Rümmer 20
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Internationale Sammler-Zeitung.
Pierpont (Tlorgans
Der König aller Sammler, Pierpont ITIorgan, aeröffentlicht
soelien den Katalog seiner Jutuelensammlung als Prioatdruck. flls
Herausgeber für das bildergeschmückte Werk zeichnet Dr. 0. C.
Williamson, ein englischer Gelehrter, In Europa roird man sich
nicht toenig darüber tnundern, roas für Schäle Pierpant ITIorgan zu
sammengebracht hat und bei manchem roird man sich erstaunt
fragen, auf roelchcn Wegen sie in seinen Bcsiß gelangt sein mögen,
denn es sind Kostbarkeiten darunter, die ehemals im Besitze
deutscher Fürstenhäuser mären.
Eine prachtuolle grüne Schale aus Jade mit Galdfuf3 und
-deckel, eine Arbeit Jacopos da Tressa, des grollen Künstlers der
Renaissance, mar früher im Besitze der Kaiserin Friedrich, roie
Ulorgans Katalog angibt. Eine Goldkette, die dem Kurfürsten
Christian 11. oon Sachsen gehörte und aus dem Jahre 1606
stammt, ist heutigen Tages ebenfalls in Ulorgans Sammlung zu
finden. Bei diesem Kunstmerk roeiß der Katalog ungefähr den
Weg anzugeben, auf dem ITIorgan das Stück ermorben hat. Von
seinem ersten Besitzer ging es an eine Seitenlinie der Familie über,
und mit einem seiner Inhaber murde es in der Sophienkirche in i
Dresden begraben, 1740 murde das Grab geöffnet und die Kette !
in das grüne Gemölbe gebracht, 1806 entfernte man sie, um sie
oor den napoleonischen Truppen zu schlitzen, und mährend dieser
Zeit ging sie auf rätselhafte Weise nerloren 1898 tauchte sie bei
luuuelensammlung.
einer öffentlichen Versteigerung roieder in Dresden auf und gelangte
dann durch Vermittlung eines Berliner Händlers nach den Ver
einigten Staaten. Ein ßesißtum des Hauses Bourbon-Orieans nennt
ITIorgan heute ebenfalls sein Eigentum. Es ist ein rundes JTledaillon,
mit einem Bilde Kaiser Karls V., eine Arbeit uon Ceone Ceoni,
die der Kaiser selbst zu tragen liebte. Aus seinem Besiße kam
es als Geschenk an das französische Königshaus, gelangte so auf
dem Wege der Vererbung in den Besitj des Grafen oon Chambord
und murde uon diesem im Jahre 1885 dem Grafen oon Paris hinter
lassen. Wie es aus dessen Besiß nach Amerika gelangt ist, roeiß
man nicht.
Ebenso rätselhaft ist das Schicksal eines Guzman-Kreuzes,
einer Arbeit aus dem Jahre 1580. Die Schmuckstücke dieses
Kreuzes, die ehemals auf einem Ebenholzkörper angebracht roaren,
murden späl r auf Bergkristall befestigt. ITIorgan roill durch einen
Bedienten im Hause der Guzmons in den Besitz des Kreuzes gelangt
sein. Als meitere besonders roertoolle Jumelen, die der Katalog
auffühlt, seien genannt: ein Kirchengerät mit einem Chrisfusbilde,
das dem Kardinal Borgia gehörte, eine Goldmedaille mit reicher
Emailenerziei ung aus dem Jahre 1612, die ehemals dem Erzherzog
lllaximilia i oon Österreich gehörte, ein Schmuckstück, das
Ghiberti für Cosmo den Großen oon ITlediä gearbeitet hat und
schließlich ein Abzeichen des Annunziatenordens.
Die Jubiläumsmedaille des (Delker Gymnasiums.
n diesen Tagen feiert das Gymnasium des Bene
diktinerstiftes Ulelk an der Donau (Rieder
österreich) das Jubiläum seines hundertjährigen
Bestandes.
Die JTledaille zeigt auf der Vorderseite (fig. 3) zwei
Jünglinge, die andächtig der Tehre des heiligen Benedictus,
des freundes und Erziehers der Jugend, lauschen. Die
Umschrift hält den Ramen des Gründers, Hbf flnfon Ray-
Fig. 5. Fig. 4.
Aus diesem Anlässe hat der unseren Cesern berger und den des gegenwärtigen Abtes Amandus
uorteilhaft bekannte Wiener Bildhauer und RTedailleur John fest.
Hans Schaefer eine Erinnerungsmedaille geprägt, die Der Reners (fig. 4) enthält eine gelungene Darstellung
geroilj bei den Zöglingen der ITlusteranstalt — den jeßigen des malerisch gelegenen größten Stiftes Österreichs und
und ehemaligen — oolle Wertschätjung finden wird. eine auf das Jubiläum bezughabende lateinische Inschrift.