Krieger gewidmet bleibt, 
ist nach dem Werte der Marken abgestuft; er beträgt nämlich 
bei der 3-Heller-Marke einen Heller, bei den 5- und 10-Heller- 
Marken zwei Heller, bei den 20- und 35-Heller-Marken drei 
Heller. Der Betrag des Aufschlages ist nunmehr auf jeder ein 
zelnen Marke ersichtlich gemacht. Die 3-Heller-Marke zeigt 
Infanterie im Schützengraben, die 5-Heller-Marke eine Ka 
valleriepatrouille, die 10-Heller-Marke einen 30'5 Motormörser 
in Feuerstellung, die 20-Heller-Marke das Großkampfschiff 
„Viribus unitis“ und die 35-Heller-Marke einen Aeroplan. Die 
Entwürfe für die neuen Marken rühren von Professor Koloman 
Moser, die Schnitte vom Kupferstecher Ferdinand Schirn- 
böck her. Mit der Ausgabe der Marken wird am 1. Mai 
begonnen werden. Die bisherigen Kriegsmarken zu 
5 und 10 Heller behalten ihre Gültigkeit bis Ende Juni d. J. 
Die neuen Kriegsmarken können nur im inländischen Verkehre, 
dann im Verkehre mit Ungarn, Bosnien und Hercegovina, 
Liechtenstein und dem Deutschen Reiche zur Frankierung ver 
wendet werden. 
(Briefmarken für den Invalidenfonds.) Das Kriegs 
fürsorgeamt des k. u. k. Kriegsministeriums in Wien ersucht 
uns um Aufnahme folgender Zuschrift: „Das Kriegsfürsorge 
amt hat sich auf Grund vielfacher Anregungen aus Phila- 
telistenkreisen entschlossen, eine eigene Sammelstelle zu 
schaffen und durch Aufrufe an die in Betracht kommenden 
Kreise und mit Unterstützung der Presse die Allgemeinheit 
einzuladen, die Sammeltätigkeit durch Zusendung von alten 
und neuen Briefmarken aller Art in gebrauchtem und unge 
brauchtem Zustande zu fördern. Es kommen hiebei Brief 
marken aller Länder der Welt (gewöhnliche österreichische 
und ungarische Marken von 50 Hellern aufwärts), dagegen 
sämtliche Sorten Kriegsbriefmarken, in Betracht. Die Brief 
marken-Sammelstelle des Kriegsfürsorgeamtes rechnet hiebei 
auf die tatkräftige Unterstützung der großen Firmen, Banken 
«owie auch der Philatelisten selbst, die gewiß in manchen Fällen 
ganze Sammlungen oder einen Teil derselben dem wohltätigen 
Zwecke zur Verfügung stellen werden. Namentlich aber er 
wartet das Kriegsfürsorgeamt seitens der Schuljugend in 
dieser patriotischen Aktion eine wirksame Betätigung. Das 
gesammelte Material soll in fachmännischer Weise gesichtet 
und dann entsprechend zugunsten des Invalidenfonds verwertet 
werden. Durch diese Aktion, welche von dem Einzelnen keinerlei 
materielle Opfer verlangt und dennoch durch ihn werktätig 
gefördert werden kann, hofft das Kriegsfürsorgeamt jedermann 
Gelegenheit zu geben, in seiner Art dem Hilfszweck des In 
validenfonds des Kriegsfürsorgeamtes zu dienen. Zusendungen 
wollen an die Briefmarken-Sammelstelle des k. u. k. Kriegs 
ministerium-Kriegsfürsorgeamts, Wien, IX., Berggasse 16, 
gerichtet werden.“ 
(Eine Briefmarkcnausstellung in Zürich.) Zu 
gunsten der Kriegsnotunterstützung findet vom 12. bis 16. Mai 
in Zürich eine Briefmarkenausstellung statt. In ihrem Mittel 
punkte wird die außerordentlich zahlreich beschickte Abteilung 
„Die Post im Weltkriege 1914—15" stehen. Es gelangen zwei 
verschiedene offizielle Ausstellungspostkarten mit phila- 
telistischcn Kuriositäten (Faksimili einer Flugpostkarte aus 
dem belagerten Przemysl und eines russischen Zensurbriefes) 
zur Ausgabe. Die Karten (Preis pro Stück 20 Pfennige gegen 
Einsendung in Briefmarken) werden durch einen besonderen 
postamtlich bewilligten Ausstellungsstempel entwertet. Voraus 
bestellungen für die Karten mit aufgedruckter Freimarke 
sind an den Schweizer Philatelistenverein Zürich zu richten.
	        
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