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Wurzel geschlagen hatte. Und überdies diente der negative Ausgang der Angelegenheit
doch dazu, den Verkehr zwischen Kaiser und Künstler neuzubeleben, indem Ersterer an
Stelle Giovanni's selbst von diesem wenigstens zwei tüchtige Schüler, einen Architekten-
Bildhauer und einen Maler, nach Oesterreich erbat. Auf diese Weise kamen Hans du Mont
und Barthol. Spranger um 1575 nach Wien. Das eigentliche Vorhaben des Kaisers ging
dahin, im Fasangarten bei Schwechat einen italienischen Prachthau mit Gartenanlage zu
schaffen und dazu sollten ihm die Beiden behilflich sein. Der Vortrag brachte eine
außerordentliche Menge neuen urkundlichen Materials über die Geschichte dieses einst
prachtvollen, im Laute der Zeit vernachlässigten und heute als Pulvermagazin gebrauchten
Lustschlosses bis in die Tage Leopold's l., auch versuchte er auf Grund zeitgenössischer
Schilderungen die Herrlichkeiten des Baues zu reconstruiren, dessen Vollendung sich
übrigens bis in die Barnckzeit hinauszog.
Auch über die Schicksale beider Sendlinge brachte llg eine Reihe neuer Auf-
klarungen, wodurch namentlich du Mont als eine bisher ganz unbestimmte kunst-
geschichtliche Erscheinung in interessanter Weise hervortrat. Seine That keit setzte sich
unter Rudolph in Wien, Linz und Prag fort, bis ihn ein zufälliger Wurf in's Auge zwang,
den Dienst zu verlassen. Er baute dann an den Festungswerken in Ulm und ging endlich
nach Italien heim, nach Einigen aber gar zu den Türken.
Giovanni da Bologna stand ferner auch in Florenz selbst in Beziehungen zu dem
habsburgischen Fürstengeschlechte, indem er und seine Schüler - z. B. Tacca - für
die Großherzogin Jchanna, die Schwester Kaiser Maximilian's und Gemahlin des Gran-
duca Francesco beschäftigt waren. Kaiser Rudolf endlich schätzte seine Werke besonders
hoch. Hier eröffnete sich ein neues Gebiet von Mittheilungen und Ersnchungen, welche
den kunstsinnigen Einsiedler am Hradschin als einen geradezu enthusiastischen Verehrer
der eleganten Gebilde des Meisters erscheinen lassen, welcher denselben auch mit Ehren
überhaufte, in den Adelsstand erhob etc.
Den Schluss des Vortrages bildete eine ästhetische Charakteristik des Styles und
der Manier Giovanni's im Verhältnisse zu seinen Vorgängern in der Entwickelung der
Plastik italienischer Hochrenaissance. Die Bedeutung des großen Meisters zusammen-
fassend, ging der Vortragende dann noch einmal auf die Bedeutung eines solchen
Künstlers für die Geschichte der Kunstliebe des kaiserlichen Hauses über, deren zu allen
Zeiten helleuchtenden Glanz die Belege des datenreichen Vortrages auf's neue nachzu-
weisen geeignet waren.
Literatur - Bericht.
Kunstindustriens Grundsaetninger (Aesthetik des Kunstgewerbes). Von
Jacob v. Falke. In's Dänische übersetzt von G. Nyrop. Mit 2i4
Illustr. Kiebenhavn, P. G. Philipsen, i885. 8".
Nyrop hat sich durch die Uebersetzung von Falke's i-Aesthetik des Kunstgewerbesu
um seine dänischen Landsleute unstreitig ein großes Verdienst erworben. Auch in der
Heimat des Uebersetzers haben die Grundideen der Schrift, welche vor 20 Jahren zum
ersten Male verkündet wurden, bereits Boden gefunden und es lasst sich erwarten, dass
diese populäre Zusammenfassung und eingehende Begründung der empirisch gefundenen
Gesetze der Schönheit auch im Norden zur Klärung und Befestigung des Geschmacks
und damit zur dauernden Förderung des Kunstgewerbes ein Wesentliches beitragen wird.
Die Ausstattung der dänischen Ausgabe ist dieselbe schone, wie sie die unsrige aus-
zeichnet; nur auf die Wiedergabe des farbigen Titelbildes (Krystallkännchen mit email-
lirtem Golde, 16. Jahrh., kaiserl. Sammlungen in Wien) hat der Uebersetzer leider ver-
zichten müssen. Unzweifelhaft wird das Buch auch in Dänemark recht viele Freunde
finden. E. L-
s
Königliche Museen zu Berlin. Alterthümer von Pergamon. Bd. II: Das
Heiligthum der Athena Polias Nikephoros von Richard Bohn. Mit
einem Beitrage von Hans Droysen. Mit XXXXIX Abbild. im Texte
und mit einem Atlas von L Tafeln. Berlin, Spemann, 1886. Fol.
Die Resultate der Ausgrabungen zu Pergamon sind in ihren Grundzügen {durch
die vorläufigen Berichte und Monographien bekannt geworden; nun, nach einer Zeit, die
verblltnissmlßig kurz erscheint gegenüber den zu bewältigenden Arbeiten, beginnt die
Direction der konigl. Museen mit der amtlichen Publication aber die iAlterthtimer von