Hummer 12
Internationale Sammler-Zeitung
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behält oor allem nur.den Eindruck, daß es wirklich noch mehr Dinge
zwischen Himmel und Erdmittelpunkt gibt, als er sich träumen ließ.
Diese Überwältigung und Demütigung des wissensdurstigen
Besuchers ist das Hauptziel, dem die meisten TTluseen zustreben.
Andere suchen belehrend zu wirken, indem sie ins allzu Populäre
oerfallen, was gar nicht notwendig wäre. Doch genug der Kritik.
Wie könnte oder sollte es sein? Also:
Das ITluseum gehört oor allem aus dem Zentrum der
Großstadt hinaus, auf eine freie, weite fläche, wo es sich, dank
seiner sternförmigen Anlage, ausdehnen kann für Generationen.
Kein teuerer Palastbau darf es sein. Wenn schon irgend
etwas monumentales geschaffen werden soll, um die Stimmung
zu heben, so kann man ein schönes Portal oder Arkaden bauen.
Die Sammlungen selbst müssen blaß ebenerdig in einem sozu
sagen endlosen Raume untergebracht sein, der nur durch leichte
lllauern unterteilt wird, die beliebig und leicht oerlegt werden
können. Oberlicht beleuchte! die Räume. Die Einteilung ist streng
wissenschaftlich, durch konsequente Duichführung logischer Ein
leilungsprinzipien wird die Darstellung oon selbst auch allgemein
oerständlich. Die Bibliothek muß im ITluseum aufgeteilt sein (An
fänge dieses Prinzipes sind bereits in amerikanischen Uluseen zu
sehen, und zwar befindet sich jedes Buch oder ein Teil desselben
an dem sachlich zugehörigen Plaße). Um sträfliches Entwenden
oon Büchern zu oerhindern, gibt es ja oielerlei mittel.
Ein Katalog erklärt blofj die Prinzipien der Sammlung; alles
andere ist in form oon Beschreibungen neben den Schaustücken
zu sehen. Tede neue Errungenschaft des menschlichen Geistes hat,
der Einteilung gemäß, Platj in diesem ITluseum und wird, sobald
irgend eine neue Abhandlung oder Entdeckung, ein neues Buch
oder sonst ein Erkenntnisfortschritt in die Öffentlichkeit gelangt,
dieser Zuwachs sofort der entsprechenden Stelle des ITTuseums zu
gefügt. Ein Grundprinzip des ITTuseums muß allerdings sein, dal]
nur jenes Publikum Einlaß findet, oon dem man oermuten kann,
daß es aus wirklichem Wissensdrange kommt. Ausflüge oon
Volksschülern oder Analphabeten werden ferngehalten.
machen wir nun einen kurzen Rundgang durch das neue
Gebäude, im Geiste natürlich, denn es besteht ja nicht. Wir treten
in die Sammlungen der Gruppe des „immer und überall Gleichen“
(Chemie-Physik). Die erste Unterteilung bildet die Gruppe „Die
Elektronen“. Bücher, Apparate und Tafeln erklären uns alles,
was der menschliche Geist bis jeßt über dies Urding alles Bestehens
weiß. Die zweite Unterteilung enthält die Gruppe „ßqu der Atome“.
Sie führt uns den Aufbau der Atome aus Elektronen oor, sowie
auch die Eigenschaften derselben im einzelnen. Die dritte Unter
teilung beschreibt uns den „Bau der HToleküle“ aus den Atomen.
Die Cehren oon den Vaianzen, den additioen molekularen Eigen
schaften, der inneren Energie und den Schwingungen im HToleküle
gehören hierher. Die oierte und ietjte Unterteilung führt uns die
„Wechselwirkungen oon Elektronen, Atomen und lllolekülen“ oor.
Hierher gehören die ganzen Schwingungsregelmäßigkeiten; Schall
einerseits, Wärme, Eicht, Schwere, Elektrizität und ITlagnetismus
andererseits, sowie anschließend die Beziehungen zwischen Wärme
und Aggregatzustand, Druck und Temperatur.
Wir uerlassen nunmehr das Gebiet des „ewig und überall
Gleichen“ und begeben uns in die zweite Hauptabteilung des ITTu-
seums, in die Sammlungen der „Welfallgeschichfe“ (Astronomie im
weitesten Sinne) oder der „Cehre 00m Hergange des einmaligen
Ereignisses der Entstehung der Welt und ihrer Entwicklung bis
auf den heutigen Tag, einer llußanwendung 00m „immer und
überall Gleichen“.
Bücher, Tafeln und ITlodelle zeigen uns die Eigenbewegungen
der fixsferne und die Vermutungen über ihre Entstehung, zeigen
uns Bilder der Planeten und bringen alles, was man über den
fortschreitenden Erstarrungsprozeß und über die Zusammenseßung
der Himmelskörper weif], sowie über den aus den Eigenbewegungen
gefolgerten mutmaßlichen Aufbau des Unioersuins.
Von dieser zweiten Hauptabteilung zweigt eine Sammlung
ab, die der Detailschilderung der Erdgeschichte gewidmet ist.
Wie sehen die Erde in den ersten Stadien ihrer Erstarrung
und die Gesteinsbildungen dieser Perioden mit Angaben über die
experimentell ermittelten Schmelz- und Erstarrungsbedingungen
dieser Gesteine, ln den nächsten Reihen oon Schaukästen sehen
wir die Cebemesen in ihrem ersten Auftreten nach geographischen
Verbreitungsgebieten geordnet, niedere Wände, welche einen Teil
der langen Reihe oon Schaufischen oon der nächstfolgenden, geo
logisch jüngeren Reihe trennen, bedeuten, daß in diesen Erdgebieten
ein geologisches Ereignis eine neue Formation schuf, während in
den anderen Erdgebieten ruhige Weiterentwicklung der oorhandenen
Tier- und Pflanzenformen stattfinden konnte. Ausführliche Karten
darstellungen erläutern die Verteilung oon fand und Wasser auf
der Erde zur Zeit dieser Formationen und die bisher nachgewiesenen
Zonen oon Tiefsee, Flachsee, Strand, Festland, Riff, Fluß, See, Ge
birge und Gletscher, farbige Bilder helfen der Phantasie des
Caien nach, sich die damalige Eandschaff oorzustellen. Gleichzeitig
werden die wichtigsten tektonischen Ereignisse dieser Epoche an
geführt und der Einfluß, der durch sie bedingten Veränderungen
der Erdoberfläche auf Verbreitungsgebiete und indioiduelle Weiter
entwicklung der Tebewesen. Auch die nach oerschiedenen mefhoden
ermittelten mutmaßlichen Daten, betreffend das Klima der einzelnen
Gebiete und das Alter der Formationen, sind überall angegeben.
Überdies befindet sich ja bei jedem Kasten auch die gesamte,
seinen Inhalt betreffende wissenschaftliche Ciferatur im Original,
beziehungsweise in Abschrift oder Überseßung ln dieser Weise
ist die ganze erdgeschichtliche Sammlung übersichtlich aufgestellt.
Eine Spezialsammlung gliedert sich bei den jüngsten Formati
onen oon dieser erdgeschichtlichen Sammlung ab. Sie ist der
nienschengeschichte gewidmet. Vom ersten Auftreten des ITTenschen
in den oerschiedenen Weltteilen angefangen, stellt diese Sammlung
die körperliche und geistige Entwicklung des fflenschengeschlechts
bis auf den heutigen Tag dar. Da alle gleich alten Kulturstufen
analog der erdgeschichtlichen Sammlung in derselben Tischreihe
ontergebrachf sind, eröffnet sich uns ein übersichtliches Bild oon
Erwachen, Blüte und Verfall der oerschiedenen Kulfuroölker. Wieder
zeigen niedere Holzwände zwischen den Tischreihen den Einbruch
großer Ereignisse an, Karten illustrieren die kriegerischen Unter
nehmungen und Völkerwanderungen, mährend die kulturellen und
geistigen Fortschritte jeder Entwicklungsphase eines Volkes beige
fügt sind. Eine streng logische Einteilung muß natürlich bis ins
kleinste Detail gewahrt bleiben. So beispielsweise die Darstellung
der Fortschritte auf dem Gebiete des Maschinenwesens: da alle
maschinell einer Ausniißung, respektioe Umformung oon Energie
in eine den ITTenschen brauchbare Form dienen, so ist hiermit auch
das Einteilungsprinzip gegeben. Erstens: die Fortschritte auf dem
Gebiete der Umwandlung der Richtung einer Kraft, zweitens: der
Arbeit, also des konstanten Produktes Kraft mal Weg und drittens:
des Effektes, d. i. des konstanten Produktes Kraft mal Weg mal
Zeit. Wie interessant ist cs, lediglich die Fortschritte in der Um
wandlung geradliniger Kraftwirkung in rotierende und umgekehrt
durch alle Zeitalter menschlicher Kultur zu oerfolgen, und. ideal
gelöst ist dieses einfache Problem auch heute noch nicht. Wie
rastlos sind ferner die Fortschritte auf dem Gebiete der Ausniißung
natürlicher Energiequellen und der Umformung ihrer Energie.
Die Fortschritte der Kunst und der Erkenntnis sind ebenfalls
den einzelnen Kulturstadien der Völker beigefügt und erläutert.
Wir sehen, wie sich die nachbildende Kunst, schon im Steinzeit-
alter mit der Plastik beginnend, über das Relief zur ITTalerei und
Zeichnung entwickelte, wie die ATotioe sich beständig änderten etc.
Aus dieser gleichzeitigen und systematischen Darstellung der Ent
wicklung der Völker auf den Gebieten oon Körperbau und Geistes
kraft, Handwerk, Politik, Kunst und Wissenschaft ist es möglich,
uns ein großes Kulturbild der einzelnen Völker zu machen.
Wir kehren zurück zum Portalgebäude. Hier herrscht emsiges
Getriebe, denn ständig laufen aus aller Welt neue Sendungen mit
Büchern und Objekten ein, ein eigenes Auskunfts- und Telegraphen
bureau ist bemüht, all die zahlreichen Anfragen aus allen Erdteillen,
mieuiel und was man oon dem und jenem misse, in allen
Hauptsprachen zu beantworten. Ein anderer Komplex kleiner Ge
bäude gegenüber dem Eingänge des ITTuseums enthält Wissenschaft-