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a) Ans der Abtheiluug der Kupferstiche und Holzschnitte: Drei Ornamente von
B. Aldegrever (B. 197, 228, 284); ein Ornament von B. Beham (fehlt bei 13.); ein
Wappen von H. S. Beham (B. 257); sechs Blätter der Propheten und Sybillen von
M. Angele, gestochen von G. Ghisi (B. 17-22); die „Kletterer" von M. Angela, alte
gegenseitige Copie nach M. A. Raimondi (B. 487); ein Ornamentstich von L. v, Leyden
(B. 167); Ornamentstich aus der Schule M. Rubens (B. 554); das chimiirische Thier und
drei Wappenstiche von M. Schön (B. 93, 99, 104, 102) und Tizian's „Triumph der
christlichen Kirche" in Holz geschnitten von A. Andreani (B. 91, IX); slimmtliche Blätter
in sehr guten Drucken.
b) Aus der Abtheilung der Handzeichnimgen: der „Triumph Amors" mit der Feder
und Bister gezeichnet von Polid oro Caldara, genannt Carsvaggio; eine Federzeichnung
Hans Holhein's „Dolchscheide mit einem Triumphzuge" vom Jahre 1545 samxnt der
nach dem Originale gearbeiteten Radirung von A. Camesina, und eine Federzeichnung
Il. Schäuffeleiifs ein Altar mit Christus am Kreuze.
o) Aus der Abtheilung der Bücher: 9 A gricola's „Vom Bergwerk XH Bücher mit
vielen Abbildungen", Bsscler Ausgabe vom Jahre 1557; Bartoli's „Colonna. Täajuua";
Hannibal Carraccfs Zeichenbnch (Rem1646); die Bronzethiiren L. Ghibertfs, ge-
stochen von F. Keller (1798 mit Text); der Pompa Introitus Ferdinaudi mit Stichen nach
„C. P. Rubens von P. Pontius und Th. van Thulden", Antwerpen 1641, und die lateinische
Ausgabe von der Anatomie des Vesalius (Basel 1543).
d) Aus der Abtheilung der Münzen und Medaillen: die Medaille in Silber auf den
Bau der Nürnberger Festungswcrke vom Jahre 1538; drei Bleigiisse mit Porträten aus der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ein ernaillirtes Wappen vom Jahre 1616.
e) Aus der Abtheilnng der Holzsculptnren (Antiquitäten): einen „Ada1n" stehend
in ganzer Figur, H. 9" 6'", theilweise bemalt. J. D. Böhm hielt diese kostbare Figur
für ein Werk Diirer's; wahrscheinlicherweise stemmt es aus derselben Schule und Zeit,
aus der die sogenannten Holzköpfe Karl des Kiihnen und seiner Gemahlin hervorgegangen
sind; den Kopf eines Heiligen in schöner breiter Behandlung aus dem Anfange des
16. Jahrhundertes; eine der „klugen Jungfrauen", reizendes Figiirchen mit der Ori-
ginalbemalung aus dem Ende des 15. Jahrhundertes, 11" 6'" hoch; Christus am Kreuze
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhundertes, H. 12" 6'", ein Werk von vollendeter Technik,
und ein schön geschnitzter Holzrahmen aus derselben Zeit. Die angeüibrten Holzschnitz-
werke hesass Böhm schon seit Jahrzehenten. Dieselben werden nun einen Glanspunkt
des Museums bilden. Sie gehören zu den schönsten und lehrreichsten Holz-Scnlpturen
deutscher Kunst und ihre Erwerbung ist für das österr. Museum um so wichtiger, als die
Vorführung ausgezeichneter Vorbilder der Schnitzkunst bei der grossen Ausbildung der ver-
wandten Kunstgewerbszweige - für Drechsler und Elfenbeinschnitzer, und vorzugsweise -
für jene Bildsclmitzer, welche sich der kirchlichen Kunst zuwenden - hier in Wien als
eine der dringendsten Aufgaben eines Museums betrachtet werden muss.
f) Aus der Abtheilung der Terracotten wurde fir das Museum die vor-
tredliche lehensgrosse Büste Casanova's erworben und aus den übrigen Antiquitäten
eine Faniiliengrnppe von Alt-Wiener Porcellan, ein gravirtes Pokalglas aus dem vorigen
Jahrhunderte, zwei kleine gravirte Silberschmucksachen und eine goldgepresste Wandtapete
in Leder. Die Terracottabiiste Casanovals reiht sich würdig den fünf tredlichen Terracotta-
biisten aus dem 16. Jahrhunderte an, welche das Museum theils in Folge Ankaufs, theils
als Geschenk des Freih. A. v. Rothschild bereits besitzt. Wir legen auf die Erwerbung
dieser Biiste ein ganz besonderes Gewicht, weil Büsten aus Terracotta jetzt wieder vielfach
und besonders ausgezeichnet in Paris gemacht werden, ältere gute Terracottsbiisten aber
ausscrordentlich selten geworden sind.
Aus diesen kurzen Andeutungen diirRe es klar sein, dass das Museum durch die
Erwerbungen aus der Böhm'schen Sammlung eine wesentliche Bereicherung erfahren hat.
Vorlesungen im Museum.
(Fortsetzung uns dem Dezember-Helm.)
(Vorlesungen des llrn. Architekten Ferstel über Perspeellve. Schluss.)
In rler sechsten Vorlesung wurden die Begriße erörtert, welchenmngewöhnlieh unter
dem Nnmen der perepectiviechen Einheit und der künstlerischen Freiheit
bezeichnet. Im Speeiellen begreift der Ausdruck perspectivische Einheit jene Anforderung
in sich, welche alle einzelnen Theile des Bildes zum richtigen Ganzen vereinigt - die An-
forderung nlsn, dass nur ein Horizont und Angpunct, nur eine Distanz und nur ein Mass-