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greife japanische in rat, blau und gold gemalte Vasen bemerkens-
roert. Die chinesische Parzellangruppe zeichnet sich durch zwei,
aus sogenannten blauem Uankingpärzellan hergestellte kolossale
Vasen aus. Diese Erzeugnisse aus dem Osten sind schon deshalb
interessant, rueil ihre Art eine Zeitlang der meißener Rlanufaktur
als Vorbild gedient hat, roofiir in den Sammlungen oon Dresden
und Kassel die treffendsten Beroeise anzutreffen sind. Dement
sprechend lehnen sich denn auch die ältesten meißener Stücke in
Wilhelmstal mit ihren scheueren formen und dem farbensatten
Kolorit an die ausländischen Produkte an, mährend erst die späteren
dem feinen, duftigen Rokakostil angepaßt sind, flus Kändlers
Zeit, unter dessen Teitung sich die meißener Porzellanmanufaktur
um 1736 zu ihrer höchsten Blüte entfaltete, sind eine große Anzahl
entzückender Gruppen und Figuren zu ermähnen. Wer die Erzeug
nisse de. ehemaligen fuldaer bischöflichen Alanufaktur studieren
roill, der hat in Wilhelmstal, das neben der Sammlung des Kasseler
muscurns und derjenigen des Erbmarschalls Freiherrn Riedesel zu
Eisenbach die besten und meisten Stücke enthalten dürfte, die
beste Gelegenheit. Er findet dort die berühmte Gruppe der 16
kleinen Klusikanten, die durch lllodellierung, lllannigfalfigkeit der
Stellungen und zarten Farbenschmelz gleich ausgezeichnet ist und
mohl zu den bedeutendsten Rokokoschöpfungen zählt. Höchst, das
in leßter Zeit wieder so sehr in den Vordergrund des Frankfurter
Interesses gerückt ist, hat zur Sammlung nur ein einziges, freilich
ein Prunkstück geliefert; dieses, eine Pastoralszene darstellend, ist
ganz oortrefflich modelliert und getönt. Sind die graziösen Schäfer
spiele das eigentlich Typische für den anmutigen Geist des Rokoko,
so beuorzugt doch die Altberliner lAanufaktur das Gebiet der
lllythologie und ist in Wilhelmstal mit prächtigen Götterdarstellungen
aus diesem Ideenkreis oertreten; auch ernst durchdachte al.egorische
Plastiken sind charakteristisch für sie.
Uersthiedenes.
(Eine Palettensammlung.) Eine seltsame Sammlung
hat ein Pariser Kunstfreund zusammengebrachf, der cs sich zum
Ziele geseßt hatte, die Paletten berühmter lllaler in seinen
ßesiß zu bekommen. Diese Kollektion umfaßt heute gegen 500
Paletten, die selbstuersfändlich alle noch die farbenreste tragen,
die der lllaler zurückgelassen hat, denn ohne diese färben mären
die Paletten für den Sammler ohne Interesse. Da sieht man die
Palette, die Corot in Gebrauch hatte; sie ist über und über mit
färben bedeckt, aber man sieht nur graue, weiße und gelbe Töne.
Isabeys Palette strahlt tiefes Rot und sattes Blau, mährend die
oon Rousseau noch schroere Klumpen reifen Brauns zeigt. Auf
oielen der Paletten haben die ehemaligen ßesißer in einem Augen
blick der Erholung ihrer malerischen Caune die Zügel schließen
lassen und das Holz mit flüchtig hingemorfenen figuren, Einfällen
des Augenblicks, geschmückt. So sieht man auf Corots Palette
eine Pfeife, die in eine Dampfmolke gehüllt ist, bei Gustaue Dore
einen Storch, bei Harpignies einen Hirsch und bei Detaille
selbstoerständlich die Gestalt eines Soldaten Der Sammler erzählt,
daß nach seinen Erfahrungen die Tandschaftsmaler fast immer
oiereckige Paletten oorziehen, mährend die Genremaler fast immer
runde Paletten benutzen. Die Aluminiumpalette hat nur menige
freunde gefunden.
(Unechte Werke lAichelangelos.) Ein gelegentlicher JRit-
arbeiter schreibt der „frkf. Ztg.“: Ulan erinnert sich noch des
heißen Kampfes, der lange Zeit um die Autorschaft des kleinen
marmornen lohannesknaben tobte, den Bade 1880 als Werk
lAichelangelos für das Kaiser friedrich-lAuseum in Berlin ermorben
hatte. Heroorragende fachgenossen unterstützten und teilen seine
llleinung noch heute; C. Justi, Symends, Strzygoroski, frey und oor
allem neuerdings Thode, in seinem großartigen Quellenroerk. Eine
nicht minder gewichtige Stimme hatte sich uorneherein gegen die
Zuweisung an lAichelangelo erklärt: Wölfflin. Jeßt eben erscheint
eine umfangreiche Studie, die das Problem oon neuem erörtert und
deren Autor zu festen Ergebnissen gekommen zu sein glaubt:
Alois Grünmaid meist im „lAünchener Jahrbuch der bildenden
Flummer 19
Kunst“ den Berliner Giooannino einem bestimmten, bislang wenig
beachteten Künstler, Domenico Pieratti zu, besonders auf Grund
eines stilistischen Vergleichs mit zwei Putten dieses Kleisters im
Baboligarfen zu florenz. Er behandelt ausführlich und mit großem
Scharfsinn die Tätigkeit und das Oeuore dieses Kleisters, in das
(um 1620 etwa) der Giooannino einzureihen märe. Vorzügliche
Abbildungen dienen zur Erhärtung seiner Behauptungen, lllit dem
Berliner Johannes stehen und fallen zwei andere oielbesprochene
Werke: die Ergänzung des antiken Bacchustorsos der Uffizien
und der Sterbe nde Adonis im tlationalmuseum zu florenz,
Auch hier ist Bode derjenige, der energisch für lAichelangelo ein
getreten ist und die nahen Beziehungen betont hat, die beide
Werke mit den Giooannino oerbinden. Wölfflin wiederum hat
mehrere Eigentümlichkeiten als lAichelangelo wesensfremd be
zeichnet und die Werke dem Kleister aberkannt. Grünmaid nennt
für beide Werke einen Autor. Der Bacchustorso soll 1500 oon
Giooanni Caccini, „einem feinen Cyriker oon hohem Schönheits
sinn“, restauriert und ergänzt sein. Grünroald stüßt sich dabei —
außer auf stilkritischen Vergleich - auf oerschiedene unbeachtete
llotizen eines florenfiner Schriftstellers Cinelli, der das Werk wieder
holt ermähnt und es dabei als „antik, restauriert oon Caccini“
bezeichnet. Am besten fundiert scheinen Grünwalds Ausführungen
bei der Befrachtung des Sterbenden Adonis im Bargello. Dessen
Geschichte ergibt in der Tat, daß der bisher wenig gekannte
Vincenzio de Rossi einen sterbenden Adonis geschaffen hat, der
nach Borghinis Angaben oon Isabdla oon lAedici für ihre Villa
Barancelli, den späteren Poggio imperiale ermorben wurde. Dort
befand sich nun lange Zeit der später in's Bargello übergeführte
Adonis, den man aus stilkritischen Gründen lAichelangelo zuwies,
obwohl dessen Historiographen, Vasari, Condioi und Varchi ein
solches Werk lAichelangelos nicht namhaft gemacht haben. Stili
stische Übereinstimmungen zwischen Werken de’Rossis mit dem
Adonis sind nach den Abbildungen nicht zu leugnen. Es ist ab-
zuroarten, wie sich die forschung zu den mit großer Bestimmtheit
und feinem Geschmack oorgetragenen Ausführungen des Wiener
Kunsthistorikers stellen wird.
(Ausgrabungen auf Teukas.) Vor kurzem hat
Professor Dörpfeld seine nunmehr seit 8 Jahren betriebenen
Ausgrabungen auf Teukas, die er während der letzten Jahre
unter lAitmirkung oon Dr. P. G ößler durchgeführt hat, abgebrochen.
Die Ausbeute an funden und Entdeckungen mar diesmal bedeutend
reichhaltiger als früher und scheint für die bekannte Teukas-
Jfhaka-Hypothese stärkere Beroeise zu liefern. Die Ausgrabungen
beschränkten sich in diesem Jahre auf das Tal oon 11 i d r i, besonders
auf die Stellen, wo Gräber gefunden morden roaren. Einer dieser
Begräbnispläfze, der im Jahre 1908 um fuße des Skaros-Berges
zur Hälfte ausgegraben morden mar, wurde in diesem Jahre noll-
ständig freigelegt. Die Klauer, welche die Begräbnisstätte umgibt,
hat einen Durchmesser oon 12 Kletern, mährend in der Alitte die
Gräber, in denen die Toten in Hockerstellung in großen oiereckigen
Kästen beigeseßt wurden, sich in unregelmäßiger Anordnung oer
teilt finden. Zwischen diesen Gräbern befindet sich noch ein großer
Raum, der zur Verbrennung der Toten diente; außerhalb der
Klauer sind die Gräber sichtbar, welche zum Begräbnis oon Toten,
die in der Begräbnisstätte nicht mehr Plaß haben konnten, angelegt
wurden. Bisher wurden im ganzen 13 Gräber geöffnet, oon denen
das leßte am reichhaltigsten ist. Es wurden darin 5 wohlerhaltene
Gefäße, 20 Pfeilspißen aus Achat und zahlreiche Reste oon Bronze-
waffen gefunden, llach reicher und glücklicher waren die Aus
grabungen bei dem Punkte Steno, wo inmitten des dortigen Öl-
roaldes eine sehr alte nekropole mit Gräbern, die oon den oor-
genannfen gänzlich abwcichen, aufgefunden wurde. Die Eigenart
der Anlage dieser llekropole sowie das großartige Bild, das sie
bei der Betrachtung Don einem erhöhten Punkte bietet, läßt den
Schluß zu, daß sie oon jeher die heroorragendste und aristokratischste
Begräbnisstätte war. Bis zum Schluß der Ausgrabungen wurden
in dieser llekropole im ganzen 15 Grabstätten aufgedeckt, einige
noch unoersehrt, andere zur Hälfte zerstört. Von großer Bedeutung
für die Begräbnisroeise jener Zeit sind die aufgefundenen Örtlich
keiten, wo die Toten uerbrannt wurden. Unter den Einzelfunden
treten in lAenge auf: Eine Hrt Wasserkrug aus Ton, auf dem oer
schiedene Verzierungen leicht eingerißt sind, mehrere Gefäße oon
eigenartiger Herstellung, Feuersteine und Schmuckgegenstände aus
Achat. Die kostbaren Schmuckgegenstände sind seltener, besonders
erwähnenswert sind: ein silbernes Armband, zwei Halsketten,
i deren goldene Glieder noch mit Perlen geschmückt sind, oerschiedene
I Waffen und besonders ein Schwert mit goldenem Griff.
Internationale Sammler-Zeitung.