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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 114)

vorbehaltslose, Sicherheit mehr in einer willkürlichen Aulfassung als auf 
gewissen festen wissenschaftlichen Principien fusse: mit einerni Worte, 
dass die vor Allem erwünschte Kenntniss der technologischen Kriterien 
gleich Null SAH). 
Die Erforschung der technologischen Merkmale wird noch für lange 
Zeit hinaus eine nicht allzuleichte Aufgabe bleiben; zumal dieselbe auch 
noch auf andere Erzeugnisse der orientalischen Kunst und Industrie sich 
zu erstrecken hat. Wir werden demnach vorläufig die Würdigung der 
inneren Kennzeichen als eine materia disputationis Vertretern kunstwissen- 
schriftlicher Phrasen überlassen müssen und uns bemühen auf dem Boden 
der methodischen Forschung mit Hilfe der äusseren Kritik nach gewis- 
senhafter Datirung die abgängigen Fundamente der inneren Kritik zu 
reconstruiren. 
Für das ganze Gebiet des Isläm's und fast für alle Arten von 
Gegenständen, welche die märchenhafte Productivität des Morgenlandes 
den Bedürfnissen des socialen Lebens bescheert hat, ist eine Thatsache 
für die Lösung unserer Aufgabe von ungeahnter Wichtigkeit; die unglaub- 
].iche Blüthe in der arabischen Schriftentwicklung. 
An der Wiege des Isläm's angenommen, ward die arabische Schrift 
mit demselben grossgezogen; denn ursprünglich nur für die arabische 
Sprache geschaffen, drängte sich die Schrift in Folge der historischen 
Entwicklung ihres Volkes zugleich als Vermittlerin der Ausdrucksweise 
zweier fremder Völkerstämme: der Perser und Türken, auf. All' den 
umgestaltenden Einflüssen, welche die wechselnde Machtentfaltung dieser 
nichtarabischen Elemente im politischen Leben verursachte, unterlag auch 
die ursprüngliche arabische Schrift. In den verschiedensten" Phasen ihres 
Veränderungsprocesses prägt sich die Charakteristik der Zeit und des 
Urhebers aus. Aber das Band des Isläm's, welches trotz der Nationali- 
tätsunterschiede alle Völkerstämme gleich fest urnschliesst, fand noch 
immer seine Versinnlichung in der Schrift, die in unterscheidender Form 
der Individualität des Einzelnen angepasst, doch den gleichen Ursprung 
nie verleugnet und bei jedem Muslim - sei er Araber, Perser oder 
Türke - in ihrer ältesten Form als Vermittlerin der Offenbarung eine 
gleiche Verehrung geniesst. Dies Princip der Dreieinigkeit in der arabi- 
schen Schrift, welches auf solche Weise zur Geltung kam, begründet sich 
aber mehr in der bezwingenden Macht des lsläm's, als in dem Talente 
des Erfinders einer Universalschrift für drei in Geist, Forma und Laut- 
bildung so heterogene Sprachen. 
Schon im Il. Jahrhundert der Hidschra (z S. Jahrh. n. Chr.) sehen 
wir auf Grund der nun vollzogenen Ausbreitung der ursprünglichen ara- 
') Das hier Gesagte bezieht sich nicht nur auf die von A. Hinz besorgte Ver- 
öffentlichung der erwähnten Danziger Gewänder, sondern auch auf die in den Museen 
von Wien, London und Nürnberg bewahrten ähnlichen Gewebeüberreste, deren wkettungx 
und Publication wir dem hochverdienten Canonicus Dr. Bock verdanken.
	        
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