Seife 40
Internationale Sammler-Zeitung.
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will es uns unwiderleglich beweisen — das kostbare und auch —
kostspielige Werk auf einmal eine spätere Fälschung sein? Vielleicht
— die niäglichkeit mag immerhin für uns fernerstehende affen
bleiben — hat man blof; eine Retouche eines Restaurators unter
sucht? Doch das widerstreitet der „tadellosen Erhaltung“. Hing
sein, dafj diese seither sich uerschlechtert hat, und dafj doch eine
fremde Hand fremde färbe auf die alte ITlalerei aufgetragen hat . . .
ITlan sieht die Venus in Rückenansicht auf ein Ruhebett schlank
hingelagert, flmor hält ihr einen Spiegel in schwarzem Ebenholz
rahmen oor, in dem ihr rundes Gesicht für uns wahrnehmbar
wird. Sie richtet den Kopf, der auf dem eingezogenen flrm ruhte
etwas in die Höhe nach links. Der Knabe hat sichs bequemer
gemacht, er kniet und stüfjt die übereinandergelegten Hände auf
den Rahmen, ln seiner kindlich weichen Gelenkigkeit erinnert er
Justi an den kleinen fl-B-C-Schütjen in Correggios „Schule des
flmor“, die dem Bilde lange Zeit im Palaste fllba Gesellschaft
geleistet hat. Da man oon dem Gesichte der Göttin nur etwas
uerlorenes Profil zu sehen bekam, so hat der JTlaler uns im Spiegel
entschädigt. Das Spiegelbild hält nicht ganz, was der Körper oer
sprach. Cr ist die Hauptsache, spanischer Typus, und man hat
das Utodell in dem ITlädchen der Spinnerinnen (Gas Hilanderas)
darin miedererkennen wallen. Justi bemerkt, daf3 der Realismus
dieser flktmalerei dem damals schon oerstorbenen Gchrer des
Velazquez Pacheco und seinem antikisierenden Geschmack wenig
freude bereitet hätte. Der grofje Velazquez-Kenner Justi, oor dessen
scharf kritischem Blick so mancher oermeintliche unbestreitbar
„echte“ Velazquez nicht zu bestehen oermochte, hat jedoch, wie
schon angedeutet, an keiner Stelle im geringsten an der Echtheit
der „Venus Rokeby“ gezmeifelt, ja die Cchtheitsfrage überhaupt
gar nicht zur Diskussion gestellt Ulan darf somit auf die weiteren
Ergebnisse in dieser für die weiteren Kreise der Kunstwissenschaft
sensationellen Angelegenheit mindestens so gespannt sein, wie
auf die weiteren Ulitteilungen über die „flora“ des Gionardo oder
des weniger berühmten Ericas.
Eine gute Abbildung der Velazquez-Venus findet sich im
„Velazquez“ oon Walter Gensei (Stuttgart und Eeipzig 1905,
Deutsche Verlagsanstalt) auf Seite 87. Die JTlaf^c des Gemäldes
sind nicht angegeben. Sie dürften die Tizian-lTlalje der gelagerten
Schönheitsgöttinen ungefähr sein oder die oon Giorgianes Venus
in Dresden. fl. f.
Der Dartilaf} Adalbert fflatkowskys.
Von Arthur Eloefjer (Berlin).
Adalbert Ulatko wsky hatte kaum die fünfzig überschritten, oeranitäfsrecht der tragischen Geidenschaft. Wir betrauern noch
als er uns entrissen wurde. Ein königliches Gefolge ging mit ihm tiefer den Totentanz der Schatten, die oon dem Blute des zu früh
_ _ fig. 6. Tluljholztruhe. Um 1500. Oberitalien.
datnn, ein Triumphzug monumentaler Gestalten oon Karl Uloar Gefallenen nun umsonst das Ceben begehrten. Um die Eeiche des
zum Coriolan und Wallenstein, ausgestattet mit dem oollen Sou- taten Siegfried raunt es wie oon einer Götterdämmerung: den