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Es ist Münchener Arbeit vom allerfrühesten Beginne des vorigen Jahr-
hunderts und der Verfertiger nennt sich auf dem Blatte Treff Bub: An-
dreas Benedictus Göbl. Da ist auch ein reichgekleideter Hellebardirer
dargestellt, mit dem blauweiß geschachteten bairischen Wappen auf
einem Brustschildchen; in der Hand hält er noch das Wappen mit
dem bairischen Löwen und als Helmzier desselben spricht überdies das
Münchener Kindel deutlich genug für die Herkunft dieser ursprünglich
in Kupfer gestochenen 78 Blätter. Der interessantere Theil der Folge
sind natürlich die Bilder des Hochzeitszuges auf den 21 Taroks. Es sind
im Ganzen eilf Wagen, auf welchen die Gäste unter Blumen und
Reisigguirlanden lustig schmausend oder musicirend dargestellt sind,
und zehn Reiter, so dass ziemlich vor jedem Wagen ein Vorreiter daher-
sprengt. Jedes Blatt hat zwei Zeilen Unterschrift und aus diesen oft recht
heiteren Versen entnehmen wir, dass wir es eigentlich mit adeligen
Hochzeitsgästen zu thun haben, die sich scherzeshalber als Bauern costü-
rnirt haben. Der Reiter auf Bl. III sagt: vEin baur bin ich nach dem
gwand, jedanoch gros von adlstandß. Der Spruch des Reiters von Bl. XIII
könnte heute bezüglich einer bestimmten Art von Unterhaltung wieder
gelten: Baurrn bildt euch etwas ein, alles will ietzt bäurisch sein". Der
Priester fehlt bei der vornehmen Bauernhochzeit nicht, und ebensowenig
die Zigeuner. Unten am Wagen auf Bl. VI steht: Herr Pastor, warum
heut so schön, will er zur Frau Pastorin gehnu, und auf Bl. VII: t-Seind
solche leuthe die zigeiner, so werde ich noch heute einer". Es muss
jedoch schließlich bemerkt werden} dass die Bildchen doch um ihres In-
haltes und der Verse willen erquicklicher sind, als durch die künstlerische
Leistung. Besonders die Blätter mit den Hochzeitswagen sind herzlich
schlecht persectivisch gezeichnet.
Inhaltlich und auch der Zeit nach diesem letztgenannten Spiele
am nächsten dürfte ein leider unvollständiges Spiel anzureihen sein. Es
sind gestochene und colorirte französische Wappenkarten vom Ende
des XVII. Jahrhundertes, ursprünglich 52, von denen wir jedoch blos
22 Blatt besitzen. Die Coeurfarbe gilt der französischen Nation, ihrer
königlichen Familie und den geistlichen und weltlichen Pairs, TreiTle
bringt die Wappen der italienischen Potentaten und Städterepubliken.
Das Carreau fehlt leider ganz und von Pique sind blos drei Blatt vor-
handen, welche die Wappen der niederländischen Provinzen, des Herzogs
von Braunschweig und des Markgrafen von Brandenburg zeigen. Die
Zahl und R. (Roi), D. (Dame), V. (Valet) ist auf jedem Blatte in den
einzelnen Farbenzeichen und unter jedem Wappen die Erklärung des-
selben gedruckt.
Dieser, wenn der Ausdruck erlaubt ist, geistvolleren Art von Spiel-
karten sind noch zwei Folgen aus unserem Jahrhundert anzufügen. Wir
meinen die bereits ziemlich bekannten Schillerkarten, erschienen v-A
Tubinge cbez J. G. Cotta libraire r8o7ß und die Tiroler Karten von