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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 51)

In den alten Feldöfen ist gegen das Ende des Prozesses die Temperatur 
im ganzen Ofen gleich hoch, man verlegt, wenn der Rauch und die Gase zu 
entweichen aufgehört haben, die Züge und lässt ihn verkiihlen, um zuletzt den 
gebrannten Kalk auszuziehen. Der Betrieb ist also periodisch oder intermittirend; 
er verlangt, weil die Asche des Brennmaterials beim gebrannten Kalk bleibt, ein 
möglichst aschenarmes Brennmaterial, also wo möglich Holz, während bei den 
neueren Schachtöfen mit contiuuirlichem Betrieb jeder beliebige aschenraivhs 
Brennstotf verwendet werden kann, da ja die Feuerung aussen angebracht ist. 
Die Construction aller solcher Oefen bedingt einen rapiden Lnftwechsel, 
einen starken Zug, von unten durch die glühende Masse nach der Höhe zu. 
Durch diesen Luftstrom und den während des Brennens entwickelten Wasser- 
dampf, der theils aus den Verbrennuugsgasen des Heizmaterials, theile von dem 
Feuchtigkeitsgehalt der Kalksteine stammt, wird die aus den Steinen frei gemachte, 
sonst schwere und träge Kohlensäure rasch verjagt, und es ist ein alter Kunst- 
griE der Kalkbrenner, in den glühenden Ofen von Zeit zu Zeit etwas Wasser In 
spritzen, um durch die plötzliche und massenhafte Dampfentwicklung die Entfer- 
nung der Kohlensäure aus dem Ofen und damit das Garbrennen der Steine lll 
beschleunigen. 
Die Kalksteine, die natürlichen kohlensauren Kalke, sind fast nie frei von 
Nebenbestandtheilen; nur der ganz weisse Marmor, der Kalkspath und der Arra- 
gonit sind so gut wie chemisch reiner kohlenuaurer Kalk. Diese Nebenbestand- 
theile nun können je nach ihrer Art und Menge die Beschaifenheil. des gebrann- 
ten Kalks wesentlich modificiren. Sie sind im Allgemeinen zweierleiArt, orga- 
nische und anorganische. Die ersteren sind die Reste der Verweaung der thie- 
rischen Gebilde, die, wie wir hörten, die Grundlage dieser Art von kohlensaursm 
Kalk überhaupt waren; sie färben den Kalkstein grau oder bräunlich; ihre Menge 
ist oft so gross, dass er dadurch noch einen Geruch besitzt und, wie man sagt, 
bituminös wird, oder es ist geradezu feinvertheilte Kohle, die auch beim Marmor 
die grauen und schwarzen Varietäten erzeugt. 
Diese Art von Nebenbestandtheilen schaden der Güte des daraus gebrann- 
ten Kalks nicht. Sie verbrennen und vergasen mit, und der schwarze Marmor 
z. B. brennt sich waiss. 
Die unorganischen Nebenbestandtheile jedoch bleiben bei dem gebrannten 
Product und machen es natürlich um so geringer an Werth, je grüsser ihre 
Menge ist. 
lSic bestehen vornehmlich aus Thon, d. i. kipsalsaurem Aluminiumoxyd, aus 
Kiese säure selbst, die in der Form von Quaraadern den Stein durchsetzt, aus 
Eisenoxyd, kohlensaurer Bittererde oder Magnesia, Spuren von Manganoxyd, 
Chlorverbindungen, schwefelsauren und phosphorsauren Salzen der Erden und 
Alkalien. . 
Schon die physikalischen Eigenschaften der Kalksteine verrathen eine gewisse 
Menge dieser Nebenbsstuxidtheilo so sicher, dass die Geognosten dieselben als thonige 
Kalksteine bestimmt unterscheiden. Chemisoherseits erkennt man sie leicht an 
dem mehr oder weniger bedeutenden Rückstand, den solche Steine hinterlassen, 
wenn man sie mit einer verdünnten Säure, am besten Salzsäure, übergiesst. 
Reiner kohlensaurer Kalk löst sich leicht auf. Unter Brausen entweicht 
die Kohlensäure und man erhält eine ganz klare Lösung von salzsaurem Kalk, 
oder besser Chlorcalcinm. 
Thon, Kieselsäure, Quarz aber lösen sich nicht, bleiben zurück und können 
nach passender Behandlung gewogen werden. 
So lehrt eine leicht auszuführende Probe, ob der verwendete Kalkstein 
einen brauchbaren Aetzkalk geben wird oder nicht.
	        
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