Nächst dem Email seien hier ferner die zu emaillirenden Metalle
genannt, deren Wahl keineswegs gleichgiltig, deren natürliche Eigen-
schaften und ihre durch die Bearbeitung hervorgerufene Beschaffenheit
ausschlaggebend für das Gelingen bestimmter Aufgaben der Emnillirkunst
sein können. Emaillirt zu werden tauglich sind die Edelmetalle, Gold,
Silber, Platin; von den unedlen Metallen in erster Linie das Kupfer,
dann dessen Legirungen mit Zinn in größerem oder geringerem Grade,
nie aber jene Legirungen des Kupfers, welche, wie das Messing, Zink
enthalten. Ferner findet, jedoch zu kunstgewerblichen Zwecken in seltenen
Fällen, noch das Eisen Verwendung. Alle diese Metalle zeigen beim
Emailliren ihre besonderen, auf chemische oder physikalische Ursachen
zurückzuführenden Eigenthümlichkeiten und die für jedes einzelne anzu-
wendenden Emaillen haben, wie schon angedeutet, in ihrer Zusammen-
setzung gewisse Modificationen zu erfahren: sie müssen zu den Metallen
gestimmt sein.
Vergegenwärtigen wir uns nun einen Metallarbeiter, etwa einen
Goldschmied, dem es als dem Ersten gelungen, einen Glasliuss, ein Ernail
von irgend welcher Farbe mit Hilfe der Schmelzhitze auf dem Metalle
haften zu machen, so liegt wohl der Gedanke sehr nahe, dass derselbe
zunächst bestrebt sein werde, einzelne Theile der Oberfläche seiner Metall-
objecte mit dem zur Schrnückung derselben so eminent tauglich erschei-
nenden steinähnlichen Körper zu versehen; wir können nicht wohl
annehmen, dass er, auf die künstlerische Verwerthnng der metallischen
Oberfläche sofort verzichtend, das Metall vollständig mit Email bedecken
und dasselbe nur als Träger dieses letzteren benützen werde. In der
That zeigen auch die ältesten der erhaltenen Emailarbeiten zunächst
dieses Verfahren in ausgesprochener Weise. Die Gegenstände, welche mit
Beziehung auf eine seht bekannte und oft citirte Stelle des griechischen
Rhetors Philostrat den Collectivnamen Email der Barbaren erhalten haben,
Gegenstände, deren verschiedene Fundorte dem westlichen Europa ange-
hören und deren Entstehung man ungefähr in das z. bis g. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung zu setzen geneigt ist, zeigen diesen Vorgang. Auch
die älteste, uns erhaltene positive Beschreibung der Herstellungsweise
eines mit Email verzierten Gegenstandes, die ehrwürdige Schedula diver-
sarum artium des Theophilus Presbyter, welcher nach der jetzt allgemein
giltigen Ansicht im n. Jahrhundert lebte, gibt im 53. Capitel, de Electro,
die Anleitung, einen Kelch mit emaillirten Plättchen zu verzieren, welche
auf einer von einem Henkel zum andern sich erstreckenden Zone aus
Goldblech alternirend mit Edelsteinen anzubringen wären; jeden dieser
Edelsteine will Theophilus noch durch je eine Perle an jeder seiner vier
Ecken verziert wissen. Diese emaillirten Plättchen selbst aber setzt er
wie die genannten Juwelen in Gehäuse aus Goldblech und befestigt sie
damit an ihrem Orte.