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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 13
für 100 bis 300 Mark. Vier Briefe von Anzengruber ergaben
zusammen 100 Mark. Für Briefe von Goethe an Friedrich
Ludwig Schröder wurden 1150 bis 1900 Mark gezahlt und das
Stammbuchblatt des Dichters (neun Verszeilen auf einem
Kupferstich,.Ruine Haustein bei Göttingen“) kaufte das städti
sche Museum in Göttingen für 2260 Mark. Ein Widmungsblatt
Heines erreichte 2100 Mark, für Briefe des Dichters bot man
360 und 380 Mark. Schiller-Briefe kamen auf 1500 Mark.
Der von der „Internationalen Sammlerzeitung“ abgedruckte
Vierzeiler von Gottfried Keller erzielte 205 Mark.
Bilder.
(Ein gestohlenes Leibl-Bild.) Aus München wird
uns berichtet: Aus der Kunsthandlung Caspari wurde ein
Gemälde Wilhelm Leibis, darstellend den Kopf eines Bauern
mädchens, auf Holz gemalt (in Waldmanns Leibi-Werk unter
Nr, 227 verzeichnet), durch Einbruch gestohlen. Der Schätzungs
wert beträgt M 38.000.
(Aus der Kaiserhalle in Potsdam) ist ein großes
Ölgemälde von Hans Dahl, betitelt ,,Das tiefe Tal“, gestohlen
worden.
Numismatik.
(Auktion in München.) Otto Helbings Nachfolger
in München versteigert am 14. Juli zwei bedeutende Samm
lungen von Münzen und Medaillen. Der Katalog (3875 Nummern,
und 22 Lichtdrucktafeln), enthält eine Spezialsammlung von
Geprägen der badischen Lande, sowie Münzen und Medaillen
aller Zeiten und Länder, darunter viele Seltenheiten.
(Die Stuttgarter Münze im Kriege.) In der
letzten Sitzung des Würtembergischen Vereines für Münz
kunde sprach Münzmeister Dr. Moser über die Tätigkeit
der Stuttgarter Münze während des Krieges. Die Herstellung
größerer Münzen bis herunter zu 2 Mark wurde bald nach
Kriegsbeginn eingestellt. Neue Einmarkstücke gab es noch
längere Zeit. Die darunter liegenden Werte wurden über die.
ganze Kriegsdauer in mehr oder weniger großen Mengen
geprägt. Aus Mangel an den üblichen Münzmetallen für
Kleingeld, Nickel, Kupfer und Zinn mußte zum Eisen,
Aluminium und Zink gegriffen werden. Bis Ende Februar 1919
wurden in der Stuttgarter Münze 100■ 3 Millionen Stück
Kriegsersatzmünzen zu 10, 5 und 1 Pfennig geprägt. Be
deutenden Aufschwung nahm die Münzstätte, nachdem ihr
im Frühjahr 1917 die Versorgung des neuen Königreichs
Polen mit eisernen Scheidemünzen übej tragen war. Zur Be
wältigung der dadurch erwachsenen Aufgaben mußten Be
triebserweiterungen vorgenommen werden, durch welche die
Münze nach Größe und Leistungsfähigkeit an die zweite
Stelle der deutschen Münzstätten aufrückte. Durchschnittlich
wurde neben den Reichsprägungen wöchentlich etwa eine
Eisenbahnwagenladung polnischen Eissngeldes in Werten zu
20, 10, 5 und 1 Pf. fertiggestellt. Bis Mitte November 1918
waren 162 Millionen Stück geprägt. Außerdem fanden im
Jahre 1918 AuSmünzungen für Bulgarien und Luxemburg
statt. Die von Prof. Eberbach (Heilbronn) modellierten
Notmünzen der Oberämter Neuenburg und Oberndorf stammen
aus der Stuttgarter Münze. Die Medaillenprägung im Kriege
beschränkt sich im wesentlichen auf Militärverdienstmedaillen
in Gold und Silber. Neu entstand nach Modellen von
Prof. Habich die von König Wilhelm zur Feier der
goldenen Hochzeit verliehene verdoldete Medaille. Aus Be
dürfnissen des Krieges wurde als Nebenzweig der Münze
eine Werkstätte für Ordensherstellung 1915 eingerichtet.
Neben sämtlichen württembergischen Orden wurden in ihr
eiserne Kreuze und Verwundetenabzeichen angefertigt. Die
Zahl der Arbeiterschaft der Münze betrug mehr als das
zehnfache des letzten Friedenstandes.
(Notgeld.) Infolge Mangels an Ein- und Zweikronen
noten, der durch Einschleppen in die tschechoslowakische
Republik entstand, haben Krakauer Gast- und Kaffee
häuser eigene Koupons mit Unterschrift des Eigentümers
ausgegeben, die auf den Betrag der gemachten Zc-che lauten.
Philatelie.
(Die neuen abessinischen Marken.) Nach zweijähriger
Verzögerung sind jetztdie neuen abessinischen Marken ausgegeben
worden. Nach der Krönung der Kaiserin Zeondita wurden
die Briefmarken in Frankreich in Auftrag gegeben, konnten
aber dort wegen Papiermangels nicht ausgeführt werden.
Nun wurde die Arbeit einer Berner Druckerei übertragen,
aber der Druck der von der abessinischen Regierung vorge
schriebenen Entwürfe erwies sich als unmöglich. Daraufhin
wurde die Anfertigung neuer Zeichnungen dem jungen Schweize
Künstler Walter Piattner übertragen, der die Aufgabe zu
Zufriedenheit der abessinischen Regierung löste. Elf verschie
dene Zeichnungen finden in den Markenserien Verwendung.
Das Bild der Kaiserin ist auf den höchsten Werten dargestellt,
während das des Thronerben Ras Tafari auf den 1-, 2- und
4-Gersch-Marken erscheint. Die übrigen Zeichnungen zeigen
die berühmtesten Wild arten Abessiniens: Antilopen, Giraffen,
Leoparden, Löwen, Büffel, Rhinozeros und Strauß.
(Provisorien von Cilicien.) Eine Seltene Neuheit auf
dem Briefmarkenmarktc sind die vorläufigen Briefmarken
der alten Provinz Cilicien. Sie sind von den französischen
Behörden in Adana ausgegeben und bestehen aus den verschie
denen türkischen Briefmarken, auf denen in Schwarz mit
Hilfe einer Handpresse das einzige Wort „Cilicie“ übergedruckt
ist.
Uhren.
(Gustav Speckhart f.) Aus Nürnberg wird der Tod
des Uhrmachers Gustav Speck hart gemeldet, dessen Ruf
als Sammler und Schriftsteller weit über die Grenzen seines
engeren Vaterlandes hinausging. Seine Uhrensammlung, nach
der seines Berliner Fachgenossen Marf eis die größte in Deutsch
land, ging 1896 durch Kauf in den Besitz des Kommerzien
rates Junghans in Schramberg (Wiirttenberg) über, der sie
seiner Heimatstadt zum Geschenke machte. Sie bildete den
Grundstock des “Deutschen Museums für Zeitmeßkunst“,
mit dem sich die durch ihre Uhrenfabrikation bekannte Stadt
Schramberg einen großen Anziehungspunkt für Uhrensammler
und Uhrmacher schuf. Speckhärt verdanken wir die Neube-
aibeitung von Claudius Säumers „Zeitmeßkunst“ in zwei
■ stattlichen, mit vielen Illustrationen geschmückten Bänden,,
eine Monographie über den Eifinder der Taschenuhren, Peter
Hele, sowie viele kleinere wertvolle Abhandlungen. Er stand
auch im Briefwechsel mit der als Uhrensammlerin bekannten
Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, von der sich
so mancher interessante Brief im Nachlaß Speckharts finden
dürfte.
Plakate.
(Plakätwettbewerb.) Der Verband „Schweizer Woche"
eröffnet unter Aussetzung einer Preissumme von 1200 Franken
einen Wettbewerb für das Plakat der Schweizer Woche 1919.
Nur Schweizer Künstler können sich beteiligen. Interessenten
können das Wettbewerbsreglement beim Zentralsekretariat des
Verbandes „Schweizer Woche“ in Solothurn beziehen.