Nr. 15
Internationale Sammler- Zeitung
Seite 195
doch, sind sie noch selten und stehen deshalb hoch im Preise.
Ein Schreiben Enver Paschas aus seiner Berliner Zeit
wurde kürzlich für 40 Mark angeboten. Das jüngste Sammel
objekt sind Hindenburg-Andenken. Da Sachen aus dem per
sönlichen Besitz des Generalfeldmarschalls wohl kaum käuf
lich zu haben sind, begnügt man sich mit Gegenständen aus
dem Besitze der Familie von Hindenburg. Alte Truhen, Waffen,
Schmucksachen, Bücher und Bilder werden, wenn sie nur
verbürgtermaßen einen Hindenburg zum Vorbesitzer hatten,
bald Abnehmer. Schon die bloße Tatsache, daß sie einmal
einem Träger des Namens gehörten, den der Befreier Ost
preußens führt, gibt ihnen in den Augen der Sammler eine
besondere Weihe.
Bibliophilie.
(Erstausgaben). Aus Berlin wird uns geschrieben:
In der unter reger Beteiligung von Bücherfreunden und Buch
händlern aus ganz Deutschland bei Max Perl abgehaltenen
Bücher-Versteigerung würden einige recht ansehnliche Preise
erzielt; so fanden Liebhaber und hohe Preise die Erst- und
Prachtausgaben französischer Klassiker. Mit 2400 Mark
bezahlte man eine reich mit Kupfern nach Moreau geschmückte
Ausgabe der Werke Moliöres; Balzacs mit vielen Kupfern
versehene Werke gingen für 140 Mark fort. Aber auch die
Erstausgaben deutscher Klassiker wurden zu hohen Preisen
versteigert. Der erste Druck der ersten Ausgabe des Faust-
Fragments brachte es auf 660 Mark, die erste Ausgabe der
„Leiden des jungen Werther“ auf 280 Mark. Für den Erst
druck der „Minna von BarnlielmV wurden 405 Mark bezahlt,
für die Erstausgabe von Heinrich Heines Tragödien 165 Mark.
Kleistsche Einzelwerke erzielten 105 und 160 Mark.
(Die Sammlung der Pr i v a t d r u c ke.) Aus I, e i p z i g
wird uns geschrieben: Zu den Aufgaben, die sich die Deutsche
Bücherei gestellt hat, gehört auch das Sammeln von
Privatdrucken, Gelegenheitsschriften und Vereins-Veröffent
lichungen. Schon im Jahre 1913 hatte die Bücherei ein Ab
kommen mit zahlreichen Druckereien getroffen, die sich zur
Übersendung der bei ihnen gedruckten Werke oder zur Nam
haftmachung ihrer Auftraggeber bereit erklärten. In zahl
reichen Fällen wurden der Bücherei nicht nur die erbetenen
sondern auch frülier erschienene Werke zur Verfügung ge
stellt. Die Bücherei wird nunmehr in nächster Zeit die
Öffentlichkeit auf diese große Sammlung von Privatdrucken
hinweisen und zur Stiftung solcher Schriften auffordern. Um
den Herausgeber dieser zum Teil schwer erreichbaren Ver
öffentlichungen, die bekanntlich nicht im Buchhandel er
scheinen, den Verkehr mit der Deutschen Bücherei zu er
leichtern, hofft diese auf die Vermittlung der Ortsbuch
handlungen. Die Sortimenter werden gebeten, bei der Samm
lung der vielen zerstreut erscheinenden Privatdrucke zu helfen
und auf diese Weise das vaterländische Unternehmen der
Deutschen Bücherei zu fördern.
(Der neue Leiter der Kölner Stadtbiblio
thek.) Als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen
Direktors Prof. Dr. A. Key 13er ist der Bibliothekar an der
Universitätsbibliothek in Münster Dr. phil. Klemens Löffler
zum Direktor der Stadtbibliothek in Köln berufen worden.
Im Jahre 1881 zu Steinbach (Eichsfeld) geboren, studierte
Löffler in München, Münster und Göttingen Geschichte, an
letzter Universität auch unter Pietschmann Bibliothekswesen.
Im Jahre 1903 promovierte er in Halle mit einer Arbeit
„Die westfälischen Bischöfe im Investiturstreit“, war 1905/06
wissenschaftlicher Hilfslehrer, wurde 1906 Hilfsbibliothekar
an der Königlichen Bibliothek in Berlin und Ostern 1908 Biblio
thekar in Breslau, von wo er 1909 nach Münster übersiedelte.
Sein Arbeitsgebiet ist Geschichte und Kirchengeschichte,
besonders des Mittelalters.
Bilder.
(Das V. V. des Berliner Giorgione.) Das schöne
Jüngiingsbildnis mit der Aufschrift V. V., das unter den
venezianischen Gemälden des Kaiser-Friedrich-Museums zu
Berlin mit die erste Stelle einnimmt, wird von fast allen
Kennern übereinstimmend für ein Werk des Giorgione
gehalten. Was aber die rätselhaften zwei Zeichen auf der
Brüstung bedeuten sollen, darüber war bis jetzt keine Ein
helligkeit zu erzielen. Man vermutete die Anfangsbuchstaben
eines Eigennamens odei man glaubte an die Abkürzung eines
Sinnspruches — eine Anschauung, die zuletzt auch Justi
in seinem Buch über Giorgione (Bd. I, S. 135) vertreten hatte.
Jetzt scheint aber endlich eine befriedigende TAsung gefunden
zu sein. Rudolf Schrey, der in der „Kunstchronik“ einen
Aufsatz über Tizians sogenannte „Irdische und himmlische
liebe“ veröffentlicht (er hält, nebenbei bemerkt, das Bild
für eine Darstellung der Verführung der Callisto durch Jupiter),
kommt in dem Aufsatze anhangsweise auch auf den Sinn von
ein paar weiteren venezianischen Bildern zu sprechen, über
die er Vermutungen zu äußern hat. Und da steht es zu lesen,
einfach und darum durchaus überzeugend: V. V. bedeutet
„Vanitas Vanitatum“.
(Bilderdiebstähle in London.) Aus den Mariborough-
Galerien in London sind mehrere wertvolle Bildnisse gestohlen
worden. Darunter befinden sich zwei Bildnisse von Thomas
Lawrence, dem gefeierten Modemaler Englands vom Ausgang
des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Ferner sind darunter
ein Bild von Grenze, eines von Hoppncr, Landschaften
von Gainsborough, Watteau und Ruisdael, ein Stilleben
von Fyt und eines von Heda.
Medaillen.
(Eine Kaiserin Elisabeth-Medaille.) Das öster
reichische Kriegshilfsbureau bringt eine von Professor Po wolny
entworfene, neue Medaille in Neusilber zur Ausgabe, darstellend
das schöne jugendliche Bild der seligen Kaiserin Elisabeth
(nach einer alten venetianischen Lithographie entworfen).
Zu beiden Seiten des Bildes steht der Spruch: „Elisabeth
concilia nobis victoriam pacemque“ (Elisabeth erwirke uns
Sieg und Frieden). Auf die Idee der Darstellung der Kaiserin
als Sieges- und Friedensbringerin weist auch die Reversseite
der Medaille, darstellend eine Taube mit dem Ölzweig hin.
Diese Medaille ist im Verkaufslokal des Kriegshilfsbureaus,
Wien, I., Trattnerhof, zum Preise von 3 Kronen erhältlich.
(Ausstellung von Kriegsmedaillen.) Aus Berlin
wird und berichtet: Die Freunde der deutschen Schaumünzen
haben die von ihnen herausgegebenen Medaillen auf die deut
schen Heere und Hecrfülirer zu einer Ausstellung vereinigt,
die vom Direktor des Königlichen Münzkabinetts Professor
Dr. Menadier geordnet wurde und in der Ruhmeshalle zu
besichtigen ist.
Philatelie.
(Die Abstempelung von Feldpostwertzeichen.)
Die österreichische Generalfeldpostdirektion hat, wie wir
erfahren, angeordnet, daß die im Hinterlande von Briefmarken
sammlern und -händlern gekauften und den Etappenpost
ämtern in den okkupierten Provinzen zur Abstempelung
übersandten Feldpostwertzeichen bei den genannten Postan-
stalten nicht mehr abgestempelt werden dürfen, da eine
Überprüfung der Echtheit dieser Wertzeichen im Felde un
möglich ist. Die Interessenten werden daher darauf aufmerksam
gemacht, sich bei Bedarf von abgestempelten Feldpostwert
zeichen unter Angabe der gewünschten Werte und gleich-