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solche allegorische Processionen damals oft durch die Strassen von Florenz
ziehen sah. Der Wagen wird nur von einem und zwar ganz verdeckten
Rosse gezogen, welches ein Page führt. Auf dem Wagen, von mnsiciren-
den Genien umgeben, steht Amor als Jüngling nackt und verschiesst Pfeile.
Rechts und links ein Geleite von Herren und Damen im Gespräch; vor
dem Wagen, um die Macht des Gottes zu beweisen, Phyllis den Aristo-
teles reitend und Delila, die dem Simson mit einer carnevalistisch-kolossalen
Scheere die Locken abschneidet. Es kommt viel wirkliches Gold vor, an
Bogen, Köcher und Flügel des Amor, aber auch an den Hauben und Ge-
wändern der begleitenden Personen. Den Hintergrund bildet eine thurm-
reiche Stadt. Ein Wappen auf diesem Bilde ist der Katalog geneigt für
das der Tolomei von Siena zu halten. -
Als min der Manier des Delloc. wird in den Uflizi (Sala di antichi
maestri) Nr. 1308 eine Schirmwand bezeichnet, welche aus gebogenen
Brettern besteht und rund ist; wahrscheinlich ein Schirm, um heim Baden
ihn um die Wanne zu stellen. Rundumher sind in kleinen Figuren, nicht eine
Spanne hoch, vier Triumphzüge gemalt: der Religion, des Ruhmes, des
Amor, des Todes. Der Ruhm, welcher als vFaman durch eine weibliche
Figur dargestellt ist, wird von Elephanten gezogen. Vor demselben, bei
den Elephanten, schreiten grosse Philosophen und Dichter, hinter dema
selben grosse Helden einher. Unter den letzteren ist aber auch Penthesilea.
Die Namen sind beigeschrieben; ihre Form verräth den ungelehrten Maler.
Man findet Chalistinx (Kallisthenes), Pitachoro (Pythagoras), Anbolo (Han-
nibal), Ataviano (Octavian) und andere wunderliche Orthographien. An
antikes Costüm denkt der ganz naive Maler noch nicht, Kleid und Haar-
tracht entnimmt er ruhig seinem eigenen rnitlebenden Geschlecht. So trägt
Penthesilea ein weiss gemustertes Zeug. Den Männern, weil sie als Orien-
talen gedacht wurden, ist ein paarmal der türkische Bund auf den Kopf
gesetzt').
Zu jenem Bericht Vasari's über Möbelmalerei tritt nun ergänzend bei
demselben Schriftsteller eine Menge Notizen, welche in die Lebensbeschrei-
bungen anderer Künstler zerstreut sind und den Beweis liefern, wie aus-
gedehnt und zugleich wie mannigfaltig diese Gattung des Kunstgewerbes
gewesen ist").
Um mit dem Handwerklichsten anzufangen, so wurden in Florenz am
Johannisfeste.von einzelnen Corporationen kolossale Wachskerzen darge-
bracht und in Procession nach der Kirche geführt. Diese bemalte man mit
Figuren, aber so grob, ndass sie schlechten Malern einen Beinamen ge-
') Nach Gsell-Fels, Oberitalien (2. AuH. S. 1173) wäre dieser Schirm von einem
Matteo Pasti aus Verona gemalt.
") Den Vasari führe ich nach der deutschen Uebersetzung an, füge aber den
Namen 'des jedesmaligen Malers bei, in dessen Leben eine solche Notiz vorkommt, so
dass man diese auch in andern Ausgaben leicht wird finden können. Die Hauptstellen
hat übrigens schon Burckhardt, Geseh. der mod. Arch. S. 265 zusammengebracht.