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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

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Weitere Transportschwierigkeiten bieten sich von hier bis Meran , denn erst dort 
kann der Marmor auf die Eisenbahn verladen werden. 
Diese Qschlechten Communicationsmittel beeintraclitigen die Con- 
curren zfähigkeit mit dem Carrara-Marmor, der noch dazu einen weltberühmten 
Namen hat, dessen Klang Jahrhunderte alt ist. Es ist nicht zu wundern, dass selbst bei 
gleichen Preisen Alles lieber nach dem alten, langst bekannten und bewahrten Materiale 
greift, als mit neuem Versuche macht. Daraus schon geht hervor, dass hier die hohe 
Regierung als maßgebender Factor eintreten und die Initiative ergreifen müsste, ihren 
Bedarf an weißem Marmor nur im Vintschgau zu decken. Dann würden die vortren- 
lichen Eigenschaften des Laaser Marmor allgemeiner bekannt, an Nachahmung wurde es 
nicht fehlen und Bestellungen auf denselben würden folgen. 
Bei dem Baue des Parlanientshauses wurde der Laaser Marmor nicht in den Vor- 
dergrund gestellt und nur unbedeutende Bestellungen wurden dem Vintschgati zugeführt. 
So die Balkentrager in den Sitzungssalen, wovon sieben Stück in Laas ausgeführt wurden, 
während zu den anderen, sowie für zwei kleine Cviebelfelder blos die Rohsteine geliefert 
wurden und für den bedeutenderen Theil der Ausschmtickung des Aeußern Carrsra- 
Marmor bestimmt wurde. 
Die Ursache hiefür ist darin zu suchen, dass die Uiiion-Baugesellschaft das Material 
im Preise etwas hoher hielt. als sich dieser für Carrara-Marmor stellen würde; ander- 
seits haben die Wiener Bildhauer ein gewisses Vorurtheil gegen den Laascr Marmor 
und beanspruchten für die Ausführung in diesem Material mehr, so dass die Gesammt- 
ausgabe für die plastischen Arbeiten des Parlamentes sich um ca. zu Proc. erhöht hätte. 
Hätte man jedoch nicht nur das Rohmaterial aus Laas beziehen wollen, sondern 
dasselbe an Ort und Stelle verarbeiten lassen, so hatten sich die Transportkosten eines- 
theils und die Arbeitskosten anderntheils niedriger gestellt. 
Man rechnete auch auf die Verarbeitung an Ort und Stelle. Zu diesem Zwecke 
wurden die durch Herrn Joh. SIBiHIIÄUSCl" seinerzeit gegründeten Werkstätten für Marmor- 
arbeiten noch erweitert und die Gesellschaft, unterstützt durch die k. k. Fachschule, 
machte bedeutende Anstrengungen, sich aus der hiesigen Bevölkerung Arbeiter zu er- 
ziehen, die, aufgewachsen bei dem Materiale, rasch, sicher und daher auch billig arbeiten. 
Mit Benutzung dieser Arbeitskraft hatten sich die Gcsammtpreise für die Arbeiten 
gewiss nicht hoher, sondern eher niederer gestellt, als bei der Ausführung in Carrara- 
Marmor. Die Union-Baugesellschaft scheint diese Arbeitskraft nicht angeboten zu haben. 
Trotzdem mehrere Arbeiten für Wiener Bildhauer, so namentlich Vict. Tilgner, Anton 
Schmidgruber etc., zur Zufriedenheit ausgeführt wurden, das allgemeine Misstrauen war 
nicht zu besiegen und die Hände hier blieben unbeschaftigt. 
All' die Geldopfer, welche gebracht wurden, all' die Mühe blieb unbelohnt und so 
ist es nicht zu verwundern, wenn die ganze Unternehmung beinahe der Auflösung 
nahe ist. . 
Dies bewog die Union-Baugesellschaft, mit den Materialpreisen beinahe um ein 
Viertel herabzugehen und neuerliche Anerbietungeii zu machen, indem noch ein Theil 
der Arbeiten zur Ausschmückung des Parlamentes zu vergeben ist. 
Wenn es nun möglich ware, diese Arbeiten zu erlangen, so würde gewiss ein- 
treten, was bis jetzt nur frommer Wunsch gewesen: Die Vortrefflichkeit des Laaser 
Marmors mochte gewürdigt, seine Schönheit zur Darstellung von großeren plastischen 
Arbeiten erkannt werden und - was nicht gering in die Wagschale fallt- ein gutes, in- 
landisches Material würde im Lande selbst verarbeitet und hohe Summen brauchten 
nicht in das Ausland zu wandern. Für den Vintschgau aber wurde die so lang ersehnte 
Zeit kommen. wo die fast durchaus arme Bevölkerung durch ehrliche Arbeit einer bes- 
seren Existenz entgegengehen kbnnte. 
Laas, im Februar 1884. H. Lenz. 
Literaturbericht. 
Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Oesterreich. Im 
Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht redigirl 
von Dr. Franz Ritter von Haymerlc. Bde. l u. ll. Wien, Hölder, 
1882 E. 8. 
Bereits in unserer Nummer vom t. November 1881 haben wir den Werth dieser 
neuen Zeitschrift angedeutet, als eines Semmelorganes aller auf unser gewerbliches 
Unterrichtswesen bezugnehmenden administrativen Maßnahmen und Verordnungen, der 
Referate über die Sitzungen der Centralcommission für Angelegenheiten des gewerblichen
	        
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