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fullscreen: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 8)

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das Christenthum allein beschränke, so riesig, dass jene Beispiele aus 
den Mittelmeerländern und die Analogien bei den Indern und Ostasiaten 
nur deshalb kurz zu erwähnen sind, um zu zeigen, wie diese im innersten 
Grunde rein menschliche Hochachtung mit Anklang an religiöse Gefühle 
bei allen civilisirten Völkern sich findet und überall mit der Kunstpfiege 
in mehr oder weniger innigem Contacte steht; - b) habe ich mich aber 
auch weiter auf die bildenden Künste und die Kunstindustrie 
beschränkt, weil es hier nicht angeht, die Einflüsse dieses Cultes auf die 
Poesie (ich erwähne nur die vielen Lieder, die das heil. Kreuz ver- 
herrlichen) und auf die damit zusammenhängende Musik irgend ein- 
gehender zu besprechen. Nur Ein Beispiel statt vieler: Wer kennt den 
sacro catino nicht, der im Jahre llOl aus Cazsarea nach Genua gebracht 
wurde, in dem das wirkliche heil. Blut Jesu Christi (sang real) soll auf- 
gefangen worden sein? Oder wer kennt den Zusammenhang des heil. 
Gral mit Parzival nicht? wer weiß nicht, dass der Schwanenritter Lohengrin 
von Montsalvatsch kommt und dahin zurückkehrt, da er ein Hüter des 
V heil. Gral ist? 
Dort, wo der religiöse Glaube die heil. Reliquien nicht blos ehren 
lehrt, sondern sie auch als Mittel erkennt, an welche die göttliche Gnade 
oft wunderhafte Kräfte im Hinblicke auf die Verdienste der bei Gott 
fürbittenden Heiligen geknüpft hat, dort wo dieser Glaube lebendig ist: 
da greift die Kunst, wenn sie beauftragt wird, die theuren Schätze zu 
fassen und zu schmücken, nach dem werthvollsten Stoffe, nach den 
schönsten Schöpfungen der Phantasie, da schafft sie mit jener Begeiste- 
rung, ohne die die wahre Kunst nicht gedacht werden kann. Natürlich 
wird die pecuniäre Leistungsfähigkeit desjenigen, der den Auftrag gibt, 
die natürliche Grenze für den materiellen Werth des zu durchgeistigenden 
Stoffes bilden. Sinkt die Macht des Reliquien glaubens, so sinkt auch 
die Nothwendigkeit zu deren echt künstlerischer Ausstattung, dann werden 
die Kunstschöpfungen auch seltener, dann sinkt auch die Fähigkeit der 
Künstler für diesen Zweig der Kunst. Die bildenden Künste wenden 
sich dorthin, wo sie mehr Beschäftigung und Anregung, mehr Anstoß zu 
begeisterter und begeisternder Thätigkeit finden. Und wenn nun der 
Künstler für Reliquiare Aufträge erhält, so werden diese sehr viel Aehn- 
lichkeit mit jenen Werthsachen erhalten, an denen er seine Kunst geübt 
'hat. Dies dient zum Verständnisse vieler Reliquiare aus der reichen 
Capelle zu München. 
Aus dem Gesagten entwickelt sich der Grundsatz von selbst, den 
die bildenden Künste bei der Behandlung der heil. Reliquien hatten und 
haben: Die Reliquie ist als ein Schatz, als ein Juwel zu behandeln, der 
an würdigem, dem entsprechend geschmücktern Raume in einem der 
religiösen Bedeutung des heil. Schatzes entsprechenden Behälter zu 
bewahren ist, sei es nun, dass die Reliquie für immer in dem Behälter 
verschlossen unsichtbar bleibe, oder dass sie auf längere oder kürzere
	        
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