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Internationale Sa mm ler- Zeitung.
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genannte chinesische Wolkenband, das Hackenkreuz, die Nelke,
der Granatapfel, geometrische Muster und so weiter, die im
ganzen Orient anzutreffen sind, und das kommt -daher, daß
gegenseitige Entlehnungen von allem Anfang an gang und gäbe
waren. Wohl unterscheidet man vier Hauptgruppen des orien
talischen Teppichs: die tiirkisch-anatolische, die kaukasische,
die persische und die zentralasiatische Gruppe, aber der
Uebergänge, der Grenzüberschreitungen gibt es so viele, daß
eine reinliche Scheidung nicht immer möglich ist. Das gilt ins
besondere auch von den türkisch-anatolischcn Teppichen, die
sich, wie vielleicht keine andere Gruppe, als eine Mischrasse
zu erkennen geben, ln den »weißen« Teppichen mit ihren bis
her noch nicht genügend erklärten, offenbar symbolischen
Ornamenten spricht deutlich das asiatische Hinterland seine
Sprache, während in den Kulaexemplaren die phantasieerfüllte
Blumenornamentik Mittclpersiens zu Worte gelangt. Das
Hauptmerkmal der türkisch-anatolischen Teppiche ist demnach
in einem überaus stark ausgeprägten Zug zur Stilisierung von
weither bezogenen Motiven zu suchen. Das ist um so mehr
begreiflich, als sich die persisch-orientalische Kultur in lang
samem Vordringen Kleinasien als ein Neuland ihres Einflusses
und ihrer Machtsphäre eroberte und die hier Wurzel schlagende
Kunst sich in einer Umwandlung ererbten Lehngutes betätigte,
ohne cs zu streng umrissenen Schöpfungen eigenster Er
findung bringen zu können.
Und schließlich noch eines. Die Ausstellung der sieben-
bürgischm Türkenteppiche, die gewiß zu den am besten ge
lungenen Veranstaltungen des Landes-Kunstgewerbemuseums
gehört, ist ein lebendiges Dokument zur Geschichte der
ungarländischen, insonderheit der siebenbürgischen Kultur.
Wir wissen es aus ungezählten urkundlichen Belegen,
daß von Siebenbürgen aus mit den angrenzenden Ländern
der Türkei vor und nach der Schlacht von Mohacs ein leb
hafter Handelsverkehr stattgefunden hat. Was die östliche
Provinz des Reiches an Rohmaterialien, dann an Waren des
Gewerbes jeder Art hervorbrachte, fand auf türkischem Ge
biet» glatten Absatz, und wieder war man es in den säch
sischen Städten gewöhnt, besonders Lederwaren, Stoffe,
seidene Gürtel und neb°n verschiedenen anderen Gebrauchs
artikeln b-sonders Teppiche aus der Türkei zu beziehen. So
sind im Jahre 1.-03 nach Brasso, wie die Vigesimalrechnungen
berichten, von kleineren Posten abgesehen, durch die Kaufleute
Simon Grott 48, Johannes Kylhau und Ayldn 53, Peter Schwarz
79 Teppiche eingeführt worden. Und so ist das in bald kleinerem,
bald geringerem Maße fortgegangen, bis allmählich die Be
ziehungen zur Türkei locker wurden. Noch im achtzehnten
Jahrhundert gelangten orientalische Teppiche nach Sieben
bürgen. Viele von den importierten Teppichen wurden weiter
in das Land hinein und von da bis zur Nordsee geschafft, ein
beträchtlicher Teil aber blieb in dem Besitz der sächsischen
Patrizier, Ratsherren, Geistlichen und vor allem im Besitz
der Zünfte. In Erbschaftsprotokollen, in den Ausgabenverzeich
nissen der Städte, in den Inventarien der Kirchengemeinden
begegnen sie uns auf Schritt und Tritt. Sie wurden nicht so
sehr als Bodenbelag in Gebrauch genommen, sondern dienten
hauptsächlich als Tisch- und Bettdecken, in den Kirchen als
Schmuck der Bankpulte. Unter den Geschenken, die verdien
ten Männern, der Gemeinschaft ebenso wie -den Großen des
Reiches, den Königen, Fürsten, Woiwoden und Gesandten bei
feierlichen Gelegenheiten aus dem gewissenhaft befolgten
Gebot der Courtoisie vonseiten der Städte. Zunftvorsteher,
vonseiten der Meister der handwerklichen Genossenschaft dar
gebracht wurden, fehlte selten der Teppich. Es ist demnach
verständlich, daß sich antike Teppiche kleinasiatischer Her
kunft hauptsächlich bei den Sachsen in Siebenbürgen erhalten
haben. Trotz der Unachtsamkeit, mit der man diese wertvollen
Textilarbeiten aus Unkenntnis ihres hohen Wertes behandelte,
verschleuderte, zugrunde gehen li a ß, sind im Besitz der evan
gelischen Landeskirche rund 500 Stück bis auf den heutigen
Tag gerettet worden. Die meisten nennt die Schwarzkirche
in Brasso ihr eigen, 116 an der Zahl.
So sind es denn mannigfache Perspektiven, die die Be
trachtung der im Landes-Kunstgewerbemuseum der Hauptstadt
zur Schau und zum Studium, zur Belehrung und zu reinem
künstlerischen Genießen zusammengetragenen alten sieben-
bürgischen Kirchenteppiche, wie wir sie nun einmal nennen
wollen, eröffnen. Wenn es wahr ist, daß historischen Aus
stellungen eine wohlverstandene und wohlerlaubte Tendenz
für die Gegenwart innewohnt, so gilt es gewiß auch von dieser
Ausstellung, die zu schaffen ein dankenswerter und verdienst
voller Gedanke gewesen ist, denn durch eines unterscheidet
sich die Kunst der Vergangenheit von dem, was sich in unserer
Zeit so oft als Kunst ausgibt, daß sie ohne Nebenabsichten,
völlig tendenziös, -ohne ängstliches Suchen nach Besonder
heiten, ohne Pochen auf das Recht der Persönlichkeit, lediglich
aus den Tiefen eines im reichsten Strom hervorsprudelnden
künstlerischen Gefühls geschaffen wurde. Und dieses Gefühl
war so stark, so lebensfrisch, daß sich ihm die Mittel zur
Wiedergabe jeglichen formalen und koloristischen Gedankens
wie von selbst darboten. Nichts an ihr war gemacht, mühselig
erfunden, qualvoll konstruiert, und darum atmet sie so ganz
in den Höhen einer reizvollen Fröhlichkeit, einer gewinnenden
und überzeugenden Harmonie. Das ist es, das auch der Aus
schnitt aus dem großen Kapitel der orientalischen Kunst, den
wir in den Räumen des Instituts auf der Ucllöerstraße ver
körpert vor uns sehen, verkündigen will. In Siebenbürgen hat
ein Teil Orient seine Zufluchtstätte gefunden, und daß neben
privaten Sammlern und den reformierten Kirchen die evan
gelischen Gemeinden des alten Sachsenlandes ihre treu be
hüteten Schätze einem der vornehmsten Kunstinstitute des
Landes willig zur Verfügung stellen, darf anerkennend her
vorgehoben werden. N. p; j_
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Chronik.
Bibliophilie.
(Eine deutsche Bibliothek in Cambridge.)
Otto Beit in London hat der Universität Cambridge
60.000 Mark zur Verfügung gestellt. Mit dieser Summe soll eine
deutsche Bibliothek geschaffen werden und dem Schröder-
Professor für deutsche Sprache und Literatur, Dr. Karl
Breul, und _ später dessen Amtsnachfolgern, unterstellt
werden. Die Bibliothek ist besonders zur Förderung des wissen
schaftlichen Studiums der deutschen Sprache, Literatur und
Kunst an der Universität Cambridge bestimmt. Daneben soll
sie aber auch der ganzen, sich für deutsche Art und Kunst
interessierenden akademischen Welt von Cambridge unter
gewissen Bedingungen zugänglich sein. Das höhere Studium
des Deutschen wird in Cambridge schon seit 1884 eifrig be
trieben.
(Zur Zentenarfeier der Kaiserlichen
Bibliothek in Petersburg.) Die Geschichte der An
fänge der Petersburger Bibliothek hängt mit derjenigen der
Teilung Polens am Ende des 18. Jahrhunderts zusammen. Im
Jahre 1761 vermachte der feinsinnige Bücherfreund Graf Josef
S a 1 u ß k i, Bischof von Kiew und Mitglied einiger Akademien,
seine reichhaltige und großartige Bibliothek dem polnischen