MAK
Nr. 17 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 269 
Verschiedenes. 
(Haeckels P f 1 a n z e n s a tn m 1 u n g e n.) Aus Wei 
mar wird uns berichtet: Ernst Ha e c k e 1 hat seine umfang 
reichen Pxianzensammlunigen dem hiesigen großartigen Her 
barium Haußkuecht zum Geschenk gemacht. Er bemerkt in 
seinem Geleitschreiben: »Es gereicht mir zur ganz besonderen 
Freude zu wissen, daß diese Kollektion, die mit den schön 
sten Naturfreuden und teuersten Erinnerungen meiner Jugend 
verknüpft ist, in der Stadt Goethes eine bleibende Heimstätte 
gefunden hat.« 
(Steinfliesen aus dem Goethehaus zu 
verkaufen.) Aus Weimar wird folgendes amüsante 
Geschiehtchen berichtet: Vor Jahren hatte der Maurermeister 
U. im Goethehaus Reparaturen ausgeführt und dabei auch 
den Fußbodenbelag, der aus Steiwfliesen bestand, erneuert, 
ln einer gewissen Ahnung, daß auch alte Steine einmal 
Wert bekommen können, vererbte er die Platten seinem Söhne, 
und dieser sucht jetzt einen Käufer für die Steinfliesen, »auf 
denen einst Goethes Fuß wandelte«. Der Kaufpreis soll »nur« 
10.000 Mark sein. Der industriöse Geschäftsmann sucht einen 
Amerikaner, der vielleicht seinem dichtenden Sohne das Zim 
mer in der Fünften Avenue damit pflastern wird. 
(Menükarten.) In Paris stehen die Meniikarten 
gegenwärtig unter dem Zeichen des Aeroplans. Aus Karton 
geschnitten sieht man die verschiedenen Modelle der modernen 
Luftfahrzeuge in allen Farben vertreten, und oft scheinen sie 
über in Aquarell gemalten Wolken zu schweben. Es gibt auch 
noch eine Serie anderer Neuheiten, die Erwähnung verdienen. 
Da sind kleine Papageien aus wirklichen Federn, d : e auf dem 
Rande eines Glases sitzen und in ihrem Schnabel die Menii- 
karten halten. Originell sind kleine Tanzbären in den ver 
schiedensten Stellungen, die vor jedem Platze ihre Kunst 
stücke zu produzieren scheinen. Nicht minder apart sind weiße 
Mäuse, die den Anschein erwecken, als hätten sie sich eben 
durch die Menükarten durchgebissen. Reizend sind auch kleine 
Schirme mit eleganten Frauensilhouetten, welche die Menii- 
karte präsentieren. Sehr hübsch wirken zierliche Tellerchen, 
welche das Delfter Porzellan imitieren, und in einfacherer 
Ausführung sieht man die Meniikarten in Briefform mit dem 
Namen des Gastes auf dem Kuvert, als wäre der Brief eben 
von der Post gekommen. 
(Schmetterlingsfälscher.) Dieser Tage hat ein 
Prozeß in London interessante Enthüllungen über Schmet 
terlingsfälschungen gebracht. Einem englischen Schmetter 
lingssammler waren von einem Händler eine Reihe selten 
schöner Präparate zum Kaufe angeboten worden, und trotz 
dem er gewöhnlich nicht mit unbekannten Leuten zu unter 
handeln pflegte, ging er doch angesichts des billigen Preises 
und der außerordentlichen Schönheit der angebotenen Exem 
plare auf den Kauf ein. Aber wer malt sein Erstaunen, als 
er einige Tage darauf seine Neuerwerbungen einem Londoner 
Zoologen vorlegte und dieser sie, nachdem er sie durch die 
Lupe geprüft, als außerordentlich geschickte Fälschun 
gen bezeichnete! Der Professor, der in dem Prozeß als Sach 
verständiger geladen war, war auch in der Lage, das Ver 
fahren der Fälscher genau anzugeben. Sie gehen in der Weise 
vor, daß sie einen der gewöhnlichen Schmetterlinge präpa 
rieren, seine Flügel dann mit einer dünnen Gummischicht über 
ziehen, und diese hierauf in bestimmter Weise mit Farbstaub 
bestreuen, und zwar wird der Farbstaub je nach der Farben 
zusammenstellung des Originales, • das man nachahmen will, 
angeordnet. Die Fälscher haben sich aber nicht allein damit 
begnügt, seltene Schmetterlingsarten nachzuahmen, sondern 
sie haben auch völlig neue Exemplare »erschaffen«, die man 
chem Gelehrten, der von ihnen betrogen worden ist, viel Kopf 
zerbrechen verursacht haben mögen. 
(Funde aus der B r o n z e z e i t.) Auf einer Feld 
mark in Uchtenhagen (Kreis Osterburg) fand man ein 
Gefäß mit wertvollen Bronzen, Arm- und Fußringen und 
mehreren Spangen. Die gefundenen Gegenstände wiegen etw’a 
sechs Pfund und gehören in die älteste Bronzezeit; sie 
sind nach sachverständiger Schätzung etw r a 4000 Jahre alt. 
Der Fund wurde vom Altmärkischen Museum in Stendal 
erworben. 
Museen. 
(Aus dem Berliner Kupferstichkabinett.) 
Eine Reihe von Werken der hervorragendsten modernen 
Graphiker sind als Geschenke in die Sammlungen des Ber 
liner Kupferstiehkabinettes eingereiht werden. Von Max 
Liebermanir ist darunter seine älteste lithographische Ar 
beit aus dem Jahre 1890: »Männer im Seebade.« Der Stifter 
des Liebermann-Blattes, Dr. A. J a f f c in Berlin, schenkte 
auch Sie vogts neues radiertes Selbstbildnis und mehrere 
Radierungen und Steindrucke von Lovis Corinth. Unter den 
dreißig Münchener Bilderbogen, die gleichfalls dem Kabinett 
geschenkt wurden, sind Künstler w r ie Mor:tz v. Schwind, 
Franz Pocci, Wilhelm Busch und Karl Braun mit Holz 
schnitten vertreten. Angekauft wurden eine Reihe von Früh 
drucken des 16. Jahrhunderts, davon einer mit Holzschnitten 
von. Urs Graf. 
(D i e Sa m mlungQan s.) Durch einen kaiserlichen Er 
laß hat jetzt das Antiquarium der Berliner Museen die 
Genehmigung zur Annahme einer ganz eigenartigen Schen 
kung erhalten. Stifter dieses Geschenkes, das sich in der Ge 
schichte der Berliner Sammlungen nur mit dem Kabinett 
James Simon vergleichen läßt, ist Friedrich Ludwig Gans zu 
Frankfurt a. M. Er hat seine 645 Nummern umfassende Samm 
lung von Gegenständen antiker Kleinkunst im Werte 
von mehr als 1V2 Millionen Mark als geschlossene Sammlung 
dem Museum geschenkt. Der Charakter der Sammlung wird 
durch die reiche Sammlung kostbarer Schmucksachen 
und Gläser bestimmt. Die Sehmucksammlung besteht fast 
völlig aus Gold. Sie umfaßt einen Zeitraum vom zweiten Jahr 
tausend v. Chr., der rnykenischen Epoche, bis tief in die 
Völkerwanderungszeit und das Mittelalter. Außer der uner 
reichbaren Sammlung der Kaiserlichen Eremitage in Peters 
burg — diese Sammlung geht auf die berühmten antiken Gold 
funde in Südrußland und in der Krim zurück -— ward ihr kaum 
eine andere Sammlung an Reichhaltigkeit und Schönheit gleich- 
kornmen. Die Gläser stammen, vorwiegend aus Syrien und ver 
treten alle Stufen der Entwicklung der dortigen Glasfabrika 
tion von den ältesten bekannten Arten durch die hellenisti 
sche und römische bis tief hinein in die islamitische Zeit, alles 
in Stücken von ausgesuchter Schönheit und seltener Erhaltung. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die Napoleon- Auktion auf Elba.) Am 2. Sep 
tember findet auf Elba die Versteigerung der Villa San 
Marti no und des anschließenden Besitzes statt. »Die schon 
von Napoleon bewohnte'Villa«, heißt es in der Anzeige, »be 
stellt aus zwölf Zimmern, wie zur Zeit seiner Verbannung, und 
enthält noch alle die von ihm gebrauchten Möbel und Gegen 
stände.« Man wird hinter diese Ausführungen vom Standpunkte 
des Historikers aus ein dickes Fragezeichen machen müssen, 
das aber vielleicht zugleich tröstend wirkt auf alle die, die 
in der Versteigerung des Elbaer Heims von Napoleon eine 
Art Sakrileg wittern, ln den zehn Monaten seines Aufenthaltes 
auf Elba hat der entthronte Kaiser nicht w-'eniger als vier 
Wohnungen innegehabt, darunter freilich auch die jetzt schon 
zum zweitenmal versteigerte Villa San Martino, sein neues 
Saint-Cloud. Zu seinem Tuilerienschloß »ernannte« Napoleon 
das Haus des Gouverneurs, die zwischen den Forts Falcone 
und Stella gelegene Palazzetta dei Mulini (den Mühlenpalast), 
die er gründlich umbauen ließ. Hier wurde seine Bibliothek 
aufgestellt: griechische und römische Klassiker, Voltaire und 
Rousseau, den er selbst in seinen novellistischen Schilde 
rungen nachgeahmt hat, ein paar Jahrgänge des »Moniteur«, 
die seine Großtaten in einer persönlich gefärbten Schilderung 
Wiedergaben, insgesamt an die tausend Bände. Einen zweiten
	        
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