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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 9)

sich vorbereitete, sich um Ein- 
laß in die Pariser Kunstschule 
zu bewerben, fand er ein En- 
gagement als erster Geiger im 
Gaiete-Theater, welches er 
jedoch bald mit einem anderen 
in der Opera Comique ver- 
tauschte. Gleichzeitig fand der 
Wettbewerb um Aufnahme in 
die Ecole des Beaux-Arts statt 
und Granie errang einen leich- 
ten Erfolg. Nun hieß es sich 
entscheiden! Granie legte den 
Bogen nieder und nahm Blei- 
stift und Pinsel auf. 
Granie war nun in Ge'- 
römes Atelier installiert und 
arbeitete eifrig nach derAntike 
und nach den Florentinern. 
Im folgenden Jahre wurde er 
befördert und durfte nach dem 
lebenden Modell zeichnen. 
Aber wozu diese ewige Wie- 
derholung derselben Züge? 
Granie bemerkte, daß er im 
Atelier selbst ein Dutzend weit 
interessanterer Modelle vor 
sich hatte. Zufälligerweise war seine Staffelei am Ende des Saales, von wo 
aus er seine Mitschüler famos übersehen konnte. Er hatte nur seinen Stuhl 
ein wenig weiter in ein anstoßendes Garderobezimmer zu rücken und fand 
sich in einer großartigen Position - so gut, daß er diesen Platz beibehielt 
und den Rest seiner Studienzeit damit zubrachte, Bildnisse der Schüler 
und Professoren zu zeichnen. Dann kam der Inspektionstag. Granie wies 
unverfroren seine sämtlichen Zeichnungen vor. Groß mag das Erstaunen 
der Preisrichter gewesen sein, sie waren aber klug genug, zu begreifen, daß 
sie es mit einem außergewöhnlichen Charakter zu tun hatten und daß es ein 
grausamer Irrtum wäre, ihn in Fesseln zu schlagen. Granie ward in der Tat 
keiner Klasse zugewiesen, sondern erhielt die Erlaubnis, auf seine eigene 
Weise weiter zu lernen. 
Als er einige Jahre später die Schule verließ, blieb Granie nicht die 
Unruhe und Ungewißheit erspart, welche die ersten Schritte manches jungen 
Künstlers verfolgen. Er fühlte nun seinen Weg. Die Präraphaeliten Italiens 
zogen ihn mächtig an, doch vermochte er es noch nicht, den Geist aus ihren 
Werken loszulösen und ahmte sie daher sklavisch nach. Zu dieser Zeit 
j. Granie, Buchacbmuck 
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