MAK
Seite 82 
Nr. 9 
Internationale Sammler-Zeitung 
durch ihre Keramiken bekannten Bildhauerin Frau 
Meier-Michl. Deshalb wird man die von Helene 
Scholz auf den Verteidiger Tirols, Generalobersten 
Erzherzog Eugen, ausgeführte Medaille mit beson 
derem Interesse entgegennehmen. Auf der Vorderseite 
ein gutes Bildnis des populären Prinzen und auf der 
Rückseite einen mitten in den Bergen auf einsamer 
Wacht stehenden Tiroler Landesschützen. Die eine 
natürliche Felsenburg bildenden Spitzen, Zinnen und 
Türme der Dolomiten mit den Tannenwäldern im- 
Vordergründe sind im Reliel trefflich wiedergegeben. 
Die Medaille trägt die Jahreszahl 1915. 
Mit zwei neuen und bedeutenden Arbeiten stellt 
sich wieder Arnold Hartig ein. Dem Protektor aller 
humanitären Einrichtungen der Kriegsfürsorge, Erz 
herzog Karl Stephan ist die eine Medaille gewidmet, 
die andere der Erzherzogin Marie Therese, die 
bekanntlich als Schwester Michaela seit Kriegs- 
beginn in der Verwundetenpflege tätig ist. Sowohl 
die markanten Gesichtszüge des Erzherzogs, als auch 
das Porträt der in Pflegerinnentracht gekleideten 
Erzherzogin, welche dem Künstler dankbare Aufgaben 
geboten haben, sind meisterhaft geglückt. Stimmungs 
voll sind die Reverse beider Medaillen. Die den ruhm 
vollen Frieden, und die Kriegsfürsorge darstellende 
weibliche Figur beschützt den trotz der sichtbaren 
Beinprothese seiner bürgerlichen Tätigkeit wieder 
gegebenen Helden an der Seite seines jungen Weibes, 
welches ein Kindlein in den Armen hält. 
Der unter dem Protektorate des Erzherzogs ste 
hende und unermüdlich tätige Verein, „Die Technik 
für die Kriegsinvaliden“ wird dafür sorgen, daß die 
provisorische Prothese bald durch ein wirkliches Kunst 
bein ersetzt wird, welches alle Funktionen des natür 
lichen Körpergliedes ausführt, ohne das Gebrechen 
sichtbar erscheinen zu lassen. Die Medaille hat die 
Inschrift: Militibus laesis viduis natisque relictis 
(zu deutsch: Den verwundeten Soldaten, deren Witwen 
und zurückgelassenen Kindern) und dabei die Jahres 
zahlen 1914—1915. Auf der mit dem Bibelspruch „Selig 
sind die Barmherzigen“. Matth. 5, 7 umschriebenen 
Reversseite der Erzherzogin-Medaille betreut eine 
Pflegerin, welche die Züge der „Schwester Michaela“ 
zeigt, einen auf der Krankenbahre liegenden ver 
wundeten Krieger. Diese Medaille trägt unter den Buch 
staben K. F. A. (Kriegsfürsorgeamt) die Jahreszahl 1916. 
Im Palais Thun-Salm. 
Von August Strobel (Prag). 
Aus dem geschäftigen Hin und Her von Menschen, 
das der kriegsmäßig gesteigerte Verkehr aus Militär 
kommando, Statthalterei und Landeshauptkassa über 
den Kleinseitner Ringplatz lenkt, entführt eine kleine 
Wendung übereck zwei steile Gäßchen hinan plötzlich 
in menschenleere Stille. Und man steht vor einer dunkel 
blickenden, vornehm abweisenden Palastfassade, deren 
großes Tor eisenbeschlagen aus mächtiger Wölbung 
die steile Auffahrt hinuntergähnt. Das ist der alte 
Palast derer von Thun-Salm, jenes berühmte Ge 
bäude, in dem, als noch Graf Oswald Thun-Salm in 
ehrwürdiger Patriarchalität an den Geschicken der 
Deutschen Prags richtunggebenden Anteil nahm, so 
manche wichtigeBeratung gehalten, so mancher, nament 
lich für die kulturellen Aufgaben des Deutschtums in 
Prag mächtig fördernde Entschluß gefaßt worden war. 
Nach dem Tode des alten Exzellenzherrn wurde es 
in dem Palast still; die Söhne weilten viel auf Reisen, 
auf ihren Besitzungen, und waren sie daheim, so 
öffneten sich die Salons doch kaum überden engeren 
Umgangskreis der Besitzer hinaus einem Fremden. 
Wer aber in Prager Adelspalästen ein wenig Bescheid 
weiß, dem ist auch bekannt, daß kaum irgendwo 
anders noch so kostbare Schönheiten der Kunst und 
auch der Natur zum Schmucke eines herrschaftlichen 
Heims vereint zu finden sind als gerade in der trotzig den 
Hradschiner Berg hinanklimmenden Thunschen Palast 
burg. Vielleicht hat kein Schloß und kein Palast in 
ganz Böhmen der Fernsicht etwas an die Seite zu 
setzen, die dem überraschten und bezauberten Blick 
sich von der Terrasse des Thunschen Palastes erschließt. 
Und mit den Kunstschätzen darf sich, was ihren 
künstlerischen Wert betrifft, wohl nur die Nostitzsche 
Galerie messen, die freilich auch die bedeutendste 
aus Prager Adelsbesitz ist. Aber während die Nostitz 
sche Galerie Kunstfreunden allgemein zugänglich und 
durch ein herrliches Nachbildungswerk auch schon zu 
wissenschaftlicher Volkstümlichkeit gelangt ist, darf 
man die Bilderschätze des Palastes Thun-Salm als 
nahezu unbekannt bezeichnen. 
Hohe Kunst und Kunstgewerbe der Vergangenheit 
sind in diesen Innenräumen untrennbar zu einheit 
licher Wirkung verbunden, ein Bild, ein alter Krug, 
ein zierliches Email oder ein Möbelstück aus fernem 
Orient, jedes wirkt an seinem Platze, denn man weilt 
ja in Zimmern, in Salons, beileibe nicht in einer Galerie 
und einem Museum. Was also die folgende Aufzählung 
zerreißt, fügt um so sicherer die persönliche Besichtigung 
wieder zum schönen Ganzen zusammen. In diesem 
Sinne sei zuerst von den Bildern gesprochen. 
Die italienischen Schulen bilden nicht die Stärke 
der Sammlung. Wohl findet sich ein anmutiges Bild 
chen, auf dem Christus und Johannes als Kinder sich 
küssen, von einem unbekannten italienischen Meister, 
oder ein breit gemalter leidenschaftlicher Heiliger, 
der auf Tizians Schule weist; etwas Überragendes ist 
nicht da. Anders aber bei den Holländern und Vlämen. 
Man kann gleich mit einem kleinen, wunderschönen 
Rembrandt anfangen, Christi Beschneidung dar 
stellend, zu dem ein Seitenstück im Haag hängt. 
Dahinter marschieren die berühmtesten Namen auf: 
Brouwer und Teniers d. J., Wouwermann, Jakob 
Ruisdael und Salomon Ruisdael, Aert van der 
Neer, Isaac und Adrian Ostade, Terborch und der 
große Jordaens. Viele weniger berühmte haben doch 
für den Kenner gleich wertvolle Bedeutung: bald 
fesselt die saftige Männlichkeit auf Bildnissen von 
Mirveldt, bald die stimmungsvollen Landschaften 
eines Everclingen, die lustigen und manchmal etwas 
frivolen Genreszenen der Bosch, Stevaens, Craes- 
beck und van der La amen, die Landschaften von 
Govaerts und Heusch, die mythologischen Szenen 
von Francis Francken, Cuylenborch, dem rudol- 
finischen Künstler Bartholomäus Spranger, endlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.