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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

Stücke zu lenken und das Uebrige als blosse Ergänzungen etc. erscheinen 
zu lassen. 
Das Gebiet der Metallarbeiten ist ein weites und fruchtbares für 
alle Arten der Imitation. Die Veränderungen, die die Metalle durch den 
Einduss der Zeit zu erfahren pflegen, lassen sich - dem äussern Scheine 
nach wenigstens - leicht durch chemische Reagentien herstellen. und so 
bleibt auch hier eine genaue und sachkundige Untersuchung des Cha- 
rakters und der Art der Arbeit das einzig sichere und verlässliche Mittel 
des Erkennens des Echten. Abgesehen davon, dass dem Fälscher nur 
in den seltensten Fällen antiquarische Kenntnisse in dem Umfange zu 
Gebote stehen, der nöthig ist, sich an keiner Stelle zu verrathen, greift 
er gar oft zu bequemeren und schneller zum Ziele führenden modernen 
Werkzeugen und Verfahrungsarten, die den Alten unbekannt waren, die 
ihre Spuren oft recht deutlich dem Werke aufdrücken und die nur die 
Naivetät und Unerfahrenheit des Alterthümer suchenden und kaufenden 
Publicums nicht sieht. Alte Waffen, namentlich solche, die mit Aetzungen 
verziert sind, werden erzeugt in Stuttgart, Paris, Nürnberg und München. 
Von Nürnberg kamen lange Zeit hindurch Schilde (Rundelle) mit geätzten 
Figuren, die trotz der Costümunrichtigkeiten und Unmöglichkeiten, die 
_ darauf zu sehen waren, doch massenhaft Abnehmer fanden. Hieraus ist zu 
ersehen, wie ein wenig kunst- und culturgeschichtliche Studien auch für 
den einfachen Sammler nicht von Ueberiiuss sind. 
Für Goldschmiedearbeiten im Style der Rudolphinischen Zeit (Ende 
des 16: und Anfang des 17. Jahrhunderts) sind Paris undWien die 
hauptsiichlichsten Schöpfungsherde. Es sind meistens Gegenstände aus 
Bergkrystall mit emaillirten Fassungen, oft mit grossem Geschicke und 
reicher Erlindungsgabe componirt und reizend ausgeführt. Sie werden 
in den Modebädern und auch in Frankfurt zumeist an Engländer und 
Russen verkauft. Charakteristisch für die Menge, die davon bereits in 
Umlauf gesetzt ist, war die voriährige Ausstellung alter Kunstsachen in 
Leeds (England). Von allen Werken der Goldschmiedekunst, die aus 
dem Privatbesitz nach Hunderten zählend da zu sehen waren, war kaum 
der zehnte Theil wirklich alt. Die übrigen neun Zehntel konnte man 
aber ganz deutlich nach den verschiedenen Fabriken, denen sie ent- 
stammt, sortiren, immer dieselben Motive, dieselbe Farbe der Vergoldung 
dieselben künstlich abgenützten Ecken, - Kinder einer Familie, wie auf 
dem Maskenballe sich eine zusammengehörige Gesellschaß nach dem 
gleichen Costüme leicht und schnell zusammentindet. Wenn ihren glück- 
lichen Besitzern da nicht die Augen aufgingen, haben sie keine, wenig- 
stens nicht für Kuustsachen. Wie viel sich übrigens der Imitator er- 
lauben darf, ohne ertappt zu werden, sah Schreiber dieses erst vor Kur- 
zem, als eine in Silber getriebene Arbeit, dem Anscheine nach aus der
	        
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