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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Detbarge, [664 1694 (Fig. 7), ein Hamburger Dek-
kelkrug aus der Sammlung Baron Erlanger, Ingel
heim, ein Deckelhumpen des Johann Eissler, Nürn
berg, Sammlung Graf Lennep, und ein mit reichem
Rocaillenwerk gezierter norddeutscher Humpen um
1760.
Nicht weniger interessante Stücke finden sich
unter den M iniaturen und Uh ren. Es sind darun
ter eine Halsuhr, bez. Sigismund Schioer, Regens
burg, einige Wiener und Pariser Taschenuhren um
1:800, eine englische Miniatur des späten 17. Jahr
hunderts, ein Bildnis der Frances Temple of Shad-
well, eine Reihe von Bildnisminiaturen vom Hofe
Friedrichs des Großen.
Als zweiten geschlossenen Fei: bringt der 712
Nummern umfassende Katalog eine Trierer Pri
vatsammlung, die neben Arbeiten in Zinn, Kup-
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fer und Messing einige Wachsbossierungen, enthält,
die in erster Linie für Luxemburg und das Moselge
biet von Interesse sein dürften. Eine rheinische Mac
donna um 1300, eine hl. Barbara und ein hl. Eucha
rius, Trierer Schule um 148°. zwei bayerische Apo
stelgruppen des späten 15. Jh., ein Michaelskopf,
österreichische Arbeit um 1650 und ein (jüntherschcr
Puttenkopf sind unter den plastischen Arbeiten als
besonders gut zu nennen.
Den Schluß der Auktion bilden Waffen, darunter
eine Radschloßbüchse, bez. H. J.Z. aus fürstlich Fug-
gerschem Besitz, ein Steinschloßgewehr, bez. Paul
Poser-Prag um 1720, sowie zirka fünfzig ausgesuchte
Aquatintablätter, Arbeiten von Ilaldenwang, Keller
hoven, W. v. Kobell, Schlicht und Sintzenich.
Außer den genannten Gruppen werden gewiß
auch die. Barockkommoden, Rahmen, Werkzeuge und
Hinterglasbilder bei Sammlern Interesse erwecken.
Verkauf polnischer
Aus Paris wird uns geschrieben:
Im Hotel Drouot fand, wie von der „Internatio
nalen Sammlerzeitung“ gemeldet, kürzlich die Ver
steigerung des Nachlasses eines Herrn P. statt. Eine
Auktion, wie andere mehr, bei der keine besonderen
Preise zu notieren waren. Etliche Tage nach dieser
Versteigerung gab es keine geringe Sensation. Man
erfuhr nämlich, daß es sich um die Hinterlassenschaft
des Grafen Potocki gehandelt habe, der mit einer
Fürstin Sapieha vermählt war und daß es keines
wegs alltägliche Stücke, sondern wertvolle polnische
Nationalandenken waren. So befanden sich darunter
N ationalandenken.
eine Uhr des letzten Polenkönigs Stanislaus Ponia-
towski, ein Medaillon des Freiheitshelden Kos-
ciusko, Andenken an Chopin u. a. All das wurde
hei Lebzeiten des Grafen Potocki so behütet, daß
nicht einmal die polnische Regierung durch Kauf
in dessen Besitz gelangen konnte. Seltsamerweise hat
jetzt weder die polnische Gesandtschaft in Paris noch
die polnische Bibliothek am Quai d'Orsay von der
Versteigerung Kenntnis erhalten. Es wird nun nicht
mehr möglich sein, der so rasch verauktionierten
Stücke wieder habhaft zu werden, zumal die Käufer
nunmehr wissen dürften, welche Wertobjekte sie um
billigen Preis bekamen.
Der zweite Teil der Münzensammlung H. Otto (Stuttgart).
Am 23. Februar und den folgenden Tagen löst
Adolph Heß Nacht, in Frankfurt a. M. den
zweiten Teil der in numismatischen Kreisen sehr
geschätzten Sammlung Kommerzialrat H. Otto (Stutt
gart) auf.
Ein umfangreicher, mit 15 Bildtafeln geschmück
ter Katalog informiert über die Sammlung, die man
schlechtweg als württembergische bezeichnen kann.
Münzen und Medaillen von Württemberg bilden vor
wiegend seinen Inhalt.
Unter den 1827 Nummern rangieren an erster
Stelle die Gepräge des Hauses Württemberg. Ihnen
schließen sich die Münzen der übrigen prägeberech
tigten Stände, der weltlichen und geistlichen Fürsten
und die vieler schwäbischer Städte an. In allen Ab
teilungen stoßen wir auf Seltenheiten, unter denen
wir die Münzen von Helfenstein, Sulz und Rothweil
besonders hervorheben möchten. Wir nennen von Hel
fenstein den Goldgulden Georgs II. aus dem Jahre
] 5^9) der auf 1000 Mark geschätzt ist, wie den
ebenso taxierten Guldentaler vom Jahre 1565, von
Sulz den Taler Alwigs VII. aus dem Jahre 1622.
(Schätzwert 2000 Mk.), von Rottweil ein Brakteat.
Sehr gut sind in der Sammlung die alten Reichs
städte U 1 m. A u g s b u r g, N ii r über g und R e -
gen s bürg vertreten. Von Ulm finden wir unter
anderem einen goldenen Regimentstaler vom Jahre
1622. von Augsburg einen goldenen Schautaler 1624,
von Nürnberg die goldene Medaille, ..die im Jahre
1650 auf den westfälischen Frieden geprägt wurde.
von Regensburg einen Goldabschlag des Talers zu
acht Dukaten mit der Stadtansicht und dem Bildnis
Josefs II.
Eine eigene Abteilung umfaßt Münzen und Me
daillen auf Bundesschießen, Schützenfeste und dgl.
Vertreten sind da insbesondere Deutschland, Oester
reich und die Schweiz.
Die Versteigerung schließt mit den Kunstme
daillen, unter denen sich sehr wertvolle Stücke
befinden. Die am höchsten geschätzte (mit 1800 Mark)
ist die Bronzemedaille auf den Abt von Weingarten
Gerwich Klarer von Gyrsgerg, der Rat Kaiser Karls V.
war und 1567 gestorben ist. • Ihr an Wert zunächst
stehen die Medaille auf Raimund 1. Fugger von
Matthes Gebel (Taxe 1700 Mark), die Medaille auf
Georg den Bärtigen von Sachsen aus dem Jahre
1537 (Schätzwert 1500 Mk.), die Bronzemedaille auf
Albrecht Dürer von Matthes Gebel (Taxe T500 Mk.)
und das sehr seltene Bronzemedaillon auf den Salz
burger Erzbischof Mathäus Lang von Wellenburg
von Hans Schwarz (Schätzung 1400 Mk.).
Das Haus Habsburg scheint in der goldenen,
sogenannten Judenmedaille Friedrichs III. und Maxi
milians I., in der Gebel’schen Medaille auf den
Reichstag in Augsburg mit dem bärtigen Brustbild
Karls V. in einer Medaille von Ludwig Neufah
rer auf die Doppelverlobung Philipps II. mit Maria
von Portugal und seiner Schwester Johanna mit dem
Prinzen von Portugal und einer aus dem Jahre 1353
stammenden Medaille Ferdinands I. auf.