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maler Rudolf Geyling geleitete Maleratelier des genannten Vereines
in seinen neuen Räumen eröffnet. Es befindet sich im 4. Stocke des
Vereinshauses und besteht aus einem großen Atelier des Herrn Rudolf
Geyling, welches durch ein zweckmäßiges Seitenlicht beleuchtet ist, und
aus zwei größeren Räumen für die Schülerinnen, welche direct rnit dem
Atelier H. Geyling's in Verbindung stehen. In diesen Räumen haben
mindestens 14. Schülerinnen Platz. Einer der Räume wird durch ein
zweckmäßig gebautes Oberlicht und der andere durch ein ausgiebiges
Seitenlicht trefflich beleuchtet. Das Licht kommt von der Nord- und Ost-
seite. Die Schülerinnen beschäftigen sich unter Herrn R. Geyling's Leitung
vornehmlich mit Porzellan- und Fayencemalerei, mit Malerei auf Stoffen
und Studien nach der Natur in verschiedenen Techniken. Da dieses
Atelier nicht die akademische Kunst, sondern jene Kunsttechniken pflegt,
welche zum Erwerbe führen, so ist es erfreulich zu hören, dass mehrere
in diesem Atelier ausgebildete Damen in der Kunstindustrie eine ent-
sprechende Beschäftigung bereits gefunden haben. Der Umbau und Neubau
des Ateliers wurde nach den Angaben des Herrn R. Geyling vom Bau-
meister Ferdinand Hauser ausgeführt.
(Wiener Bomben-Verein.) In der Ausschusssitzung vom I6. November d. J.
machte der Präsident Dr. Lederer u. A. die Mittheilung, dass dem Vereine zur Auf-
stellung eines Altars unter dem jüngst restaurirten Baldachin im linken Seitenschiife der
Betrag von 1500 H. zugesichert worden ist. Da es nun sehr erwünscht wäre, bis zum
nächsten Frlkhiahre, wo der rückwärtige Theil dieses Schiffes freigegeben und die
Liechtenstein-Kapelle wieder zugänglich wird, auch diesen Altar vollendet zu sehen, so
wurde der Herr Dombaumeister ersucht, einen Entwurf und Kostenanschlag auszuarbeiten,
um bald an die Ausführung des Werkes schreiten zu können.
Ueber Antrag des Herrn Dr. W. A. Neumann wurde beschlossen, zum
öooiährigen Habsburger-Jubilaum Sr. k. u. k. apost. Majestät eine von dem Antragsteller
verfasste Dank- und Huldigungs-Adresse überreichen.
Mit dem zweiten Antrage des Herrn Dr. W. A. Neumann, die Zahl der Ausschuss-
Mitglieder zu erhöhen, war der Ausschuss im Principe einverstanden, die weitere Be-
rathung dieses einer Statutenanderung bedingenden Antrages wurde jedoch bis zur
nächsten Sitzung vertagt.
(Auszeichnung) Herrn J. Stramitzer wurde für seine Spitzen auf der dies-
jährigen Special-Ausstellung der Union eentrale des Beaux-Arts in Paris der erste Preis,
Goldene Medaille, von der Jury zuerkannt.
Heinrich Fkauberger, ehemaliger Custos des Brünner Gewerbemuseums, ist Di-
rector des Kunstgewerbemuseums in Düsseldorf geworden, welches vorn Central-Gewerbe-
verein für die Rheinlande, West-phalen und benachbarte Bezirke gegründet wurde, Hohen-
zollern, Waldeck, Oldenburg, Schaumburg. Lippe-Detmold, der Regierungsbezirk Wies-
baden und der Stadtebezirk Frankfurt sind in diesen Centralverein einbezogen, welcher
in Düsseldorf seinen Sitz hat und der Veranstaltung von Wanderausstellungen und Vor-
trägen eine besondere Aufmerksamkeit zuwendet.
(Preiszuerkennung) Anlässlich des Preisausschreibens, welches unter dem
15. Marz I. J. von den Herren Zeh, Scherzer 81 Co., Inhaber der Porzellanfabrik zu
Rehau, erlassen wurde, ist der Preis (200 Mark) für den gezeichneten Entwurf eines
Kaffeeservices für Porzellan unter 17 Bewerbern einem ehemaligen Zögling der Kunst-
gewerbeschule des Oesterr. Museums zugesprochen worden, namlich Herrn Hugo Gerard
Strohl, Atelier für graphische Künste in Wien (lX., Grüne Thorgasse 14).
(1- Gottfried Kinkel.) Professor Dr. G. Kinkel ist am i4. November in Zürich
in seinem 67. Lebensjahre gestorben. Geboren am n. August 1815 zu Oberkassel bei
Bonn, habilitirte er sich 1836 und wurde i846 außerordentlicher Professor der Kunst-
geschichte an der Bonner Universität. Diese Lehrthatigkeit wurde durch seine bekannte
Theilnahme an den politischen Ereignissen der folgenden Jahre unterbrochen. Unter den
deutschen Kunstkritikern nahm Kinkel eine hervorragende Stellung ein, wenngleich das
von ihm als Professor am Züricher Polytechnikum 1876 veröffentlichte Werk: lMosaik
zur Kunstgeschichte: auf theilweisen Widerspruch stieß. Immerhin enthält dasselbe in-
teressante und lehrreiche Abhandlungen. Kinkefs Vorlesungen erfreuten sich wegen seiner
glänzenden Sprechweise stets außerordentlichen Zuspruches. Dieses Talent bekundete er
auch auf dem kunsthistorischen Congresse, welcher 1873 in Wien stattfand; seine An-