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Dr. Alw. Schultz: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger. 1. Bd.
Leipzig, 1879. 8.
Das vorliegende, auf zwei Bande berechnete, mit 111 Holzschnitten illustrirte
Werk behandelt das Leben der hofisehcn Kreise in der Periode von etwa 1150-1300,
ist die Fnicht einer jahrelangen, dem Quellenstudium gewidmeten Arbeit und gleich
wichtig für Kunst wie für Culturgeschichte. ln unseren Tagen, in denen mit einer gewissen
Einseitigkeit und Vorliebe die Geschichte der Renaissance betrieben wird, ist es erfreu-
lich, einem Werke zu begegnen, das eine etwas vernachlässigte Partie der Kunst- und
Culturgeschichte mit Gründlichkeit und Liebe behandelt, wie das genannte des Professor
A. Schultz es thut. Wir können dieses Werk unseren Lesern bestens empfehlen, zumal
dasselbe gut geschrieben und für Fachmanner, Künstler, Lehrer und Studirende geeignet ist.
wAdam Friedrich Oeserm Ein Beitrag zur Geschichte des 18. Jahrhunderts
von Dr. A. Dürr. Leipzig, 1879.
Der Name Oeser's ist mit den Namen Winckelmann und Goethe so enge verknüpft,
dass diese mit Fleiss und Sorgfalt gearbeitete Monographie gewiss vielen Kreisen sehr
willkommen sein wird. Oesterreichischen Lesern dürften die Abschnitte v-Pressburg 1717
-173o- und -Lehrjahre in Wienu (1730-1739) besonders anziehend erscheinen.
Georg Hirth: Das deutsche Zimmer der Renaissance. Anregungen zu
häuslicher Kunstpflege. Leipzig und München, 1879. Fol.
Dr. Mothes: Unser Heim im Schmuck der Kunst. Ein Bildercyklus zur
Einrichtung des Wohnhauses in künstlerischer Ausstattung. Leipzig,
bei E. Schlörnp, 1879. Fol.
Seit Jac. v. Falke's vortrefflichen: Werk -Die Kunst im Hause-i wird in der Kunst-
literatur der künstlerischen Ausstattung des Wohnhauses eine viel grossere Aufmerksam-
keit geschenkt, als es früher der Fall war; die deutsche lllustrationsliteratur bringt
jetzt zwei Werke, welche diesem Gegenstande gewidmet sind. Das Werk von G. Hirth,
das in 4-5 Lieferungen erscheinen soll, pflegt mit Vorliebe die -deumche Renaissances,
bringt aber auch lllustrationen von antiken und orientalischen Gegenständen und zugleich
Abbildungen von älteren und modernen Gemächern; letztere sind meist überladen und
wenig geeignet als Vorbild zu dienen. Die Bilder im Werke des Herrn Dr. Mothes
rühren von einem jungen österreichischen Maler her. - Wir werden nach Vollendung!
beider Werke vielleicht Anlass haben, dieselben ausführlicher zu besprechen.
Wie sehr übrigens diese Frage der Zimmereinrichtung auf der Tagesordnung steht,
beweist das gleichzeitige Erscheinen eines kleinen französischen Büchleins von E. Gui-
chard: -De Fameublement et de la decoration interieure de nos appartementsa, Paris,
Ed. Rouveyre, 1880. 8. Es ist dies die Wiedergabe eines von Herrn Guichard in der
Union centrale des Beaux-Arts appliquees a l'industrie gehaltenen Vortrages, elegant in
der Diction und ebenso elegant französisch in Druck und ausserer Ausstattung, jedoch
ohne lllustrationen.
vLa Ceramicaul Biografie e Note Storiche di Giuseppe Corona. Con una
Litografia e 166 facsimili di Monogrammi. Milano, Ulrico Höpli, 187g. 8.
Die lustige Vorrede des Buches sollte uns eigentlich auf die Seite des Verfassers
treiben. Ein noch blutjunger Mensch sehnt er sich nach literarischen Lorbeern. Von der
Journalistik rath ihm Guerrazzi, an den er sich um Rath gewandt, ab. Verzweifelt durch-
blattert er die Kataloge der Universitatsbibliothek in Turin, um eine Kunst oder ein Ge-
werbe aufzufinden, das noch keine oder wenig Schriftstellerfedern in Bewegung gesetzt
hat. Da thut's ihm der Name Keramik an; er kennt zwar dieselbe bisher nur aus den
Thongerathen, die er zu Hause gesehen und aus Ziegelfabriken - was thut's, er fühlt
den Beruf in sich, die Geschichte der Keramik zu schreiben. Das war, Mitte 1872 und
1874 ist das Buch fix und fertig, das - ich weiss nicht aus welchen Gründen - erst
fünf Jahre später erscheint. Solche liebenswürdige Offenheit muss entwaifnen. lch gebe
folgenden Rath: Hat man die heitere Vorrede gelesen, so überschlage man Alles, was
der Verfasser uns über die Geschichte der Keramik im Allgemeinen, dann über die Della
Robbia im Besonderen zu sagen weiss. Die kleinen Monographien, die von Seite x17 an
folgen, sind nicht ohne Werth, da der Verfasser nicht müde und scheu wird, Nachrichten
von competenter Seite einzuholen. Das Beste, was der Verfasser gibt, ist fremdes Eigen-
thum, aber er verdient ja auch Dank, dass er dasselbe zum Gemeingut macht. Die