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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 207)

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Es ist Münchener Arbeit vom allerfrühesten Beginne des vorigen Jahr- 
hunderts und der Verfertiger nennt sich auf dem Blatte Treff Bub: An- 
dreas Benedictus Göbl. Da ist auch ein reichgekleideter Hellebardirer 
dargestellt, mit dem blauweiß geschachteten bairischen Wappen auf 
einem Brustschildchen; in der Hand hält er noch das Wappen mit 
dem bairischen Löwen und als Helmzier desselben spricht überdies das 
Münchener Kindel deutlich genug für die Herkunft dieser ursprünglich 
in Kupfer gestochenen 78 Blätter. Der interessantere Theil der Folge 
sind natürlich die Bilder des Hochzeitszuges auf den 21 Taroks. Es sind 
im Ganzen eilf Wagen, auf welchen die Gäste unter Blumen und 
Reisigguirlanden lustig schmausend oder musicirend dargestellt sind, 
und zehn Reiter, so dass ziemlich vor jedem Wagen ein Vorreiter daher- 
sprengt. Jedes Blatt hat zwei Zeilen Unterschrift und aus diesen oft recht 
heiteren Versen entnehmen wir, dass wir es eigentlich mit adeligen 
Hochzeitsgästen zu thun haben, die sich scherzeshalber als Bauern costü- 
rnirt haben. Der Reiter auf Bl. III sagt: vEin baur bin ich nach dem 
gwand, jedanoch gros von adlstandß. Der Spruch des Reiters von Bl. XIII 
könnte heute bezüglich einer bestimmten Art von Unterhaltung wieder 
gelten: Baurrn bildt euch etwas ein, alles will ietzt bäurisch sein". Der 
Priester fehlt bei der vornehmen Bauernhochzeit nicht, und ebensowenig 
die Zigeuner. Unten am Wagen auf Bl. VI steht: Herr Pastor, warum 
heut so schön, will er zur Frau Pastorin gehnu, und auf Bl. VII: t-Seind 
solche leuthe die zigeiner, so werde ich noch heute einer". Es muss 
jedoch schließlich bemerkt werden} dass die Bildchen doch um ihres In- 
haltes und der Verse willen erquicklicher sind, als durch die künstlerische 
Leistung. Besonders die Blätter mit den Hochzeitswagen sind herzlich 
schlecht persectivisch gezeichnet. 
Inhaltlich und auch der Zeit nach diesem letztgenannten Spiele 
am nächsten dürfte ein leider unvollständiges Spiel anzureihen sein. Es 
sind gestochene und colorirte französische Wappenkarten vom Ende 
des XVII. Jahrhundertes, ursprünglich 52, von denen wir jedoch blos 
22 Blatt besitzen. Die Coeurfarbe gilt der französischen Nation, ihrer 
königlichen Familie und den geistlichen und weltlichen Pairs, TreiTle 
bringt die Wappen der italienischen Potentaten und Städterepubliken. 
Das Carreau fehlt leider ganz und von Pique sind blos drei Blatt vor- 
handen, welche die Wappen der niederländischen Provinzen, des Herzogs 
von Braunschweig und des Markgrafen von Brandenburg zeigen. Die 
Zahl und R. (Roi), D. (Dame), V. (Valet) ist auf jedem Blatte in den 
einzelnen Farbenzeichen und unter jedem Wappen die Erklärung des- 
selben gedruckt. 
Dieser, wenn der Ausdruck erlaubt ist, geistvolleren Art von Spiel- 
karten sind noch zwei Folgen aus unserem Jahrhundert anzufügen. Wir 
meinen die bereits ziemlich bekannten Schillerkarten, erschienen v-A 
Tubinge cbez J. G. Cotta libraire r8o7ß und die Tiroler Karten von
	        
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