Nr. 1
Internationale Sammler-Zeitung.
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Es kommt oft vor, daß bei dem japanischen Buntdruck
die Maserung des Holzes, besonders in den größeren ge
tönten Flächen, bemerkbar ist, ja einige Künstler be
nützen scheinbar sogar diesen Umstand, um gewisse
Effekte damit zu erzielen, so Haranobu, Y e i s h i,
U t a m a r o und andere.
Sie benützten Platten, die zum Teile nicht glatt ab
geschliffen waren, so daß auch die Farbe nicht gleich
mäßig glatt zum Abdruck kam. Solche Abdrucke zeigen
einen feingekörnten, aquatintaähnlichen Ton und wurden
vornehmlich bei der Wiedergabe von Kleiderstoffen an
gewendet.
Nachdem der Holzschneider, wie bereits erwähnt,
die Pinselzeichnung des Künstlers auf die Holzplatte ge
klebt hat, beginnt er sorgfältig alles wegzuschneiden,
was nicht zum Abdrucke gelangen soll, so daß die Linien
der Zeichnung nun erhaben hervortreten. Ein Abdruck
platte, rechts unten ein rechter Winkel geschnitten und
in gleicher Höhe links ein Strich, was sich auf den
späteren Farbenplatten genau auf derselben Art wieder
holt. So einfach die Sache ist, so erreicht der Drucker
in Japan doch die größte Genauigkeit mit den aufein
anderfolgenden Ueberdrucken. Und damit wären wir
beim Drucker angelangt.
In Europa ist der Drucker gewöhnlich nur ein ge
schickter Handwerker. Künstler als Drucker machen bei
uns eine Ausnahme, und zwar sind es meist nur solche,
die ihre selbst geschnittenen Platten auch abdrucken
oder die für den Radierer arbeiten. Ich will hier nur auf
den großen Künstierdrucker in Paris August D e 1 a t r e
hinweisen, welcher fast alle Radierungen von Corot,
Dautigny, Delacroix, Jacque, Meryon, Millet und die
meisten von Bracquemont, Chaplin, Feyen-Perrin, Gail
lard, Hereau, Hervier, Jongkind, Lcgros, Manet, Rops
Fig. 6. Schule Toyokuni.
davon gibt den Umriß für den Farbendruck. (Einen
solchen Abdruck nach Kuniyoshi zeigt unsere Fig. 7.)
Nun muß der Holzschneider für jede Farbe eine
eigene Platte schneiden, die sogenannte Farbenplatte.
Die Anzahl solcher Farbenplatten für einen Buntdruck
ist verschieden, gewöhnlich sind es 5 bis 12. Es gibt aber
auch Buntdrucke, die mit mehr als 20 Platten gedruckt
wurden. Besonders ist dies bei den schönen und farben
prächtigen, mit Gold- und Silberdruck versehenen Suri-
monos (Gratulations- und Einladungskarten) der Fall.
Außer den Farbenplatten kommt oft noch eine Platte
für den Blinddruck und eine für den Mikadruck hinzu.
Unter Blinddruck versteht man den Druck mit
nicht eingefärbten, also trockenen Platten, womit Reliefs,
wo es erforderlich erscheint, in das weiche und starke
Papier hineingepreßt werden, wie es ähnlich mit un
seren Blindstempeln geschieht. Mika ist ein Perlmutter-
staub, welcher statt der Farbe benützt wird, und einen
weichen matten Silberglanz besitzt.
Daß diese Platten genau übereinanderliegend ge
druckt werden müssen, ist selbstverständlich; zu diesem
Zwecke befindet sich auf der ersten Platte, der Umriß-
und Waltner druckte. Auch für die englischen Künstler
Edwin Edwards, Heseltine, Seymor, Haden und Whist
ler arbeitete dieser hervorragende Meister des Künstler
druckes.
Bei der Radierung ist das Drucken von großer Be
deutung, es ist ebenso wichtig wie das Zeichnen und
das Aetzen. Jeder Radierer weiß, welche Effekte man
durch die künstlerische Behandlung der fertig geätzten
Platte beim Drucken noch erreichen kann; besonders
aber bei dem farbigen Druck. Aus diesem Gründe ist
der Maler-Radierer, wenn möglich, auch selbst der
Drucker oder er steht zum mindesten dem Drucker bei
der Arbeit zur Seite, was bei den ersten Drucken wohl
unbedingt notwendig ist. So ist es auch beim japanischen
Farbenholzschnitt, er erfordert als Drucker einen gan
zen Künstler, was auch zumeist der Fall ist, weniger
wegen der notwendigen Genauigkeit bei dem Aufein
anderdrucken der Platten, als hauptsächlich wegen der
Farbengebung. Ein mechanisches Uebefstreichen der
Druckplatte mit der bestimmten Farbe genügt hier nicht,
die Platte verlangt eine künstlerische Behandlung. Hiezu
gehört die Wahl der Farben, ihre Abtönung und das Ver-