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bestimmt. Man gibt dabei stets acht, den gedachten Punkt in der Mitte
zu lassen und das Silber auf allen Seiten gleichmässig stark zu schlagen,
damit es so regelmässig vertheilt bleibe. So geht es weiter bis die Ver-
tiefung der Platte der Höhe des Modelles gleichkommt. Jetzt wird auf
gewissen, der Form des Gefässes angepassten Ambossen, bald mit dem
dünnen, bald mit dem dicken Hammerende weiter getrieben, auch wohl
das leere Gefäss behämmert, bis es genau die Form des Vasenkörpers an-
genommen hat. Ist dies erreicht, wird mittelst ähnlicher, wKuhzungenu
genannter Ambosse auch der Rand des Gefässes zu passender Höhe gerade
aufgerichtet, dann auf anderen, zweckmässig gebogenen verengert, dabei
ein hie und da absplitterndes Schüppchen entfernt und so fortgefahren,
bis der Hals die beabsichtigte Form zeigt.
Nach Vollendung der Form kannst du daran gehen, dein Gefäss rnit
Hach erhabener Arbeit zu zieren, jenem ähnlich, dem schönsten unter
vielen, welches ich für den König Franciscus anfertigte. Ich füllte das-
selbe mit schwarzem Pech aus, dessen Bereitung uns schon bekannt ist").
Dann vertheilte ich meinem Plan gemäss die Figuren, die Thiere und das
Laubwerk auf dem Umfang des Gefässes, entwarf sie zuerst mit einem
Stift aus polirtem Stahl, zeichnete sie dann auf's Neue mit Feder und
Tusche in aller Sauberkeit, die eine schöne Zeichnung erfordert. Darauf
nahm ich die Punzen, iingerlange Eisen von Federkiels- bis zur doppelten
Stärke. Sie sind verschiedentlich gestaltet; einige gleichen einem C in
verschiedenen Grössenabstufungen; einige sind stärker, andere weniger
gekrümmt, manche auch völlig gerade. Auch grössere, von Daumenstärke
an in verschiedenen Dicken abnehmend, muss man bereit haben, ebenso
verschiedene zugespitzte in mehreren Abstufungen. Indem man diese Pun-
zen mit einem drei bis vier Unzen schweren Hammer auf geschickte Weise
einschlägt, profilirt man zunächst alles, was man gezeichnet hat. Danach
umgibt man das Gefäss rings mit schwachem Feuer, damit das Pech her-
ausschmelze, glüht es und siedet es weiss in einer Brühe mit gleichviel
Weinstein und Salz. Nun kommen gewisse ambossartige Werkzeuge mit
langen Hörnern zur Anwendung. Sie heissen wcaccianfuoriu (Heraustreiber),
werden aus reinem Eisen theils lang, theils kurz, je nach dem vorliegenden
Falle angefertigt. Ein solches wird in einem Schraubstock befestigt, das
eine der Hörner, welches die Form und Grösse des kleinen Fingerendes
hat, nach oben gekehrt in das Gefäss gesteckt und auf die Stellen ge-
richtet, welche herauszutreiben sind. Dann schlägt man ganz behutsam
mit dem Hammer auf das andere Hörnchen des Heraustreibers, welches,
in Schwingung versetzt, dem im Gefäss befindlichen den Schlag mittheilt.
') v-Nun füllst du, behufs des Weiterciselirens, alle Vertiefungen der Rückseite mit
einer Kittmasse aus, die aus einer mit etwas gelbem Wachs versetzten Mischung von Harz
und gut gepulvertem Ziegelstein beslehtw Cellini im 12. Capitel bei Gelegenheit der
Beschreibung der Minuteriearbeit.