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Verzierungen aus, welche mittelst mit bräunlichen oder rlithächen Massen
bestrichenen Metallstetnpels eingepresst wurden, worüber eine gelbliche
Bleiglssur kam. _- Es ist nun sichergestellt, dass diese Erzeugnisse das
Ergebnis der Dilettantenlaune einer vornehmen und kunstsinnigen Frau
am I-Iofe Ludwig XII. sind. Helene de Hangest-Genlis, nach dem Tode
ihres Gemahls mit der Erziehung des nachmaligen Heinrich II. betraut,
lebte von 1524 bis 1537 auf ihrem Schlosse Oiron und verfertigte mit
Hilfe eines Töpfers, Frangois Cherpentier, und ihres Bihliothekars, Jehan
Bernart, jene höchst kunstvoll gearbeiteten Objecte. - Unter den noch vor-
handenen Oiron-Fayencen kann man drei Gattungen unterscheiden. Erstens
jene, welche sich durch einfache Formen und eine den Bucheinbänden
jener Zeit entnommene Ornamentik auszeichnet, die in verschiedenen
braunen Tönen bis zum Schwarz auf gelbem Grunde ausgeführt ist. Hier-
her gehören die bei Belange") Pl. 1-11 abgebildeten Objecte.
Die zweite Periode charakterisiren entschieden architektonische
Formen der Gefäße und eine tiberreiche plastische Ornamentik, während
die Flachdecoration im Wesentlichen die frühere Art beibehält. Sie um-
fasst jenen Zeitraum; in welchem Helenens Sohn Claude seinen Einfluss
auf die Fabrication geltend machte, und reicht bis um die Mitte des 16.
Jahrhunderts. Unsere Sammlung besitzt Imitationen in dieser Art, wie
eine Kanne (Sehr. 23, Nr. 88), zwei Salzfässer (Nr. 78 und 94.) aus der
Fabrik von Minton in. Stoke upon Trent, ferner einen Blumenständer als
Tafelaufsatz (Sehr. 25, Nr. rz) eine Nachbildung in Porzellan aus der
kgl. Fabrik in Gustavsberg bei Stockholm nach einem. Originale im Be-
sitze des Bnr. A. Rothschild in London. Endlich einen Leuchter (Sehr. 25,
Nr. z) und eine kleinbVase (Nr. 3) in der Art der Oiron-Fayencen "von
J. Devdrs in Paris. Ergänzend treten für diese Periode die Abbildungen
bei Belange") hinzu.
"Während m: dritten Periode, von .562, als Claude Oirorl
verliess, Isis zur Zerstörung dieses Schlosses durch die Protestanten W68,
ist die Fabriearioii im allrdäligen Sinken begriffen, ihr schreibt Belange
die von Pl. 37456 abgebildeten Gegenstände zu").
(Fortsetzung folgt.)
H) Reinen de n wenn aus a. Henrl rr. van. 1261.
M) a. a; o. v1. nßäeh '
W Wu" wir an weimäz Abbildungen van Oimu-Fhydnvien in' iExamples of'ar't
worlmnnahip. Heuri lLwvu-ew London 1868, oder bei Liöue coll. cäläbre, Lubnne um
industr. [L 84„ Wming Exanzples of potxcry, etc. etc. finden, sind Wiederholungen der
bei Delnnge gesammelten Werke. Vergl. ferner: Die. Fayencen von Oiron. Vonräg ge-
halten iui k. k. Ociteii. Musäülri für Kunst und Ihdüslrie von Bruno Buchzr in den
I-Mihheilüngcn des Müseuiusä 1378.