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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 132)

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solche allegorische Processionen damals oft durch die Strassen von Florenz 
ziehen sah. Der Wagen wird nur von einem und zwar ganz verdeckten 
Rosse gezogen, welches ein Page führt. Auf dem Wagen, von mnsiciren- 
den Genien umgeben, steht Amor als Jüngling nackt und verschiesst Pfeile. 
Rechts und links ein Geleite von Herren und Damen im Gespräch; vor 
dem Wagen, um die Macht des Gottes zu beweisen, Phyllis den Aristo- 
teles reitend und Delila, die dem Simson mit einer carnevalistisch-kolossalen 
Scheere die Locken abschneidet. Es kommt viel wirkliches Gold vor, an 
Bogen, Köcher und Flügel des Amor, aber auch an den Hauben und Ge- 
wändern der begleitenden Personen. Den Hintergrund bildet eine thurm- 
reiche Stadt. Ein Wappen auf diesem Bilde ist der Katalog geneigt für 
das der Tolomei von Siena zu halten. - 
Als min der Manier des Delloc. wird in den Uflizi (Sala di antichi 
maestri) Nr. 1308 eine Schirmwand bezeichnet, welche aus gebogenen 
Brettern besteht und rund ist; wahrscheinlich ein Schirm, um heim Baden 
ihn um die Wanne zu stellen. Rundumher sind in kleinen Figuren, nicht eine 
Spanne hoch, vier Triumphzüge gemalt: der Religion, des Ruhmes, des 
Amor, des Todes. Der Ruhm, welcher als vFaman durch eine weibliche 
Figur dargestellt ist, wird von Elephanten gezogen. Vor demselben, bei 
den Elephanten, schreiten grosse Philosophen und Dichter, hinter dema 
selben grosse Helden einher. Unter den letzteren ist aber auch Penthesilea. 
Die Namen sind beigeschrieben; ihre Form verräth den ungelehrten Maler. 
Man findet Chalistinx (Kallisthenes), Pitachoro (Pythagoras), Anbolo (Han- 
nibal), Ataviano (Octavian) und andere wunderliche Orthographien. An 
antikes Costüm denkt der ganz naive Maler noch nicht, Kleid und Haar- 
tracht entnimmt er ruhig seinem eigenen rnitlebenden Geschlecht. So trägt 
Penthesilea ein weiss gemustertes Zeug. Den Männern, weil sie als Orien- 
talen gedacht wurden, ist ein paarmal der türkische Bund auf den Kopf 
gesetzt'). 
Zu jenem Bericht Vasari's über Möbelmalerei tritt nun ergänzend bei 
demselben Schriftsteller eine Menge Notizen, welche in die Lebensbeschrei- 
bungen anderer Künstler zerstreut sind und den Beweis liefern, wie aus- 
gedehnt und zugleich wie mannigfaltig diese Gattung des Kunstgewerbes 
gewesen ist"). 
Um mit dem Handwerklichsten anzufangen, so wurden in Florenz am 
Johannisfeste.von einzelnen Corporationen kolossale Wachskerzen darge- 
bracht und in Procession nach der Kirche geführt. Diese bemalte man mit 
Figuren, aber so grob, ndass sie schlechten Malern einen Beinamen ge- 
') Nach Gsell-Fels, Oberitalien (2. AuH. S. 1173) wäre dieser Schirm von einem 
Matteo Pasti aus Verona gemalt. 
") Den Vasari führe ich nach der deutschen Uebersetzung an, füge aber den 
Namen 'des jedesmaligen Malers bei, in dessen Leben eine solche Notiz vorkommt, so 
dass man diese auch in andern Ausgaben leicht wird finden können. Die Hauptstellen 
hat übrigens schon Burckhardt, Geseh. der mod. Arch. S. 265 zusammengebracht.
	        
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